„Die Leute suchen dort nicht das, was es in jedem Supermarkt gibt. Sie schätzen das Menschliche – die Beratung durch Produzenten, die vielleicht Tipps zur Zubereitung parat haben“, sagt Laurent Schwaller, wenn er über die Wochenmärkte in Luxemburg-Stadt spricht. Zwei gibt es derzeit in der Hauptstadt: den „Stater Maart“ mittwochs und samstags auf dem „Knuedler“ sowie den donnerstags stattfindenden „Garer Maart“. Laurent Schwaller und sein Team vom „Service événements, fêtes et marchés“ sind für die Organisation beider Märkte zuständig.
„Op de Maart“
In unserer Sommer-Serie nehmen wir Luxemburgs neun Wochenmärkte unter die Lupe. Was wird dort verkauft – und wie steht es um die Märkte?
Beim „Stater Maart“ auf dem Rathausvorplatz sind in dieser Saison rund 45 Stände vertreten, die meisten davon regelmäßig. „Es gibt einzelne Stände, die saisonbedingt nur punktuell dabei sind – etwa mit Erdbeeren oder Spargel“, erklärt Laurent Schwaller. Zwar findet man auf dem Knuedler immer die vertrauten Betriebe, doch laut Schwaller „ist es nicht jede Woche dasselbe“. Er sagt: „So einen Markt besucht man, um zu entdecken.“ Im September stehen die meisten Stände auf dem Knuedler. Die Geschäftsleute kommen aus Luxemburg oder dem nahen Ausland – denn Lokales wird in der Hauptstadt großgeschrieben.
Große Auswahl

Das Angebot des von 7.30 bis 14.00 Uhr stattfindenden Marktes ist breit gefächert und reicht von Antipasti über frischen Fisch, Fleisch, Obst und Gemüse bis zu hausgemachter Pasta und Käse. Sogar Crémant und Wein können vor Ort verkostet werden. Zudem gibt es Küchenkräuter, aber auch Blumen, Kakteen und andere Pflanzen – ein echter „Frischmarkt“, wie Laurent Schwaller es beschreibt. Ihm zufolge unterscheidet die Veranstaltung sich so vom monatlichen „Glacismaart“, auf dem neben Nahrungsmitteln auch Flohmarktschätze, Kleidung und Alltagswaren angeboten werden.
Der Verkaufsplatz in der Oberstadt hat laut Schwaller ein besonderes Highlight: „Man kann dort nicht nur die rohen Zutaten kaufen, sondern sich im Foodvillage auch gleich etwas zum Essen oder zum Mitnehmen bestellen.“ Anfangs waren die Foodtrucks nur in den warmen Monaten vor Ort zu finden, auf Wunsch der Geschäftsleute nun aber auch im Winter. Ihr Angebot reicht von Klassikern wie Grillwurst und Burgern bis hin zu libanesischen Spezialitäten und weiteren Leckereien aus anderen Ländern. Auch Grillhähnchen oder Lütticher Waffeln werden auf dem „Stater Maart“ serviert. An vielen Ständen ist Kartenzahlung übrigens problemlos möglich.
Mittwochs füllt sich der Markt zur Mittagszeit, samstags in der Regel schon gegen 10.00 oder 11.00 Uhr. „Am Wochenende geht es mehr ums Sehen und Gesehenwerden und um das Gesellige. Viele flanieren über den Markt und kaufen vielleicht noch Blumen für eine Einladung zum Abendessen“, so Schwaller. Er hat den Eindruck, dass vor allem Ältere kommen, eine Analyse der Kundschaft gibt es allerdings nicht. Auch einige 25- bis 30-Jährige hätten den Einkauf im Freien für sich entdeckt. Und: „Expats sind ein wichtiges Publikum. Ich gehe davon aus, dass sie das Marktgehen aus ihrer Heimat kennen und das Angebot auch hier gern nutzen.“ Zudem kommen viele Touristinnen und Touristen, die sich aber eher umsehen als viel zu kaufen. Vor allem samstags ist der Knuedler gut besucht.
Kritische Töne
Dennoch hatte auf dem Markt in Düdelingen ein Geschäftsmann im Gespräch mit dem Tageblatt gesagt, dass die Stadt Luxemburg ihre Märkte eher stiefmütterlich behandelt und diesen nur vor Wahlen Aufmerksamkeit schenkt. Schöffe Patrick Goldschmidt (DP) widerspricht: Ohne konkrete Zahlen zu nennen, sagt er, dass die Stadt viel Budget investiere und wie in Düdelingen auch mal kostenlosen Kaffee anbiete – nämlich zweimal jährlich. Zudem organisiere man Live-Cooking. Der für die Veranstaltungen und Märkte zuständige Schöffe zeigt sich allerdings offen für Kritik: „Es ist schade, wenn Geschäftsleute unzufrieden sind. Das kann man uns aber sagen, wir sind immer offen für neue Ideen.“
Auch der leitende Beamte des Dienstes verweist auf Investitionen und Werbung für den Markt. „Ich glaube nicht, dass wir diesen stiefmütterlich behandeln“, so Laurent Schwaller. Den Vorwurf kann man vielleicht aber in Bezug auf einen anderen Markt gelten lassen: nämlich auf den „Garer Maart“ auf dem Pariser Platz. In den Sommerferien und bei schlechtem Wetter kann es nämlich schon mal vorkommen, dass auf der einen Seite des Platzes lediglich einer und auf der anderen Seite zwei Stände stehen – statt der üblichen acht. Kundschaft ist dann kaum vor Ort zu sehen. Laut Schwaller ist dieser Wochenmarkt jedoch „bewusst kleiner gehalten“.
Mehrere große Märkte pro Woche lohnen sich dem Leiter der kommunalen Dienststelle zufolge nämlich nicht – wie das Beispiel des Bonneweger Marktes zeigt. „Die Kundschaft kam einfach nicht. Wir haben den Markt von morgens auf nachmittags verlegt, doch auch das half nicht. Als wir vor Ort Animation angeboten haben, kamen die Menschen zwar zum Plaudern, aber nicht zum Einkaufen.“ Als auch die Händlerinnen und Händler das Interesse verloren, strich die Stadt die Veranstaltung und organisierte diese im März 2024 zum letzten Mal. „Ein Markt funktioniert nur, wenn die Leute regelmäßig kommen und nicht nur in den sozialen Medien die Idee loben“, sagt Laurent Schwaller.
Kleinerer Markt
Trotz des Aus für den Bonneweger Markt herrscht auf dem „Garer Maart“ in der Regel kein großer Betrieb. „Es gibt keinen riesigen Andrang, das muss man schon ehrlich sagen“, sagt Laurent Schwaller. Geboten wird auf der place de Paris laut Stadt Luxemburg eine „breite Produktpalette“, die unter anderem Geflügel, Kleidung und portugiesische Spezialitäten umfasst. Für den kompletten Lebensmitteleinkauf lohnt sich ein Besuch hier wohl weniger, doch findet man dort Produkte, die das eigene Herz oder – als Geschenk – das von anderen höher schlagen lassen.

Der „Garer Maart“ findet donnerstags von 7.30 bis 14.00 Uhr statt. Änderungen an diesem oder dem „Stater Maart“ in der Oberstadt sind laut Laurent Schwaller derzeit nicht geplant, kleinere Anpassungen seien aber möglich. Informationen zu allen Märkten in der Hauptstadt – auch zum Glacismaart oder Trödelmarkt – gibt es auf der Website der Gemeinde unter vdl.lu.
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De Maart



















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