Ein früher Dienstagnachmittag in Luxemburg-Stadt. Nach einem verregneten Morgen kommt die Sonne hinter den Wolken hervor. Menschen sind in der „Groussgaass“ unterwegs und holen sich noch schnell etwas zu essen, bevor es zurück an die Arbeit geht. Einige von ihnen sind gegen das Coronavirus geimpft, andere nicht. Und wiederum andere haben eine Ansteckung mit dem Virus überstanden und gelten nun als genesen. Unabhängig davon, was nun zutrifft, war das für die Arbeitgeber bisher nur bedingt von Relevanz – bis jetzt. Denn das am Montag in der Chamber gestimmte neue Covid-Gesetz hält fest, dass Betriebe und Verwaltungen in Luxemburg ab dem 1. November einen Impfnachweis, ein Genesungszertifikat oder einen zertifizierten, negativen Test von ihren Angestellten verlangen können.

Sowohl in Politik als auch von Arbeitgebern sowie Angestellten wurde die Einführung des Covid-Checks am Arbeitsplatz heftig diskutiert. Problematisch sehen einige vor allem die Tatsache, dass Arbeitnehmer künftig die Kosten für die erforderlichen zertifizierten Tests selbst tragen müssen. Dan Gantrel, Teilinhaber des Kleiderladens „Stitch“ sowie Inhaber des Skateshop „Olliewood“ und des Kinderbekleidungsgeschäftes „Troublemaker“ in der Hauptstadt, teilt diese Ansicht: „Wenn ich von meinen Mitarbeitern zertifizierte Tests verlange, sind damit ja Kosten für sie verbunden. Und sehr viel Aufwand, wenn sie dafür immer zur Apotheke oder zu einem Laboratorium müssen.“
Rund 25 Menschen sind in seinen Läden beschäftigt, hinzu kommen zehn Aushilfen. Das Covid-Check-System wird er nicht einführen. „Als Arbeitgeber habe ich einfach nicht die Befugnis dazu, meinen Mitarbeitern vorzuschreiben, dass sie sich impfen lassen sollen. Das sollte schon ihre eigene Entscheidung sein“, meint Dan Gantrel. Das Coronavirus nimmt der Geschäftsinhaber trotzdem sehr ernst: „Ob geimpft oder nicht – es ist doch wichtig, dass alle sich weiterhin schützen. Deshalb setzen wir vor allem auf Maskenpflicht und Desinfektionsmittel.“ Damit habe man in den vergangenen Monaten gute Erfahrungen gemacht und so ließen sich sowohl Kunden als auch Mitarbeiter schützen.
Prämie für Geimpfte

Im „Le Reservoir“ – einem Laden für Comics, Videospiele und vieles mehr – ist man noch unschlüssig darüber, ob der Covid-Check für Mitarbeiter eingeführt wird. „Wir besitzen den Laden zu zweit und müssen über diese schwierige Entscheidung erst noch sprechen. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass wir weitermachen wie bisher“, erklärt Geschäftsinhaber Christophe Ayroles. Das aus mehreren Gründen: So wolle man den sechs Angestellten nichts aufzwingen. Man kenne sich teilweise seit zehn Jahren und befürchte, dass es zu Spannungen im Team kommen könnte. Gleichzeitig habe man die Erfahrung gemacht, dass die bisherigen Maßnahmen wie Maskenpflicht und Desinfektionsmittel ausreichen. Und: „Wir hatten eine Prämie eingeführt, die alle Mitarbeiter bekommen haben, die sich bis Ende August haben impfen lassen.“ Überprüft wurde das durch das Vorzeigen des Impfzertifikats.
Ob in einem kleinen Blumenladen, beim Optiker oder im Pop-up-Store: In Gesprächen mit den Besitzern von Geschäften in der Hauptstadt mit nur wenigen Mitarbeitern erfährt man, dass der Covid-Check nicht wirklich benötigt wird. Denn Geschäftsinhaber und Angestellte kennen sich und wissen ohnehin bereits voneinander, dass man geimpft ist. So ist es auch bei Géraldine Schommer, der Besitzerin des „Mr Dixon“ in der rue des Bains. „Ich habe nur zwei Mitarbeiter und von ihnen weiß ich, dass sie geimpft sind“, sagt die Inhaberin, für die das Covid-Check-System keinen größeren Aufwand bedeutet. Sie gibt gleichzeitig zu bedenken, dass das Überprüfen der Gäste sehr aufwendig ist und manchmal auch schwer umsetzbar, wenn beispielsweise nur ein einziger Mitarbeiter für eine Schicht im Café ist.

Michel Rodenburg, der gemeinsam mit seiner Frau einen Kaufladen besitzt, spricht sich trotz Aufwand für das Überprüfen der Angestellten aus. „Ich würde den Covid-Check sofort einführen – aber bei uns ist es nicht notwendig. Wir tauschen uns regelmäßig mit unseren Mitarbeitern aus und wissen voneinander, dass wir alle geimpft sind“, erklärt der Ladeninhaber. Er ist sich darüber im Klaren, dass manche die Überprüfung der Mitarbeiter als problematisch ansehen, er allerdings sieht das anders. Auch da er am Anfang der Pandemie, als es noch keine Möglichkeiten zum Impfen gab, erlebt hat, wie einer seiner Kunden nach einer Infektion mit dem Virus verstorben ist. Für Michel Rodenburg ist deshalb klar: „Wir müssen aus dieser Krise raus und die Impfung ist eine Möglichkeit dazu. Deshalb müssen wir diesen Weg jetzt gehen.“

Die Zukunft wird zeigen, ob Betriebe weiterhin Vertrauen, aber auch Masken und Desinfektionsmittel für ausreichend befinden oder ob die Arbeitgeber doch auf Kontrolle setzen werden – und Nachweise von ihren Mitarbeitern verlangen. Voraussichtlich bis zum 18. Dezember sollen die neuen Regeln in Luxemburg in Kraft bleiben. Allerdings haben CGFP, LCGB und OGBL bereits angekündigt, gewerkschaftliche und juristische Schritte dagegen einzuleiten.
De Maart
Wenn's um Menschenleben geht, ist Vertrauen nicht angesagt, da ist Kontrolle gefragt.