„Für Kollegen schämen“Corona-Aktion spaltet deutsche Schauspielwelt  – Luxemburgerin Vicky Krieps mit ironischem Beitrag

„Für Kollegen schämen“ / Corona-Aktion spaltet deutsche Schauspielwelt  – Luxemburgerin Vicky Krieps mit ironischem Beitrag
Die Schauspielerin Vicky Krieps beim LuxFilmfest 2018  Archivfoto: Editpress

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Mehr als 50 Film- und Fernsehschauspieler verabreden sich in Deutschland zu einer gemeinsamen Protestaktion gegen die Corona-Politik der Bundesregierung. Mit dabei ist auch die Luxemburgerin Vicky Krieps. Viele Schauspielkollegen äußern sich entsetzt über die Videos.

Man kennt sie aus dem „Tatort“ oder der Erfolgs-Serie „Babylon Berlin“: Dutzende prominente Schauspielerinnen und Schauspieler haben in Deutschland in einer koordinierten Aktion die Corona-Politik der deutschen Regierung kritisiert.

Unter dem Hashtag #allesdichtmachen verbreiteten Künstler wie Ulrich Tukur, Volker Bruch, Meret Becker, Ulrike Folkerts, Richy Müller oder Jan Josef Liefers am Donnerstag bei Instagram und auf der Videoplattform YouTube gleichzeitig ironisch-satirische Clips mit persönlichen Statements. Auch die Luxemburgerin Vicky Krieps („Phantom Thread“, „Das Boot“, „Gutland“) macht mit – mit einem Videobeitrag auf Youtube.

„Ich persönlich finde, in dieser Zeit haben wir alle gesehen, wie gut das tut, sich endlich etwas zu entfernen, zu entfremden, den anderen nicht immer an sich heranlassen zu müssen“, sagt Krieps in dem ironischen Beitrag. „Vor allem, man weiß ja nicht, ob die Menschen gewaschen sind, die einem begegnen.“

Neben einigem Lob für die Kampagne hagelte es auch umgehend Kritik von Schauspielkollegen. Christian Ulmen etwa postete auf Instagram lediglich den Satz: „Heute bisschen für Kollegen schämen.“ Elyas M’Barek schrieb: „Mit Zynismus ist doch keinem geholfen.“ Jeder wolle zur Normalität zurückkehren, und das werde auch passieren. Hans-Jochen Wagner nannte die Aktion peinlich. Er verstehe sie nicht, schrieb der Schauspieler, der an Liefers gerichtet fragte: „Das kann doch nicht Dein Ernst sein.“ Nora Tschirner warf den Machern der Clips Handeln aus Langeweile und Zynismus vor.

#allenichtganzdicht

Satiriker Jan Böhmermann hielt der Aktion bei Twitter entgegen, das einzige Video, das man sich ansehen solle, „wenn man Probleme mit Corona-Eindämmungsmaßnahmen hat“, sei die ARD-Doku aus der Berliner Charité mit den Titel „Station 43 – Sterben“. Dazu stellte er den Hashtag #allenichtganzdicht und einen weinenden Smiley. „Die Schauspieler*innen von #allesdichtmachen können sich ihre Ironie gerne mal tief ins Beatmungsgerät schieben“, twitterte Moderator Tobias Schlegl, der auch Notfallsanitäter ist.

In den sozialen Medien stieß die Aktion teilweise aber auch auf Zustimmung: Beifall gab es etwa vom früheren Präsidenten des Inlandsgeheimdienstes, Hans-Georg Maaßen, der die Aktion auf Twitter „großartig“ nannte. Der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit sprach von einem „Meisterwerk“, das „uns sehr nachdenklich machen“ sollte. Die AfD-Bundestagsabgeordnete Joana Cotar twitterte: „Das ist intelligenter Protest.“ Sie feiere Jan Josef Liefers.

Der äußerte sich wiederum in einem Tweet: „Eine da hinein orakelte, aufkeimende Nähe zu Querdenkern u.ä. weise ich glasklar zurück“, schrieb der 56-Jährige auf Twitter. „Es gibt im aktuellen Spektrum des Bundestages auch keine Partei, der ich ferner stehe als der AfD. Weil wir gerade dabei sind, das gilt auch für Reichsbürger, Verschwörungstheoretiker, Corona-Ignoranten und Aluhüte. Punkt.“

Medien bleiben nicht verschont

In den Videos thematisierten die Schauspieler verschiedene Aspekte des Kampfs gegen die Pandemie: Liefers bedankt sich in seinem Clip etwa mit ironischem Unterton „bei allen Medien unseres Landes, die seit über einem Jahr unermüdlich verantwortungsvoll und mit klarer Haltung dafür sorgen, dass der Alarm genau da bleibt, wo er hingehört, nämlich ganz, ganz oben“.

Richy Müller atmet in seinem Clip abwechselnd in zwei Tüten und kommentiert ironisch: „Wenn jeder die Zwei-Tüten-Atmung benutzen würde, hätten wir schon längst keinen Lockdown mehr. Also bleiben Sie gesund und unterstützen Sie die Corona-Maßnahmen. Ich geh jetzt mal Luft holen.“

Die Kunst- und Kulturszene leidet seit mehr als einem Jahr schwer unter den Corona-Maßnahmen. Laut dem Bundesverband Schauspiel (BFFS) etwa haben viele der Schauspielerinnen und Schauspieler in Deutschland seit März 2020 kaum Einkommen. Dem Verband zufolge leben zwei Drittel bis drei Viertel aller Schauspielerinnen und Schauspieler von Gastverpflichtungen an Theatern, die aktuell nicht oder kaum arbeiten können. In Deutschland gibt es insgesamt etwa 15.000 bis 20.000 Schauspieler. 

Die Webseite allesdichtmachen.de war am Freitagmorgen nicht erreichbar. 

de Prolet
24. April 2021 - 18.55

Elias M'Barek bringt's auf den Punkt, wenn er behauptet, dass mit Zynismus keinem geholfen ist. Beim schwarzen Humor, sollte man allerdings aufpassen, dass einem das Lachen nicht im Halse stecken bleibt. Ausserdem hat jeder das Recht, seine Meinung über ein Thema-in diesem Falle Corona-zu äussern. Ob das einem gefällt oder nicht. Die Kriepsche Reaktion ist nicht eben von Toleranz und Respekt geprägt. Zu glauben sich über Andersdenkende erheben zu dürfen, zu können oder zu müssen ist eine arrogante Attitüde. Wenn man einem Tukur oder Liefers das Wasser nicht reichen kann, sollte man bescheidener autreten und den Ball flach halten.

Marco Goetz
24. April 2021 - 10.15

Humor ist, wenn man trotzdem lacht

Lucilinburhuc
23. April 2021 - 19.52

Satire ist einem den Spiegel vorhalten. Und das Passiert hier eindeutig. So wie das Licht sich im Spiegel reflektiert, so reflektieren wir unsere Gedanken, Gefühlen und Meinungen und kommen hoffentlich zu neuen Erkenntnissen: Corona hat auch entschleunigt und den Konsumzwang in Frage gestellt. Hoffentlich.

Paul
23. April 2021 - 16.37

Aber Hallo ! Jo Mme Krieps an déi 50 aner Schauspiller hun och e Recht hier Meenung auszedrecken esou wéi hinnen dat gefällt. Esou lues awer sëcher ginn weltweit ëmmer méi Meenungen an Standpunkter ewech radéiert ewéi et schon mol den Fall wor .

Sputnik
23. April 2021 - 15.30

Da haben Sie sich mit diesem Kommentar aber voll ans eigene Bein gepisst Frau kriebs! Denke dass Sie nun aber öfters duschen müssen, wenn gar nicht auf lange Zeit täglich mindestens zweimal bis diese an Ihnen selbstgemachten Gestank verschwindet. Kann mir nicht vorstellen dass in naher Zukunft einfache Bürger sich ihnen noch nähern werden,außer Sie duften wie ne Rose! In dem Sinne.

Serge
23. April 2021 - 15.09

Hat Madame Krieps und die 50 anderen wohlgenährten und wohlhabenden Schauspieler total den Bezug auf die Realität verloren? Vielleicht sollten die Krankenschwestern,Ärzte und das ganze Pflegepersonal in den Kliniken ihre wirklich lebenswichtige und systemrelevant wichtige Arbeit (gegenüber der Schauspielerei) für 10 Minuten unterbrechen und noch Applaus spenden?

Blücher
23. April 2021 - 14.18

Aus Solidarität mit den Obdachlosen, die nicht jeden Tag die Gelegenheit haben sich zu waschen, werde ich mich jetzt zwei Wochen lang nicht waschen und hoffe Ihnen nicht zu begegnen.

De klenge Frechdachs
23. April 2021 - 14.05

"Kritiséieren". Wann een näischt Konstruktives bäizedroen huet, soll een an dësen Zäiten, roueg sinn (domadder mengen ech net kopfnickend allem zouzestëmmen). Et ass eng Frechheet, dëse Message als "Satire" ze tarnen. Satire ass schlau, Satire ass iwwerluecht, faktesch. Dat hei ass keng Satire. Dat hei ass waarm Loft kanaliséiert. Geféierlech waarm populistesch Loft. A mengen Aen ass dat do di selwecht Taktik, wéi och aner Populiste benotzen. Et gëtt mam Fanger op di aner gewisen, op hir Verfeelungen, ouni awer eng aner Léisung, di Kapp a Schwanz huet, ze proposéieren. Sou spalte mir an dësen trauregen Zäiten, wou een u sech e gemeinschaftlechen Effort misst maachen, weiderhin. D'Gewënner herno ass net d'Vollek. Dat huet ee scho virun 80 Joer gesinn.  Divide et impera.

Den Aalen Dino
23. April 2021 - 12.27

Satire mag Satire sein, aber in Zeiten wo Rassismus im Fokus der Medien steht eine Aussage nicht abwertender sein kann.“Menschen die sich nicht gewaschen haben, sind auch Menschen“, Frau Krieps .Oder haben Sie unbedacht Ihre Äußerung im Äther verbreitet, die Obdachlosen , der nicht über Bad, fließendes Wasser,....verfügt vergessen?