Sonntag19. Oktober 2025

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ForumComparaison n’est pas raison

Forum / Comparaison n’est pas raison
 Foto: Eyad Baba/AFP

Kriege zwischen Israel und der Hamas hat es schon mehrere in den letzten 20 Jahren gegeben. Der Auslöser des aktuellen Kriegs war der Überfall der Terrororganisation Hamas auf israelisches Staatsgebiet am 7. Oktober 2023. Er begann mit dem Beschuss der israelischen Zivilbevölkerung mit Tausenden Raketen – eindeutig ein Kriegsverbrechen. Aber damit nicht genug. Claude Grégoire, in knappen emotionsfreien Worten, erwähnt pflichtschuldig, dass Terroristen grausam etwa 1.200 Menschen im Süden Israels, zum Großteil Zivilisten, ermordeten und etwa 250 Menschen in den Gazastreifen verschleppten, von denen Anfang 2025 noch etwa 100 Geiseln – tot oder lebendig – in Gaza festgehalten wurden. 

Dass die Führer der Hamas, anstatt sich auf das Wohlergehen ihrer Bevölkerung zu konzentrieren, sich seit ihrer Machtergreifung maßlos an Hilfsgeldern und -lieferungen bereichert, Unsummen an Geldern für den Bau von Terror-Tunneln und Kommandozentralen unter Krankenhäusern oder Schulen ausgegeben und sich regelmäßig – trotz Embargo – mit den modernsten Waffen versorgt haben, verschweigt Grégoire. Dass diese Terroristen ohne Uniform kämpfen, sich unter die Zivilbevölkerung mischen und von dieser gedeckt werden, ist u.a. ein Grund für die hohen Verluste an Zivilisten. 

Man sollte über den aktuellen Krieg im Gazastreifen diskutieren können, ohne Referenzen bei den Nazis zu suchen; weil solche Vergleiche unhaltbar sind, wie sogar der vormalige Präsident des CPJPO, Henri Grün, öffentlich kundgetan hat. Der Autor ignoriert dies geflissentlich, da es ihm darum geht, israelische Verantwortliche und Soldaten mit den Nazis gleichzusetzen. In seinem Beitrag geht es nicht um Frieden in Nahost – nicht einmal im Gebiet zwischen Mittelmeer und dem Jordan. Die 550.000 unter Baschar el-Assad gefolterten und ermordeten Syrer bekommen in der öffentlichen Debatte nicht mal einen Bruchteil der Aufmerksamkeit, die das CPJPO gegen Israel investiert. Die Gleichungen Israel = Nazi und israelische Armee = SS-Division dienen dazu, Israel und die Israelis zu verteufeln und auf ganz bösartige Weise zu verleumden. Unter diesen Umständen von Frieden in der Region zu reden, ist ungeheuerlich.

Laut RIAL und der international anerkannten Definition der IHRA sind solche Gleichsetzungen von Israelis und Juden mit Nazis antisemitischer Natur. Auch wenn wir der Meinung sind, dass sich der Spruch „Comparaison n’est pas raison“ oft bewahrheitet, wollen wir die Vorgehensweise von Grégoire benutzen und den Vergleich der Gräueltaten der Nazis 1944 in Oradour-sur-Glane mit den Aktionen der Terroristen 2023 im Süden Israels wagen.

Genozid ist zum Schlagwort geworden

Die Todesschwadronen der Hamas folgten am 7. Oktober 2023 in vielen Aspekten den grauenhaften Taten ihrer nationalsozialistischen Vorgänger. Die SS hatte alle männlichen Einwohner des Dorfes Oradour-sur-Glane niedergemetzelt, Frauen und Kinder in der Dorfkirche verbrannt und den Ort komplett zerstört. Die Terroristen aus dem Gazastreifen fielen über die Kibbuzim her und räucherten wehrlose Menschen in ihren Häusern und Schutzbunkern aus, erschossen diese auf ihrer Flucht vor dem Qualm oder ließen sie bei lebendigem Leib in ihren Häusern verbrennen. Dass es dabei zu Vergewaltigungen, Verstümmelungen und Leichenschändungen kam, erwähnt der Autor natürlich nicht. Er wirft dies höchstens den israelischen Soldaten vor – im typischen Umkehrmechanismus.  

Dass ein Teil der Palästinenser im Gazastreifen diese Aktion feierten – so wie auch ein paar Mitbürger hier in Luxemburg –, kommt in Grégoires Beitrag auch nicht zur Sprache. Dass Vertreter der Hamas betonten, der 7. Oktober sei lediglich eine Art Generalprobe gewesen, die man wiederholen würde, kann natürlich keine Regierung tolerieren, auch nicht die israelische.

Dies erklärt wohl auch die heftige israelische Reaktion und den Beschluss, die Hamas zu liquidieren. Dass dabei viele Zivilisten ihr Leben verloren haben und andere dort unter schwierigsten Bedingungen weiterleben, ist bedauerlich. Aber wie soll ein Land agieren, dessen Nachbarn seine Auslöschung wollen? Genozid ist zum Schlagwort geworden, und Grégoire benutzt es in seinem Artikel.

Was er nicht sagt: Laut Charta und den Ankündigungen der Hamas-Führer strebt diese Organisation nach wie vor die Zerstörung des jüdischen Staates an und redet freimütig von der Ermordung von Juden und der ethnischen Säuberung im dann gegründeten Staat Palästina. Ziel ist ein judenfreies Palästina nach dem Vorbild aller umliegenden arabischen Länder. Der Autor spricht, eingenommen von seiner eigenen moralischen Überlegenheit über alles jüdische Leben, von Doppelstandards und Doppelmoral der „Anderen“, proklamiert unbescheiden den zweifelhaften Erkenntnisfortschritt seiner Mitstreiter über die üblen Machenschaften der westlichen Wertegemeinschaft und säuselt dann abschließend kindlich gefühlsbeladen vom Weltfrieden, den er offenkundig unter islamistisch ausgerichteten Staats- und Lebensmodellen für machbar hält. Dank der gesetzlich verankerten Meinungsfreiheit darf er dies tun, ungestraft und coram publico. Kritiklos hinnehmen muss man das aber nicht. 

Bernard Gottlieb ist Präsident der „Recherche et information sur l’antisémitisme au Luxembourg“ (RIAL)
Bernard Gottlieb ist Präsident der „Recherche et information sur l’antisémitisme au Luxembourg“ (RIAL) Foto: Editpress/Hervé Montaigu
Grober J-P.
24. Januar 2025 - 10.37

Wie bezeichnet der H. Gregoire denn die Hamas, Friedenapostel, von Allah gesandt? Mich ekelt es an, dass auf beiden Seiten die Gotteskrieger das Sagen haben.