BasketballComeback-Wahnsinn: FLBB-Herren feiern Auftaktsieg in Rumänien

Basketball / Comeback-Wahnsinn: FLBB-Herren feiern Auftaktsieg in Rumänien
Freude im Luxemburger Lager nach der erstaunlichen Aufholjagd Foto: FIBA

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Es war ein Spiel, wie man es nur selten erlebt: Zum Auftakt der Vorqualifikation für die WM 2027 legen die FLBB-Herren eine unglaubliche Aufholjagd hin und drehen ein schon verloren geglaubtes Spiel in beeindruckender Manier. Am Ende setzt sich Luxemburg in der Verlängerung in Rumänien durch. Zum Matchwinner avanciert ein 20-jähriger Youngster.

Am Ende fasste sich Kapitän Alex Laurent mit beiden Händen an den Kopf, konnte es selbst wohl noch nicht so richtig glauben. Doch die FLBB-Herren hatten in ihrer Auftaktpartie der WM-Vorqualifikation in Rumänien das Unmögliche doch noch möglich gemacht. Während drei Vierteln sah eigentlich alles nach einer deutlichen Niederlage der Luxemburger aus: Eine oftmals zu statische Offensive, kein einziger von 16 Versuchen aus der Distanz, der im Ziel landete, und damit gerade einmal 38 Punkte nach dem dritten Viertel. Zudem war man auch im Rebound, gegen Kaliber wie Emanuel Cate (2,06 Meter), mit 19:34 fast schon hoffnungslos unterlegen. Alles sah nach einem rabenschwarzen Abend aus, der Gesichtsausdruck von Clancy Rugg, der kurz vor dem Ende des dritten Viertels zwei Freiwürfe vergab, schien Bände zu sprechen.

Zu diesem Zeitpunkt lag das Team von Trainer Ken Diederich mit 17 Punkten zurück und es sollte noch schlimmer kommen, denn auch in den ersten Minuten des letzten Durchganges dominierten die Rumänen weiter, nutzten ihre körperliche Überlegenheit unter den Brettern aus und vergrößerten ihren Vorsprung noch einmal auf 23 Punkte (61:38). Wohl niemand in der gut gefüllten Halle in Cluj hatte zu diesem Zeitpunkt noch daran geglaubt, dass die Gäste am Ende als Sieger vom Platz gehen würden.

Logelin und Kreps

Assistant-Coach Denis Toroman gratuliert „Man of the Match“ Max Logelin
Assistant-Coach Denis Toroman gratuliert „Man of the Match“ Max Logelin Foto: FIBA

Doch dann schlug die Stunde der beiden Youngsters, denn es waren Max Logelin und Malcolm Kreps, die auf dem Platz förmlich explodierten. Die beiden Talente brachten endlich das aufs Parkett, was das luxemburgische Spiel so bitter nötig hatte, nämlich Tempo. Und genau dieses schnelle Spiel sollte Rumänien vor große Probleme stellen. Während sich Kreps – der nach zwei Minuten Einsatzzeit im ersten Viertel schon mit drei Fouls vorbelastet war – die Steals sicherte, erzielte Logelin einen Korb nach dem anderen. Unterstützung erhielten sie von Oliver Vujakovic, der im Laufe des letzten Viertels immer mehr an Verantwortung übernahm.

Auf einmal drehte der Ball bei den Luxemburgern und nun traf Ben Kovac auch von der Drei-Punkte-Linie und machte sich damit wohl selbst das schönste Geburtstagsgeschenk. Plötzlich gab es wieder Hoffnung im Luxemburger Lager, zu verlieren hatte man jedenfalls nichts mehr und so kämpften sich die Gäste Punkt um Punkt heran. Aus einem 38:61 machten sie ein 65:65 und gingen 48 Sekunden vor Schluss durch zwei verwandelte Freiwürfe von Vujakovic sogar in Führung (65:67). Doch die Rumänen erholten sich noch einmal von diesem großen Schock und Girbea sorgte für den ersten Korb des Gastgebers seit rund fünf Minuten und rettete sein Team noch in die Verlängerung. 

Doch die FLBB-Herren brachten die Energie der letzten Minuten mit in die fünf Zusatzminuten, schwammen auf einer Euphoriewelle. Clancy Rugg, dem man anmerkte, dass er in den vergangenen Wochen angeschlagen war und der einen schwierigen Stand unter den Brettern hatte, ackerte weiter verbissen im Rebound und brachte Luxemburg in Führung (67:69). Die Rumänen glichen an der Freiwurflinie durch Cate aus. Doch erneut war Verlass auf den erst 20-jährigen Max Logelin, den Ken Diederich vor der Abreise nach Rumänien bereits hervorhob, weil er eine starke Trainingswoche hinter sich hatte. Und der Trainer sollte sich nicht irren, denn der Spartaner brachte sein Team nicht nur wieder in Führung, sondern erhöhte per Distanzwurf sogar auf fünf Punkte (69:74). Auch wenn die Rumänen mit einem Drei-Punkte-Korb antworteten (72:74), ließen sich die Luxemburger diesen Erfolg nicht mehr nehmen, kämpften als Einheit in der Defensive und es war erneut Logelin, der sich eiskalt präsentierte, seine beiden Freiwürfe verwandelte und den FLBB-Herren somit diesen Wahnsinns-Erfolg sicherte.

Kämpfende Einheit

An seinem 24. Geburtstag erzielte Ben Kovac 15 Punkte und war damit einer der Topscorer im FLBB-Lager
An seinem 24. Geburtstag erzielte Ben Kovac 15 Punkte und war damit einer der Topscorer im FLBB-Lager Foto: FIBA

Als Mannschaft mit großem Kämpferherz, eine der großen Stärken der letzten Jahre, haben sich die FLBB-Herren einmal mehr in dieser ersten Partie der WM-Vorqualifikation präsentiert. Ken Diederich rotierte viel und am Ende sollten zehn von elf eingesetzten Spielern auch treffen. Mit 15 Punkten waren „Man of the Match“ Max Logelin und Ben Kovac die beiden Topscorer im Lager der Luxemburger. Clancy Rugg und Oliver Vujakovic folgten mit jeweils 13 Zählern.

„Es war ein sehr schweres Spiel, drei Viertel haben wir nicht getroffen, die ersten 18 Dreier gingen daneben. Daran geglaubt, dass wir das Spiel noch drehen können, habe ich aber schon. Ich fand, dass sie uns irgendwie am Leben gelassen haben. Ich hatte das Gefühl, dass wir heran kommen können, wenn wir endlich besser treffen. Die Einstellung hat gestimmt. Es war ein ‚Win’ der neuen Generation. Wenn man sieht, was Malcolm und besonders Max zum Schluss gespielt haben, darauf kann man stolz sein“, so ein erstes Fazit von Trainer Diederich nach dem Spiel.

Nachdem die FLBB-Herren bereits in der vorletzten Qualifikationskampagne, die im Sommer 2022 endete, zweimal eine starke Leistung gegen die Rumänen abgeliefert hatten, sich aber vor allem im Heimspiel in der Coque (70:73) nicht belohnen konnten, können sie nun den lang ersehnten Sieg feiern. Nach einer schwierigen Kampagne im Sommer 2023, in der erstmals in der Amtszeit von Trainer Ken Diederich kein Sieg gelang, melden sich die Luxemburger Basketballherren nun umso eindrucksvoller zurück und dürften für das Heimspiel am Sonntag gegen Norwegen, die zweite Partie in dieser Vorqualifikation, sicherlich genug Werbung für sich gemacht haben. 


Statistik

„T“-Bestnote: Max Logelin (Luxemburg)
Viertel: 20:17, 19:10, 16:11, 12:29, 5:9
Rumänien: Cate 25, Richard 10, Kuti 8, Uta 8, Tohatan 7, Girbea 5, Dinu 3, Grasu 3, Diculescu 2, Somacescu 1, Maciuca 0, Nicolescu 0
Luxemburg: Logelin 15, Kovac 15, Rugg 13, Vujakovic 13, Kreps 6, Delgado 4, Laurent 4, Grün 2, Gutenkauf 2, Kalmes 2, Jack 0
Schiedsrichter: Sahin (TUR)/Ninkovic (SRB)/Mikulic (CRO)


Im Überblick

Programm, Gruppe B:
Am Donnerstag:

Rumänien Luxemburg 72:76 n.V.
Am Sonntag:
17.00: Luxemburg Norwegen (in der Coque)
21. November 2024:
Norwegen Rumänien
24. November 2024:
Luxemburg Rumänien
20. Februar 2025:
Norwegen Luxemburg
23. Februar 2025:
Rumänien Norwegen

Tabelle: 1. Luxemburg 1 Spiel/2 Punkte, 2. Rumänien 1/1, 3. Norwegen 0/0