Zu Heldinnen wurden Chloe Kelly mit dem entscheidenden Elfmeter und Hannah Hampton mit zwei Paraden. Alessia Russo (57.) hatte vor den Augen von Prinz William mal wieder ein Spiel für die Britinnen ausgeglichen, die schon in Viertel- und Halbfinale aus schier aussichtslosen Situationen märchenhaft zurückgekommen waren. Für die im Turnierverlauf so überzeugende Spanierinnen reichte es bei der ersten EM-Finalteilnahme nur zur anfänglichen Führung durch Mariona Caldentey (25.), die Titel-Premiere bei Europameisterschaften muss warten.
Weil eben England bei der 14. Europameisterschaft die Krone auch dank Wiegman erfolgreich verteidigte. Die Trainerin stand zum fünften Mal in Serie im Finale einer Welt- oder Europameisterschaft – und sicherte sich nach ihrem ersten Triumph mit den Niederlanden zum dritten Mal nacheinander den 6,7 Kilogramm schweren und 60 Zentimeter großen EM-Pokal.
Zum ersten Mal wiederholte sich die Paarung des WM-Finals (1:0 für Spanien) im Endspiel der folgenden Europameisterschaft. Entsprechend euphorisch war die Stimmung bei den Anhängern beider Teams, Tausende Fans feierten in der Basler Innenstadt bereits ab dem frühen Nachmittag ein friedliches Fußballfest.
Bessere Nerven
Während die Engländerinnen im Turnierverlauf gleich mehrere Rückstände gedreht hatten, glänzte Spanien über alle Spiele hinweg. Entsprechend selbstbewusst ging die Furia Roja das Endspiel an. „Wir sind ruhig, wir sind gelassen, wir genießen den Fußball. Wir haben keinen Druck – wir sehen dies als Chance, weiter Geschichte zu schreiben“, sagte Kapitänin Irene Paredes. Nach einer kurzen Abschlusszeremonie erwischte England vor 34.203 Zuschauern den besseren Start.
Alessia Russo brach nach langem Pass von Leah Williamson durch, doch Keeperin Cata Coll wehrte den Flachschuss stark ab (3.). Es entwickelte sich allerdings die zu erwartende Partie: Spanien übernahm mit gepflegtem Kurzpassspiel die Kontrolle, während die Lionesses gekonnt auf schnelle Umschaltaktionen lauerten. Nach einem Fehlpass von Coll im eigenen Strafraum bot sich Lauren Hemp die Riesenchance, doch die Torfrau machte ihren Patzer mit starker Fußabwehr wieder wett (19.).
Das rächte sich schnell: Auf der Gegenseite köpfte Mariona nach Maßflanke von Ona Battle bei der ersten Großchance perfekt in den Winkel. In der Folge verließ England der Mut, vor der Pause gab es kaum noch Entlastung. Und das, obwohl Super-Jokerin Chloe Kelly früher als erwartet ins Spiel durfte, weil sich Lauren James verletzte (40.). Mehr als einen ersten Warnschuss der Angreiferin gab es zunächst nicht (44.).

Nach dem Seitenwechsel änderte sich an der Dominanz der Spanierinnen wenig, sowohl Mariona (52.) als auch Alexia Putellas (55.) vergaben aus guten Positionen. Stattdessen köpfte Russo auf der Gegenseite aus dem Nichts eine Kelly-Flanke ein. Das gab den Lionesses Auftrieb, es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch mit viel Offensivdrang in beide Richtungen. Hannah Hampton rettete für England glänzend gegen Claudia Pina (74.).
Intensität und Spannung stiegen in der Verlängerung noch. Spanien drängte, England wirkte körperlich ausgelaugt, hielt aber stand – und hatte dann die besseren Nerven. (SID)
Statistik
England: Hampton – Bronze (106. Charles), Williamson, Carter, Greenwood – Walsh – Toone (87. Mead), Stanway (115. Clinton) – Hemp, James (41. Kelly) – Russo (71. Agyemang)
Spanien: Cata Coll – O. Batlle, Paredes, Aleixandri, Olga (106. Leila) – Patri – Bonmati, Alexia (71. Pina) – Athenea (89. Paralluelo), Mariona – Esther González (89. Vicky)
Schiedsrichterin: Stéphanie Frappart (Frankreich)
Tore: 0:1 Mariona (25.), 1:1 Russo (57.)
Gelbe Karten: Bronze, Hemp, Russo
Elfmeterschießen: Coll hält Elfmeter von Mead, 0:1 Patri, 1:1 Greenwood, Hampton hält Elfmeter von Mariona, 2:1 Charles, Hampton hält Elfmeter von Aitana, Coll hält Elfmeter von Williamson, Paralluelo schießt am Tor vorbei, 3:1 Kelly
Zuschauer: 34.203 (ausverkauft in Basel)
De Maart
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