Unerwartet war die Wahl von Claude Pundel zum Bürgermeister nicht. Der 44-Jährige ist ein alter Hase im Gemeinderat – erfahren und engagiert. Trotzdem hat er nach dem plötzlichen Tod seines Vorgängers alles getan, um Spekulationen oder eventuelle Ränkespiele um die Nachfolge zu vermeiden. Von Anfang an traten er und sein Schöffenkollege Mathis Ast (DP) nach dem Schicksalsschlag gemeinsam auf und teilten sich die Aufgaben.
Das Interesse an „seiner“ Gemeinde und deren Schicksal liegt Pundel sozusagen im Blut. 19 Jahre lang lenkte sein Großvater zwischen 1974 und 1993 als Bürgermeister die Geschicke Wormeldingens. Der Enkel erlebte mit, was das Amt schon damals bedeutete. „Er hat nie ein warmes Mittagessen bekommen“, sagt er. „Immer klingelte das Telefon oder es war sonst etwas.“
Zu den Zeiten gab es neben dem Bürgermeister – heute ginge das vielleicht in Notfällen als absolute „Minimalbesetzung“ durch – einen Sekretär, einen Gebühreneintreiber, einen Leiter des technischen Dienstes und vielleicht vier Arbeiter als Gemeindeverwaltung. Heute ist die Verwaltung in Wormeldingen auf 28 Mitarbeiter inklusive „Service technique“ angewachsen.
Früher Einstieg
Der Enkel steigt früh in die Gemeindepolitik ein. Er ist noch Student, als er 2005 zum ersten Mal in den Rat gewählt wird. Nach zwei eher reizlosen Studienjahren im Fach „Economie de gestion“ in Straßburg wechselt er nach Großbritannien. In Buckinghamshire, im Großraum London, legt er seinen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften ab und wechselt für den Master im Fach Management an die University of Bradford.
„Zu den Gemeinderatssitzungen bin ich aus England eingeflogen“, sagt er. In seiner Abschlussarbeit beschäftigte er sich mit dem Einfluss der Produktionsstandorte auf das Kaufverhalten: „Uhren aus der Schweiz, Autos aus Deutschland …“, sagt Pundel – und für Luxemburg ist er dann beim Wein. Das Winzerdorf, aus dem er stammt, ist schließlich die Riesling-Gemeinde überhaupt an der Mosel.
Die Lage „Koeppchen“ ist legendär und das „Riesling Open“ ein jährlich wiederkehrendes Großevent an der Mosel. 2023 wählte die Gemeinde erstmals im Proporzsystem. Pundel ist nach Max Hengel (CSV) der zweite auf der CSV-nahen Bürgerliste, die die Wahlen gewinnt. Neben der Gemeindepolitik engagiert der ehemalige Basketballspieler sich lange als Präsident des Fußballvereins FC Koeppchen.
Engagiert im Ehrenamt
„Das ist neben Familie und Beruf ein Fulltime-Job“, sagt Pundel. Er ist im Hauptberuf Geschäftsführer der einzelnen Gesellschaften der Bauernzentrale Cepal und hat eine ganz spezielle Haltung gegenüber Ehrenämtern. „Das ist die höchste Form der Selbstverwirklichung“, sagt er. Da verwundert es nicht, dass es nicht bei diesem Engagement bleibt. Zwischen 2017 und 2023 ist er neben der Tätigkeit im Gemeinderat Präsident des „Schoulsyndikats Billek“, in dem Wormeldingen zusammen mit Flaxweiler die Bildung für Kinder bündelt.
„Crèche“, „Précoce“, „Maison relais“ und Grundschule in einem Komplex am Standort Dreiborn ist eines der nächsten großen Projekte und eine Sache, in der er viele Kompetenzen hat. Wild gebaut wird nicht. Lediglich einen Neubau wird es in dem zukünftigen Komplex für Kinder zwischen ein und zwölf Jahren geben; bestehende Gebäude werden einbezogen und umgewidmet.
Wenn Pundel über die Projekte spricht, klingt es überlegt, durchdacht und nach einem Plan. „Ich bin kein Sprinter“, gibt er freimütig zu. Strategie und umsichtige Planung im Sinne von pragmatisch sind eher seine Sache. Über die rue Principale sagt er: „Hier fehlen Bürgersteige, das ist manchmal abenteuerlich – vor allem mit einem Kinderwagen.“
Handschrift des Vorgängers
Neben dem neuen Ortskern – ein Projekt für Jahre – ist die Sanierung der Hauptstraße das nächste greifbare Projekt, das er angehen wird. Und zwar nächstes Jahr. In Wormeldingen geht es Schlag auf Schlag. Wenn die neuen Gemeindeateliers, in denen nicht nur der technische Dienst unterkommt, sondern auch das CGDIS, in circa eineinhalb Jahren fertig sind, geht es im Ortskern weiter.
Die alten Gemeindeateliers sollen weg und vom neu belebten Ortskern aus den Blick auf die Mosel freigeben. Ein zeitgemäßes Kulturzentrum an alter Stelle für die rund 40 Vereine der Gemeinde ist geplant, sowie die Ansiedelung von Arztpraxen. Alle Planungen tragen die Handschrift von Max Hengel. Nachfolger Claude Pundel legt großen Wert darauf, dass sie erkennbar bleibt. „Mir fehlt er jeden Tag“, sagt er. „Er hatte noch so viele Ideen.“
De Maart









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