Dienstag21. Oktober 2025

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SchwimmenChristophe Audot: „Die JPEE können ein Karrierebeschleuniger sein“

Schwimmen / Christophe Audot: „Die JPEE können ein Karrierebeschleuniger sein“
Christophe Audot (1.v.l., hintere Reihe) ist überzeugt, dass es eine Medaillenflut geben kann Foto: Editpress/Julien Garroy

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Es herrscht Optimismus beim Schwimmverband. Nur einer der Topstars musste sich für die JPEE abmelden – Luxemburg reist also sozusagen mit einem Komplettpaket in die Pyrenäen. Nachdem die Frauen 2023 hinterherhinkten, soll die Wende in Andorra eingeläutet werden.

Tageblatt: Es sind neue Gesichter und alte Hasen im Aufgebot. Wie stellt sich das FLNS-Team zusammen?

Christophe Audot: Ich würde unser Team als sehr kosmopolitisch beschreiben, was ja eigentlich auch die Stärke der Spiele der kleinen Staaten ist: Es handelt sich um einen Wettkampf, bei dem es einen Generationswechsel geben kann. Da gibt es also die Schwimmer mit der größten Erfahrung – ich sage bewusst nicht die ältesten, da die Erfahrung nicht mit dem Alter korreliert –, die sich mit Athleten messen werden, von denen es für die große Mehrheit ihre erste internationale Auswahl sein wird. Die Spiele der kleinen Staaten beinhalten für mich also einen echten Transfer von Kompetenzen und Lernprozessen. Die „Neuen“ können sich also von den „Alten“ inspirieren lassen. Und das ist der große Vorteil der JPEE, dass es einen sportlichen Übergang gibt. Die große Schlussfolgerung davon ist, dass wir ein starkes Team haben – mit starken Frauen, viel stärker als noch vor zwei Jahren. Das ist also ziemlich gut.

Wie sieht es mit den Qualifikationsnormen aus – sprich gab es Schwimmer, die zwar die nötigen Zeiten geschwommen sind, aufgrund der Konkurrenz aber nicht nominiert wurden?

Bei den Mädchen gab es in diesem Sinne mehr Spielraum für Qualifikationen. Bei den Herren gibt es jedoch einige Strecken, auf denen es sehr schwer wird, die Lücke zu den aktuellen Topleuten zu schließen. Auf den 100 m Freistil haben wir zwei Luxemburger Schwimmer, die 48er-Zeiten schwimmen. Das ist schon ganz große Klasse und das Niveau unglaublich hoch. Da Remi Fabiani aber nicht anreisen wird, gibt es Platz für andere Gesichter. Auf den 100 m Schmetterling ist die Lage etwas anders, da es dort mehrere Schwimmer gibt, die infrage kommen. Die Konkurrenz ist groß. Das Gleiche gilt für die 100 m Brust, obschon es doch etwas weniger Athleten sind. Allerdings bleibt den besten Nachwuchsschwimmern der Weg im Moment versperrt, da die Zeiten von Finn Kemp und Joao Carneiro herausragen. Und ja, so gibt es einige Schwimmer, die die Zeiten geschwommen sind und aus den genannten Gründen leider nicht dabei sein können. Ich möchte allerdings betonen, dass wir uns als Trainerteam bewusst sind, welche Leistungen sie gebracht haben. Sie sind nicht vergessen. 

Welche Athleten werden die Kapitäne des Teams sein?

Ganz einfach: Von allen Schwimmern, die es gewohnt sind, zu Welt- oder Europameisterschaften zu fahren, erwarte ich, dass sie mit gutem Beispiel vorangehen, was die Ergebnisse, aber auch das Verhalten während der Wettkampfwoche angeht. Es liegt auch in ihrem Interesse, ein Umfeld mit vielen Schwimmern zu haben, die gut arbeiten und motiviert sind. Sie sind verantwortlich dafür, diese Bedingungen zu schaffen. Ich zähle auf sie, um die Trainer zu unterstützen.

Wie haben Sie diesmal die Rückkehr der „Amerikaner“, also der US-Studenten, empfunden?

Das ist sehr gut verlaufen. Es gibt ja nur zwei, die zu uns gestoßen sind, da Rémi Fabiani noch ein paar Angelegenheiten aufgrund seines Universitätswechsels abschließen muss. Er ist deshalb länger in den USA geblieben und kommt erst Anfang Juni zurück. Vor zwei Wochen kehrte Finn Kemp zurück und an diesem Wochenende Ralph Daleiden. Sie hatten sich beide schon eine gewisse Zeit lang darauf vorbereitet. Ich habe wirklich gespürt, dass sie Lust hatten, nach Hause zu kommen. Und so läuft alles sehr, sehr gut.

2023 war der Unterschied zwischen den Frauen und Männern im Team in puncto Medaillen riesig. Was erwarten Sie sich diesmal von den Mädchen?

Ich habe dieses Jahr große Erwartungen, wenn es um die Zeiten der Mädchen geht. Drei von ihnen waren beim letzten Mal schon waren. Jetzt sind es sechs. Es gibt also schon eine Steigerung und ich gehe davon aus, dass wir diesmal auch im Einzeln Medaillen holen werden. Das gab es beim letzten Mal eben nicht. Ich bin auch optimistisch, was die Staffeln angeht, und rechne ebenfalls mit Medaillen. Wir werden danach natürlich eine Bestandsaufnahme machen. Es wird auch immer einen Unterschied zwischen Mädchen und Jungen geben. Die Jungen sind nach wie vor sehr stark. Bei den Mädchen ist Island das Aushängeschild. Es gibt auch einen Andorraner, der sehr schnell schwimmt. Das ist ein sehr gutes Beispiel. Wir müssen das alles genau beobachten – und natürlich sollten die Jungs ihren Teil dazu beitragen. 

Wie viele Medaillen sollten es denn am Ende sein?

Das ist schwer zu sagen. Ehrlich gesagt konzentriere ich mich im Vorfeld darauf, die Bedingungen der Schwimmer so zu gestalten, dass sie dazu in der Lage sein können, so viele wie möglich zu holen. Im Moment sind sie alle auf die Vorbereitung fokussiert und sehr konzentriert. Natürlich würde ich mir wünschen, dass die Mädchen diesmal weitaus mehr in die Bilanz einfließen, als das in Malta der Fall war. Dass Rémi Fabiani fehlt, ist ein enormer Nachteil: Er hätte zweifelsohne im Sprint und auf den Rückenstrecken viele Medaillen gewonnen. Aber jetzt ist es eben Ralph Daleiden, der die Verantwortung übernehmen wird und mit gutem Beispiel vorangeht.

Wem trauen Sie zu, die große Überraschung der JPEE zu werden?

Ich glaube, dass das Kollektiv der große Gewinner sein wird: der Teamgeist und die gemeinsame Leistung in den Staffeln, in den einzelnen Rennen – und sogar beim Kampf um Gold oder Silber, da es in einigen Rennen wohl ein internes Kopf-an-Kopf-Rennen geben wird. Es würde mich freuen, wenn man auch eine gewisse Dominanz von Luxemburg erkennen kann – ich weiß nicht, ob es der richtige Begriff dafür ist, aber zumindest die Idee dahinter.

Sie haben Island bereits erwähnt. Welche Nation hat die größten Talente in den Reihen?

Die Nation mit der höchsten Aufmerksamkeit ist, wie bereits erwähnt, Island – und das sowohl kollektiv als auch bei den Mädchen. Ich würde behaupten, dass es bei den Jungs ausgeglichener ist und wir da ebenfalls ganz vorne anzusiedeln sind. Man darf nicht vergessen, dass es in Zypern immer sehr gute Schwimmer gibt. In Monaco und Malta sind sie sehr stark. Bei Monaco wird Lisa Pou an den Start gehen. Sie ist international bekannt für ihre „Open Water“-Rennen und landet bei Weltcups regelmäßig in den Top 5. Sie sollte also ihre Rennen gewinnen.

Wie ernst nimmt die FLNS die JPEE?

Die Bedeutung dieses Events ist für den Verband enorm, denn wie ich schon eingangs sagte, findet hier der Generationswechsel statt. Hier lernt man also am meisten und ich denke, dass die JPEE eine Art Karrierebeschleuniger darstellen können: Junge Schwimmer, die erstmals dabei sind, können danach selbst entscheiden, ob es das ist, was sie machen möchten. Die Kleinstaatenspiele sind mehr als ein Turnier. Sie können einen weiter nach oben bringen.

Was wissen Sie über das andorranische Schwimmbad, das Sie erwartet?

Ich kenne die „Piscina de la Ceradez“ gut und habe positive Erinnerungen an unser Trainingslager. Der Pool war zwischenzeitlich abgebrannt und ist jetzt wieder komplett renoviert worden. Ich habe gehört, dass er noch schöner ist als vorher. Sie ist nicht sehr groß, aber perfekt für die JPEE.

Einige Luxemburger stehen viele Starts und eine anstrengende Wettkampfwoche bevor. Kam der Organisatoren Ihren Anforderungen entgegen?

Das Programm hatte sich im Vergleich zu Malta sehr geändert. Mehrere Trainer mussten eingreifen, damit einige Anpassungen gemacht werden würden. Jetzt haben wir allerdings eine Konfiguration, die allen gerecht wird und vor allem uns allen einen schönen Wettkampf ermöglicht.

Schwimmen (14 Athleten)

Männer: Stanislas Chausson (50 m Schmetterling), Diogo Constantino (100 m Schmetterling), Ralph Daleiden (50 m Freistil,  100 m Freistil, 200 m Freistil, 50 m Rücken, 100 m Rücken), Anton Fedoseev (400 m Freistil, 800 m Freistil, 400 m Lagen), Florian Frippiat (100 m Schmetterling, 200 m Schmetterling, 200 m Lagen, 400 m Lagen), Julien Henx (50 m Freistil, 100 m Freistil, 50 m Schmetterling), Finn Kemp (50 m Brust, 100 m Brust, 200 m Brust, 200 m Lagen), Joao Carneiro (200 m Schmetterling, 50 m Brust, 100 m Brust, 200 m Brust)
Frauen: Maud Allar (50 m Brust, 100 m Brust,  200 m Brust), Jacqueline Banky (50 m Freistil, 100 m Freistil, 50 m Schmetterling, 50 m Rücken, 100 m Rücken, 200 m Rücken), Emma Barthel (200 m Schmetterling, 100 m Brust, 200 m Brust, 200 m Lagen, 400 m Lagen), Joyce Bleses (50 m Freistil, 100 m Freistil, 50 m Rücken), Lou Jominet (200 m Freistil, 400 m Freistil, 800 m Freistil, 1.500 m Freistil), Leeloo Reinesch (200 m Freistil, 50 m Schmetterling, 100 m Schmetterling, 200 m Schmetterling)
Betreuer: Martine Kerschen-Salentiny, Christophe Audot, Jérémy Bruggeman
Richter: Patrick Wester