MotorsportChris Leesch: „Wir wollen in jedem Rennen ums Podium fahren“

Motorsport / Chris Leesch: „Wir wollen in jedem Rennen ums Podium fahren“
Chris Leesch peilt in dieser Saison den Titel in der Superstock-Klasse an Foto: Rac41-Chromeburner-Honda/Facebook

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In seiner siebten Saison in der Endurance-Weltmeisterschaft will Motorradpilot Chris Leesch mit seinem Team Rac41 Chromeburner den Titel in der Superstock-Klasse holen. Im vergangenen Jahr war dem Luxemburger dies bereits gelungen, doch der Titel wurde ihm durch eine nachträgliche Disqualifikation vom Saisonfinale wieder aberkannt. Jetzt will er Revanche nehmen. Das Tageblatt hat sich vor dem Saisonstart in Le Mans mit ihm unterhalten.

Tageblatt: Noch drei Tage bis zum Saisonstart der Endurance-WM. Sind Sie bereit?

Chris Leesch: Ich bin am Montagabend hier (in Le Mans) angekommen, gestern (Dienstag) hatten wir bereits ein erstes freies Training. Wir haben in diesem sehr viel getestet, auch Dinge, die nicht funktionierten und wir sogleich verwarfen. Wir haben dabei eine sehr gute Basis und einen richtig guten Rhythmus gefunden. Wir fuhren die zweitbeste Zeit der Stock-Kategorie und die zehnte insgesamt. Das ist sehr positiv, denn normalerweise sind wir am Anfang der Woche noch nicht soweit.

Wie sind die Bedingungen für das Auftaktrennen in Le Mans?

Gemeldet ist ein trockenes Rennen, aber das will in Le Mans nicht immer etwas heißen. Wie letztes Jahr wird es auch wieder kalt, was insbesondere in der Nacht bei drei Grad schwierig wird. Da muss man mental stark sein und auch darauf achten, dass die Reifen auf Temperatur bleiben. Wie ich kalte Finger vermeiden soll, weiß ich aber noch nicht. Ich habe mich überall umgehört, aber keine wirkliche Lösung gefunden. Handwärmer und elektrisch gewärmte Handschuhe sind jedenfalls nicht möglich, weil vieles davon nicht homologiert ist und wir für unsere Zeiten auch den direkten Kontakt mit dem Lenker und Bremshebel brauchen. Ein doppelter Stint ist bei der Kälte unmöglich, da die Hände zu kalt werden und du irgendwann in den Bremsfingern gar kein Gefühl mehr hättest.

Und wie lauten die Ziele für das Rennen und die Saison?

Das Ziel bleibt natürlich das gleiche: Um den Titel der Superstock kämpfen. Wir haben im Winter sehr gut gearbeitet und wollen in jedem Rennen ums Podium fahren.

Wie will das Team denn einer Disqualifikation wie letztes Jahr vorbeugen (Red.: Der Benzintank war um 0,15 Liter nicht konform)? Der Tankinhalt wurde ja mit einer aufwändigen Druckmethode ermittelt, die nicht einfach zu kopieren ist.

Im Winter gab es viele Diskussionen zwischen dem Weltverband FIM und den verschiedenen Teams. Wir hatten ja nicht als einzige solche Probleme im Laufe der Saison. Auch die Zulieferer sind involviert. Das Ziel von allen ist natürlich, dass das nicht mehr vorkommt und noch gestern waren Offizielle bei uns in der Box, um Problemen vorzubeugen. Ich hoffe jedenfalls, dass diese Saison kein Team für ein Problem disqualifiziert wird, das ihm sportlich nicht mal einen Vorteil verschafft. Die Entscheidung soll auf der Strecke fallen.

Der Titel wurde dem Luxemburger letztes Jahr nach einer Disqualifikation im letzten Rennen aberkannt
Der Titel wurde dem Luxemburger letztes Jahr nach einer Disqualifikation im letzten Rennen aberkannt Foto: John Beneké

Wie sind Ihre Vorbereitungen auf diese Saison verlaufen?

Meine Vorbereitung war ziemlich ähnlich wie die letzten Jahre. Über den Winter war es allerdings für alle Teams schwierig, da wir oft schlechtes Wetter hatten und nur wenig testen konnten. Auch deshalb wollte ich unbedingt beim Auftakt der französischen Meisterschaft vor zwei Wochen hier in Le Mans dabei sein. Wir konnten dort bereits viel testen und es lief viel besser als erwartet. Ich bin auch noch einmal deutlich schneller als 2023 und fühle mich sehr wohl auf dem Motorrad. Ein Sturz im Nassen hatte zum Glück keine körperlichen Folgen.

Sie bleiben beim gleichen Team Rac41 Chromeburner, aber einiges hat sich geändert. Sie haben einen neuen Teamkollegen …

Martin Renaudin ist ein sehr guter und in Frankreich bekannter Pilot. Er fuhr bereits für Honda und kam jetzt zu uns ins Team. Wir haben uns gleich sehr gut verstanden und viel zusammengearbeitet, obwohl wir bei der Meisterschaft vor zwei Wochen eigentlich Konkurrenten waren. Ich kenne ihn gut, da wir auch schon bei mehreren Läufen der EWC gegeneinander gefahren sind. Er fährt auf einem ähnlichen Niveau wie ich und ich weiß, dass wir uns auf ihn verlassen können. Auf dem Papier sind wir jetzt noch ein wenig stärker geworden.

Und das neue Modell der Honda Fireblade?

Beim 2024er-Modell hat vor allem die Elektronik einen Entwicklungssprung gemacht. Es ist jetzt möglich, das Motorrad viel mehr und besser anzupassen. Das muss man natürlich vorher testen, weshalb es sehr wichtig war, vor zwei Wochen und gestern so gut weiterzukommen. Wir haben jetzt eine bessere Basis als 2023 und hoffen, das in den Rennen dann auch in einen besseren Rhythmus umzusetzen.

Dieses Jahr geht es auch für die Superstock-Klasse zum Rennen nach Suzuka.

Das Rennen gehört zu den legendären Events im Ausdauersport und mich freut es ungemein, dort antreten zu können. Für die japanischen Marken ist es das wichtigste Rennen überhaupt. Die Strecke ist beeindruckend, ein asiatisches Spa-Francorchamps. Schnell und schwierig zu lernen. Mit einer fanatischen Fangemeinde. Gegen die etablierten Teams vor Ort wird es für die europäischen Teams ein Lernjahr. Unser Ziel muss es sein, gegen unsere direkten Konkurrenten in der WM zu bestehen.

Das Rennen in Suzuka geht, ebenso wie Spa-Francorchamps, über acht Stunden. Was ist da der Unterschied?

Acht Stunden sind eigentlich ein Sprintrennen. Für einen Endurance-Fahrer ist das ziemlich kurz. Wenn alles gut läuft, fahren wir jeden unserer zwei, drei Stints wie einen Sprint. Wir halten uns also nicht zurück und fahren voll, was in Spa ein sehr intensives Rennen gibt. Allerdings fehlt mir die Nacht in Spa. Für mich war die Fahrt dort durch die Dunkelheit einer der Highlights meiner Saison.