Samstag25. Oktober 2025

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RümelingenCausa „Spektrum“: Kulturschöffe Jimmy Skenderovic besteht auf einer Gegendarstellung 

Rümelingen / Causa „Spektrum“: Kulturschöffe Jimmy Skenderovic besteht auf einer Gegendarstellung 
Das Kulturzentrum „Spektrum“ in Rümelingen Foto: Editpress/Alain Rischard

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Die Medienberichte über das Kulturzentrum „Spektrum“ lassen ihn nicht los: Der Kulturschöffe Jimmy Skenderovic räumt mit den Gerüchten um die Entlassung der Projektleiterin Teena Lange auf.

Jimmy Skenderovic (LSAP) läuft mit großen Schritten auf das Kulturzentrum „Spektrum“ zu. „Ich wurde aufgehalten“, grüßt er, einen Regenschirm in der Hand. Der Himmel in Rümelingen ist grau, als Skenderovic die Seitentür zum „Spektrum“ aufschließt – das Wetter passt zur Stimmungslage des Kulturschöffen und Verwaltungsratsmitglieds: Skenderovic ist aufgebracht über die Medienberichte Ende Oktober, welche die Entlassung der Projektleiterin Teena Lange im September aufgriffen.

Was bisher geschah

Kulturschöffe Jimmy Skenderovic bezieht Stellung zu „Spektrum“
Kulturschöffe Jimmy Skenderovic bezieht Stellung zu „Spektrum“ Foto: LSAP

Damals überschlugen sich die Meldungen. Zunächst hieß es, Lange sei wegen Mobbings und Misswirtschaft entlassen worden. Folglich zogen sich angeblich fünf Mitglieder des Verwaltungsrates – die Kuratorin Françoise Poos, die Künstlerin Karolina Markiewicz, der Kulturbeauftragte Pascal Useldinger, der Musiker Sacha Hanlet und Yann Logelin (Pro Sud) – aus dem Verwaltungsrat zurück. Aus Protest gegen Langes Entlassung, Intransparenz und die Neuausrichtung des Kulturzentrums. Im Lëtzebuerger Land beklagte Lange derweil fehlende Mittel zur Umsetzung des Konzepts und toxische Arbeitsverhältnisse.

Kritik, die Skenderovic auch Monate nach den Vorfällen nicht auf sich sitzen lassen will. Als er im Versammlungsraum des Kulturzentrums Platz nimmt, fällt es ihm schwer, die Geschehnisse zusammenzufassen. „Die Presse vermittelte den Eindruck: Es steht Aussage gegen Aussage“, moniert Skenderovic. „Das stimmt nicht.“

Skenderovics Stellungnahme

Skenderovic ist Teil des neuen Verwaltungsrats, der seine Arbeit 2024 aufnahm. Für den Präsidenten Gérard Jeitz rückte die Kassenwartin Carole Marx (LSAP) nach – laut Lange die größte Kritikerin ihrer Arbeit. Skenderovic betont seinerseits: Die Entlassung sei nicht auf eine persönliche Fehde zurückzuführen.

Der erste Verwaltungsrat habe sich bereits mit den Konflikten befasst, die Situation jedoch nie geklärt. Die Entscheidung, Lange zu entlassen, sei niemandem leichtgefallen. „In weniger als zwei Jahren haben drei von vier Mitarbeitenden gekündigt“, sagt Skenderovic. Übrig blieb Lange. „Wir hatten keine andere Wahl.“

Lange verstieß laut Skenderovic mehrfach gegen das Arbeitsrecht. Der Verwaltungsrat habe ein juristisches Gutachten eingeholt und auf dessen Grundlage Schlüsse gezogen. Besonders als Gemeinde sei es wichtig, das Arbeitsrecht und das ASBL-Gesetz zu respektieren. „Wir vertreten die Interessen der Allgemeinheit“, so Skenderovic. Hinzu kamen Differenzen bei der Programmgestaltung, die jedoch zweitrangig waren. Nach Skenderovic hatte Lange freie Hand, nutzte das aber nicht aus. Er warte bis heute auf eine Budgetaufstellung und eine mittel- bis langfristige Programmierung. Auf der Website sind für das Jahr 2024 (Februar-September) 15 Veranstaltungen vermerkt; in den Vorjahren waren es jeweils zwei. Inhaltlich habe sich niemand in Langes Arbeit eingemischt.

Mehrere Mitglieder des Verwaltungsrats sollen sich an der Leitung gestört haben. Offen darüber sprechen wolle nun niemand. „Die Stadt Rümelingen hat über sechs Millionen in die Umbauarbeiten investiert“, legt Skenderovic offen. „Wir kofinanzieren das Projekt mit 200.000 Euro jährlich.“ Er nennt das „ein klares, politisches Bekenntnis zu Kunst und Kultur“. Das Kulturzentrum unterhält 2024 zudem eine Konvention mit dem Kulturministerium in Höhe von 60.000 Euro. Dabei handelt es sich um eine Erhöhung um 10.000 Euro im Vergleich zu 2023. Es sei selbstverständlich, dass es demnach Erwartungen an das Projekt gebe – auch vonseiten der Menschen „aus dem Duerf“.

Kulturzentrum „Spektrum“

Das Rümelinger Kulturzentrum „Spektrum“ entstand im Rahmen der Kulturhauptstadt „Esch2022“. Das Konzept wurde von Impact Lab ausgearbeitet und sieht sowohl die Vermittlung immersiver, experimenteller Kunst als auch partizipative Ateliers, Residenzen und touristische Beherbergung vor. Das Gebäude ist an das Wohnhaus des Rümelinger Bildhauers Albert Hames angeschlossen. Weitere Informationen: spektrum.lu.

Keine Schlichtung

Vor der Entlassung fanden laut Skenderovic Gespräche und Schlichtungsversuche statt, über die der gesamte Verwaltungsrat informiert worden sein soll. Den Einladungen folgten einige Mitglieder nicht, unterstreicht Skenderovic. „Der neue Verwaltungsrat war vier Monate im Amt, als wir im Sommer mit Teena Langes Einverständnis einen Direktionsposten für ‚Spektrum‘ ausschrieben“, erinnert er sich. Ein Beispiel dafür, dass von Intransparenz keine Rede sein könne. „Wir wollten sie damit entlasten und ihr mehr Zeit für die Programmgestaltung geben.“ Entsprechend entrüstet ist Skenderovic über Langes Aussagen im Lëtzebuerger Wort: Die Gemeinde habe sie nie unterstützt. „Das ist eine Frechheit“, kommentiert er. Der Projektleiterin standen u.a. ein Wohnhaus und ein Dienstwagen der Gemeinde zur Verfügung.

Die Gerüchte einer Neuausrichtung des Kulturzentrums dementiert Skenderovic. Zuletzt brachte die Abgeordnete Djuna Bernard („déi gréng“) die Frage in einer parlamentarischen Anfrage an Kulturminister Eric Thill (DP) auf. „Das war nie unsere Absicht“, versichert Skenderovic. Das Gebäude sei punktuell für externe Veranstaltungen benutzt worden, um den Leerstand zu vermeiden. Vereinzelte Kooperationen mit Vereinen habe Lange selbst initiiert.

Und jetzt?

Als die Pforte des „Spektrum“ später hinter Skenderovic ins Schloss fällt, ist unklar, ob sich Langes ehemalige Mitarbeitenden und der Verwaltungsrat zu den Vorfällen äußern werden. Wenige Tage später ziehen sie die Teilnahme an dem Artikel zurück. Zu tief sitze der Frust über die bisherige Berichterstattung, heißt es. Skenderovic hält an einer Gegendarstellung fest.

Was das Publikum im kommenden Jahr im „Spektrum“ erwartet? Bevorstehende Veranstaltungen gibt es, gemäß den Infos auf der Website, keine. Das Team wird jedenfalls neu besetzt, u.a. mit einer Person, die zuvor gekündigt hatte. Namen nennt Skenderovic nicht. Klar ist: Teena Lange kehrt nicht ins „Spektrum“ zurück.