Samstag25. Oktober 2025

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Der Mann im MittelpunktCaritas-Kommission trifft Christian Billon, den Dirigenten der Übergangszeit

Der Mann im Mittelpunkt / Caritas-Kommission trifft Christian Billon, den Dirigenten der Übergangszeit
Charel Weiler (CSV) im Hintergrund: Er ist bereits der dritte Präsident der Sonderkommission „Caritas“ Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Erst im Krisenkomitee, dann Chef der neuen Organisation: Christian Billon stand im Mittelpunkt der Ereignisse des vergangenen Sommers, als die Caritas verschwand und die Nachfolgeorganisation HUT ihre Mitarbeiter und Aktivitäten übernahm. Nun stellt sich Billon den Fragen der Abgeordneten – mit durchwachsenem Ergebnis.

Es ist schon beinahe ein Ritual. Die Vertreter der Oppositionsparteien treten aus dem Sitzungssaal der Spezialkommission „Caritas“ und verkünden: Es gibt noch immer viele Unklarheiten. So beginnt auch das Fazit von Taina Bofferding nach dem Besuch von HUT-Verwaltungsratspräsident Christian Billon am Mittwochvormittag. Die LSAP-Fraktionschefin konstatiert einmal mehr, es sei „kein Wille“ da gewesen, „um die Caritas zu retten“. Der neue Präsident der Sonderkommission, Charel Weiler (CSV), kommt nach der Unterredung mit Billon zu einem anderen Schluss. Die beiden Entitäten Caritas-Stiftung sowie „Caritas Accueil et Solidarité“ hätten im Krisenkomitee entschieden, dass es keine andere Möglichkeit gegeben habe, als eine neue Organisation zu gründen. Schließlich habe angesichts der Größe des Finanzskandals auch ein dringender Handlungsbedarf geherrscht, so Weiler.

Vizepräsidentin Carole Hartmann (DP) teilt diese Perspektive. Es habe eine aktive Suche nach Personen, Unternehmen und Philanthropen gegeben, die die Aktivitäten der Caritas hätten übernehmen können – erfolglos. Es sei keine andere Lösung gefunden worden, „bei der Gelder geflossen wären“ für das Basiskapital der neuen Organisation, so Hartmann. Ihre Vizepräsidentenkollegin Djuna Bernard („déi gréng“) fragt sich nach der Sitzung, warum der luxemburgische Staat nicht beispielsweise einen zinsfreien Kredit als Startkapital zur Verfügung gestellt habe, dann „wäre der Gelddruck nicht so dringlich gewesen“. So habe dieser den Geldgebern von HUT Macht gegeben, zu bestimmen, wie die neue Organisation aussehen soll. „Ich weiß nicht, ob das so glücklich war“, sagt Bernard. Die Geldgeber hätten lieber eine neue „mehr neoliberale Organisation ohne großes Wertemodell gepusht“, als eine Lösung innerhalb der Caritas zu suchen.

Die neue Organisation HUT nennt Hartmann indes eine „indirekte interne Caritas-Lösung“. HUT habe einen Großteil des Personals und der Aktivitäten der alten Caritas übernommen. „Wir sehen eine Struktur, die der Caritas sehr gleicht“, sagt die DP-Abgeordnete, nur unter anderem Namen. Charel Weiler zitiert Christian Billon zum aktuellen Arbeitsklima bei HUT: Die ehemaligen Caritas-Mitarbeiter machten die gleiche Arbeit wie vorher mit derselben Motivation. Zur Spendenbereitschaft für die neue Organisation oder zu deren finanzieller Lage habe es in der Kommissionssitzung keine Auskünfte gegeben, so Weiler.

Kein Geld für das „Plaidoyer politique“

Die Konventionen, die der Staat mit HUT abgeschlossen hat, konnten die Abgeordneten bislang nicht einsehen. „Es wird auf Zeit gespielt“, sagt Taina Bofferding angesichts des Arbeitsendes der Spezialkommission im April. Man habe die Konventionen bereits vor zwei Monaten beantragt, so Bofferding, nun habe man erfahren, dass jetzt erst ein Brief herausgegangen sei. Auch zur Streitfrage des „transfert d’entreprise“ zwischen Caritas und HUT konnte Christian Billon in den Augen von Marc Baum („déi Lénk“) keine „seriöse Antwort“ geben. Carole Hartmann gibt sich nach der Sitzung diplomatischer: „Da lassen wir die Gerichte drüber urteilen“, so die DP-Abgeordnete.

Bei aller Unklarheit habe die aktuelle Sitzung jedoch auch interessante Informationen ans Licht gebracht, so der Linken-Abgeordnete Baum weiter. Nach dem Gespräch mit Billon stellt er einen Widerspruch zu den Aussagen der Beratungsfirma PwC von Anfang der Woche fest: PwC sei – anders als gedacht – doch daran beteiligt gewesen, Geldgeber zu suchen. Kein Geld habe es hingegen für das „Plaidoyer politique“ gegeben, die politische Kommunikationsabteilung der Caritas. Laut Baum habe Christian Billon klar festgestellt, dass es im Außenministerium keinen Willen gegeben habe, das „Plaidoyer politique“ weiterzuführen, mit dem bis dahin eine Konvention bestanden habe. „Das sind Neuigkeiten, die ein ganz anderes Licht auf die Situation werfen“, so Baum.

Allzu viel Zeit bleibt den Abgeordneten nicht mehr, Licht in alle Vorgänge des vergangenen Sommers zu bringen. Die Sitzungstermine werden knapper. Als nächste Gäste stehen die Personaldelegationen der beiden Caritas-Entitäten und OGBL-Vertreter auf der Gästeliste. Auch die Caritas selbst hat einen Termin Ende Februar schon bestätigt. Ungewiss ist noch, wer genau erscheinen wird. Persönlich eingeladen haben die Abgeordneten sowohl die ehemalige Caritas-Vorsitzende Marie-Josée Jacobs als auch den ehemaligen Generaldirektor Marc Crochet.