Bürgermeister Guy Altmeisch (LSAP) bezog am Anfang der Differdinger Gemeinderatssitzung vom Mittwochmorgen offiziell Stellung zu dem seit Dienstag im Raum stehenden Verdacht auf Korruption. Der üblicherweise scherzhafte Politiker wurde schnell ernsthaft, als er die Korruptionsvorwürfe anschnitt. „Die Kriminalpolizei führte auf Anordnung der Staatsanwaltschaft eine Hausdurchsuchung bei mir durch“, schilderte Altmeisch. „Mein Büro sowie die Büros aller betroffenen Akteure wurden durchsucht und vom informatischen Material sowie von meinen privaten Geräten wurden jeweils Kopien angefertigt.“
Über das Grundstück
Das besagte Grundstück in der Avenue du Parc des Sports nahe „Aqua-Sud“ rund um das ehemalige „Café Maxime’s“ wurde 2011 von der Gemeinde an einen Bauträger verkauft. Beim damaligen Verkauf sei nie Geld geflossen – mithilfe eines notariellen Akts sei festgehalten worden, dass die Gemeinde drei Wohnungen im geplanten Gebäude zur Verfügung gestellt bekomme. Doch 14 Jahre lang ist auf dem Grundstück nichts passiert. Ursprünglich sollten hier sowohl ein Hotel als auch einige Wohnungen entstehen.
Das gesamte Projekt wurde nach dieser Zeitspanne integral vom neuen Gesellschafter Fabrizio Bei und seiner Immobilienfirma gekauft. Die Transaktion zwischen zwei privaten Firmen habe die Stadtverwaltung Altmeisch zufolge nicht betroffen.
Die Mehrheit hieß anschließend in der Ratssitzung vom 8. November 2024 den „acte de réservation“ (VEFA-Kaufvertrag) gut: Insgesamt sind – in Zusammenarbeit mit der LUNEX – 54 Studentenwohnungen sowie Instruktionssäle, Aufenthaltsräume und ein Laboratorium geplant, verteilt auf sechs Stockwerke. Der Rückkauf des Grundstücks durch die Gemeinde soll dem ehemaligen Bauträger Fabrizio Bei im vergangenen Jahr einen Gewinn von 375 Prozent eingebracht haben. Dieser Gewinn repräsentiert laut Altmeisch den reellen Wertzuwachs des Grundstücks über die vergangenen 14 Jahre.
Die Justiz ermittelt in einem möglichen Korruptionsfall und wegen „trafic d’influence“ rund um den Verkauf eines kommunalen Grundstücks in Differdingen. Wie die Staatsanwaltschaft am Dienstag mitteilte, steht eine Immobilientransaktion aus dem Jahr 2024 im Fokus, bei der die Gemeinde offenbar deutlich benachteiligt wurde. Im Zentrum der Ermittlungen stehen Guy Altmeisch und Fabrizio Bei, Immobilienunternehmer und Präsident des lokalen Fußballklubs Déifferdeng 03. Die Staatsanwaltschaft wies in ihrem Presseschreiben auf die bestehende Verbindung hin. Vor seinem Amtsantritt als Bürgermeister waren Bei und Altmeisch auch gemeinsam Gesellschafter der Immobilienfirma BA Promotions mit Sitz in Esch – Altmeisch überschrieb seine Anteile nach den Gemeindewahlen, jedoch vor seiner Vereidigung, an seinen Sohn.
„Meine Familie leidet“
Der Ablauf des Ankaufs durch die Gemeinde sei komplett rechtens über die Bühne gegangen: „Es ist mir ein Rätsel, wieso in diesem Fall ermittelt wird“, so Erster Schöffe Tom Ulveling (CSV). „Wir haben immer wieder Grundstücke zu einem bestimmten Preis gekauft, um sie dann zu einer niedrigeren Summe zur Verfügung zu stellen – das ist eine gängige Prozedur.“ Die politischen Verantwortlichen bezeichnen das Grundstück als „Schandfleck“, der seit 2011 vor sich hin dümpelt und wo seit Baubeginn Anfang dieses Jahres endlich wieder Leben einkehrt.

Oppositionsrat Gary Diderich („déi Lénk“) äußert sich am Mittwochmorgen gegenüber dem Tageblatt skeptisch: „Wenn die Justiz eine Ermittlung einleitet, dann gibt es dafür bestimmt gute Gründe.“ Der Lokal-Politiker hinterfragt außerdem die Zusammenarbeit mit einem Notariat in Luxemburg-Stadt. „Der Bauträger sowie die Gemeinde befinden sich in Differdingen – warum es in diesem Fall eine Kanzlei aus der Hauptstadt war, mit der wir zuvor noch nie zusammenarbeiteten und die bereits mehrmals wegen Deontologie-Delikten verurteilt wurde, kann ich mir nicht erklären.“
Die Finanzinspektion machte die Justiz laut Altmeisch auf das Dossier aufmerksam. Sowohl beim Notariat, das die fragliche Transaktion beurkundet hatte, als auch beim Bauträger wurde eine Durchsuchung durchgeführt. „Sie können sich bestimmt vorstellen, wie sehr meine Familie unter dieser Situation leidet“, so der Bürgermeister nach der Ratssitzung gegenüber dem Tageblatt. „Ich war erschreckt, als morgens um halb sieben plötzlich die Kollegen der Kriminalpolizei mit Durchsuchungsbeschluss vor meiner Tür standen.“ Er könne sich die Vorwürfe „beim besten Willen und mit aller Fantasie nicht erklären“.
375% Mehrwert innerhalb von 14 Jahren für den Bauunternehmer, ohne darauf Steuern zahlen zu müssen, da die Gemeinde kauft! Nicht schlecht Herr Specht.
Mit Steuergeldern sollten die Gemeindepolitiker verantwortungsvoll umgehen. In diesem Fall scheinen hier berechtigte Zweifel angebracht.
Das Interesse der Staatsanwaltschaft an dieser Transaktion erscheint mir nachvollziehbar, vor allem da der Sohn des Bürgermeisters Teilhaber dieser Baufirma zu sein scheint.
Korruption besteht nicht in Luxemburg🙈🙉🙊