Esch: Ady Jung gestorbenWas der streitbare CSV-Politiker mit „Ratelach“ und  „Centre Mercure“ zu tun hat

Esch: Ady Jung gestorben / Was der streitbare CSV-Politiker mit „Ratelach“ und  „Centre Mercure“ zu tun hat
Ady Jung Anfang der 1990er Jahre    Foto: Editpress

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Am vergangenen Freitag ist Ady Jung im Alter von 84 Jahren verstorben. Der Geschäftsmann und Politiker hätte 1999 beinahe den Bürgermeisterstuhl in der Minettemetropole übernommen, stolperte allerdings schließlich über eine Politposse, in der Josy Mischo, Vater des heutigen Bürgermeisters Georges, eine wichtige Rolle spielte.     

Georges Mischo wurde 2017 der erste Escher Bürgermeister aus konservativen Kreisen. Dabei stand die Stadt bereits 18 Jahre zuvor kurz vor der Wachablösung. Bei den Gemeindewahlen 1999 hatten Ady Jungs CSV und François Schaacks LSAP jeweils sechs Sitze errungen, auch wenn die LSAP prozentual gesehen die Nase vorne hatte. Bei den persönlichen Stimmen konnte Jung den amtierenden Bürgermeister Schaack hinter sich lassen, und beanspruchte deshalb für die CSV den Bürgermeisterstuhl. Genauso, wie es Georges Mischo vor wenigen Monaten tat. Mit dem Unterschied, dass die Koalitionsverhandlungen 1999 scheiterten.   

Zudem gelangte die „Affäre Josy Mischo“ an die Öffentlichkeit. Der Vater des heutigen Bürgermeisters hatte 1993 auf einen Schöffenposten in der LSAP-CSV-Koalition verzichtet und war dafür von Jung mit 5.000 Franken pro Monat entschädigt worden, was der Schöffenentschädigung entsprach. In Esch nannte man daraufhin lange Zeit den 5.000-Franken-Schein einen „Mischo“.

1999 belegte Mischo den zweiten Rang auf der CSV-Liste und war diesmal nicht bereit, auf einen Platz im Schöffenrat zu verzichten. Es kam zum Streit mit Jung, Mischo trat aus der CSV aus. Das Kräfteverhältnis im Gemeinderat war gekippt und da keine Koalition zustande kam, mussten Neuwahlen stattfinden. Die Escher LSAP hatte den Warnschuss gehört und setzte im April 2000 auf Lydia Mutsch als Spitzenkandidatin. Die Sozialisten errangen einen siebten Sitz und Esch blieb rot, die CSV wurde abgestraft, Ady Jung hinter Frunnes Maroldt lediglich Zweiter auf der CSV-Liste. In Erinnerung bleibt Ady Jungs Aussage aus dieser Zeit: „Ech gi Buergermeeschter oder näischt“.

Es blieb beim „näischt“, zumindest auf lokalpolitischer Ebene. National saß der am 13. Dezember 1938  in Esch geborene Jung von 1989 bis 2003 im Parlament und war anschließend bis 2010 Mitglied des Staatsrats. Bekannt war Jung in Esch vor allem als Geschäftsmann. Er betrieb ein Schreibwarengeschäft und war maßgeblich am Bau des „Centre Mercure“ beteiligt. 

Das Café „Ratelach“ der Kulturfabrik hat zudem seinen Namen Ady Jung zu „verdanken“: In den 80er und frühen 90er Jahren machte Jung Opposition gegen das Kufa-Projekt auf dem Gelände des ehemaligen Escher Schlachthofes an der Luxemburger Straße und bezeichnete den Ort als „Ratelach“.