Brunnengeister, Menschenfresser und unheimliche Schatten: An diesen sechs Orten soll es in Luxemburg spuken

Brunnengeister, Menschenfresser und unheimliche Schatten: An diesen sechs Orten soll es in Luxemburg spuken

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Heute ist Halloween – und wer mag es nicht, sich ab und zu ein wenig zu gruseln. Passend zur düsteren Jahreszeit hat das Tageblatt die Orte herausgesucht, an denen es in Luxemburg angeblich spukt. Happy Halloween!

Von Lisa Rock und Melody Hansen

1. Der Kropemann

REDINGEN Wem wurde als Kind nicht die Geschichte des „Kropemann“ erzählt … Ob er nun im Keller oder im nahegelegenen Fluss lauerte, er führte nichts Gutes im Schilde. Der Wassergeist hat seine ursprüngliche Heimat in der Attert im Westen Luxemburgs. Er erscheint in Form eines kleinen Mannes mit zotteligem Bart und zerfetzten Kleidern. Sein Körper ist mit Algen und anderen Pflanzen überwuchert. Er trägt immer seine Hakenstange („Kropestaang“) bei sich, mit der er seine Opfer in den Fluss zieht. Laut Sage lauert der „Kropemann“ in der Attert und wartet auf ahnungslose Opfer, die sich zu sehr dem Ufer nähern. Plötzlich schnellt er hervor und zieht sie mit seiner Stange in die Tiefen. Dort hält er sie gefangen. Manche verschlingt er aber auch oder lässt sie als Sklaven für sich arbeiten.

2. Die wilde Frau

LASAUVAGE Vor ungeheuer langer Zeit, am Anfang des 17. Jahrhunderts, als das Dorf La Sauvage noch einsam und unbewohnt war, lebte dort, in einer Höhle des Felsens La Cronnière, eine wilde Frau.
Damals war dieser Ort allerdings aufgrund seiner einzigen Bewohnerin unter dem Namen „Val de la sauvage femme“ bekannt.
Die wilde Frau hatte volles, dichtes Haar, so lang, dass es bis zu ihren Füßen hinunter hing und sie umhüllte, so dass sie keine Kleidung mehr zu tragen brauchte. Ihre Augen befanden sich ungewöhnlich nahe an ihrem Haaransatz und waren rot umrandet. Einige würden sagen, dass ihre Augen wie Kohle glühten. In ihrem auffallend breiten Mund blitzten doppelte Zahnreihen hervor und statt Worte kamen aus ihm Laute, die wie Eulengeschrei klangen. Ihre Fingernägel ähnelten eher Krallen, mit denen sie Tiere riss.
Sie ernährte sich nur von rohem Fleisch – egal ob von Mensch oder Tier.
Nach ihrem Tod sollte die wilde Frau eigentlich auf ewig in der Hölle schmoren, doch wurde sie dort nicht aufgenommen, da man sie aufgrund ihres Aussehens und ihres Benehmens für ein wildes Tier hielt.
So kehrte sie zur Erde zurück und irrte dort zum Entsetzen aller Bewohner La Sauvages als schreckliches Gespenst umher. Eines Tages, so heißt es, verbannte ein ehrfürchtiger Einsiedler den Geist der wilden Frau auf die andere Seite des Meeres. Ob das wohl geklappt hat oder die furchteinflößende Hexengestalt immer noch im Tal des Dorfes umherirrt?

3. Der Brunnengeist

DALHEIM Vor vielen, vielen Jahren befand sich im Wald zwischen den Dörfern Dalheim und Waldbredimus das majestätische Schloss Gondelingen, dessen Überreste heute allerdings fast verschwunden sind. In der Nähe dieses Schlosses steht der Schwefelbrunnen. Noch heute graust es den Menschen, die an dem Brunnen vorbeigehen. In ihm soll nämlich ein Geist wohnen.
Es gibt mehrere Erzählungen, die von Begegnungen mit dem Brunnengeist berichten. Eine davon dreht sich um drei Frauen, die an einem Sommernachmittag unweit vom Brunnen Kraut sammelten. Das Kraut legten sie sorgfältig auf einen Haufen. Doch plötzlich wurde der Haufen wie von Geisterhand zerworfen. Das Kraut lag wild umher. Die Frauen rannten angsterfüllt davon.
Eine andere Erzählung besagt, dass sich vom Boden des Schwefelbrunnens aus ein langer, unterirdischer Tunnel bis zum Schloss Gondelingen erstreckte. Den Tunnel, von dem bis heute Spuren vorhanden sein sollen, hat der Geist genutzt, um in das Schloss zu gelangen. Dort gab es ein Zimmer das als „grüne Kammer“ bekannt war, ein Ort, vor dem sich die Schlossbewohner fürchteten. Niemand wagte es, sie zu betreten. Die Menschen hatten Angst, dem Brunnengeist zu begegnen. Es gab auch Bürger Dalheims, die berichteten, eine hagere, schlanke Frau in der Nähe des Schlosses gesehen zu haben, welche sie für den Brunnengeist hielten. Die Frau soll Unschuldige in den Waldbach am Fuße des Schlosses gezerrt haben, wo sie dann ertranken.
Andere behaupteten, die Frau auf dem Berg gegenüber vom Schloss gesehen zu haben. Dort soll sie von Mitternacht bis 1 Uhr nachts mit einem Ritter in der Nähe einer riesigen Buche gefochten haben. Überwältigt von dem Kampf, eilte sie dann kreischend den Berg wieder herunter und verschwand in dem unterirdischen Tunnel, der zum Schwefelbrunnen führte.

 

4. Melusina: Ein Pakt mit dem Teufel

LUXEMBURG Im Schloss des Dorfes Koerich lebte vor vielen hundert Jahren ein edler Ritter namens Graf Siegfried. Dieser verirrte sich eines Tages bei der Jagd und landete daraufhin in dem Tal der Alzette unterhalb des Bockfelsens. Plötzlich nahm der Graf einen wundervollen Gesang wahr, und nachdem er den Tönen einige Minuten lang gelauscht hatte, eilte er den Bockfelsen hinauf und erklomm die verfallene Römerburg, die sich auf dem Felsen befand. Oben angekommen, erblickte er die atemberaubende Nixe der Alzette, Melusina. Als diese den Ritter sah, hörte sie augenblicklich auf, zu singen, bedeckte ihren Körper mit einem grünen Schleier und verschwand mit den letzten Strahlen der Abendsonne.
Diese Begegnung hatte den Grafen überwältigt und in ihm ein Verlangen entflammt, die schöne Nixe wiederzusehen. So entschloss er sich dazu, flussabwärts in die Gegend von Weimerskirch zu ziehen in der Hoffnung, Melusina irgendwann einmal wiederzusehen.
Die beiden begegneten sich tatsächlich wieder und erfreuten sich gegenseitig an ihrer Gesellschaft.
Eines Tages gestand Graf Siegfried Melusina seine Liebe und hielt um ihre Hand an. Sie willigte ein – unter einer Bedingung: Sie muss den Bockfelsen nicht verlassen und er darf sie dort nie an Samstagen aufsuchen. An diesem Wochentag wolle sie alleine sein. Siegfried akzeptierte die Bedingungen und tauschte sogleich mit dem Vorsteher des Trierer Klosters St. Maxim die Gemeinde Feulen bei Ettelbrück, die ihm gehörte, gegen den kahlen Bockfelsen und den Wald, der ihn umgab, damit seine geliebte Melusina dort verweilen konnte.
Allerdings fehlte es ihm an Geld, um den Wunsch seiner Gattin, auf dem Felsen ein Schloss zu bauen, zu erfüllen. So entschloss sich der Graf dazu, den Teufel um Hilfe zu bitten. Dieser erklärte sich dazu bereit, Siegfried mit Reichtum zu überhäufen und für ihn das Schloss zu errichten, wenn er nach genau 30 Jahren sein Diener werden würde. Über Nacht erhob sich auf dem Felsen ein prächtiges Schloss. Siegfried vermählte sich mit seiner Melusina, welche ihm sieben Kinder schenkte.
Wie abgesprochen bekam der Graf seine Frau an Samstagen nicht zu Gesicht, sie zog sich in ihre Kammer zurück und schloss sich dort ein. Das ging jahrelang so, ohne dass Siegfried sich daran störte. Doch als seine Freunde ihn eines Tages darauf ansprachen und Misstrauen in ihm weckten, verspürte er doch plötzlich das Verlangen zu wissen, was seine Frau all diese Samstage allein in ihrer Kammer trieb. Folglich ging er am darauffolgenden Samstag zur verschlossenen Zimmertür von Melusina und spähte durch das Schlüsselloch.
Sie saß unschuldig in einer Wanne und kämmte sich das lange blonde Haar mit einem goldenen Kamm. Ihre schönen Beine waren jedoch verschwunden und stattdessen besaß sie einen scheußlichen Fischschwanz. Der Graf stieß einen entsetzlichen Schrei aus, welchen Melusina hörte. Sie erschrak, versank im gleichen Augenblick im Boden und war fortan dort gefangen, weil ihr Mann sich nicht an die Abmachung gehalten und sie in ihrer Nixenform gesehen hatte.
Alle sieben Jahre erscheint die Nixe nun in Menschenform auf dem Bockfelsen und bittet um ihre Erlösung. Ein mutiger Soldat hatte einmal versucht, ihr zu helfen. Er scheiterte kläglich. So ist Melusina bis zum heutigen Tage nicht erlöst worden und umkreist schreiend den Bockfelsen, wenn der Stadt Luxemburg Gefahr und Unheil droht.

5. Die weiße Frau auf dem „Gehaansbierg“

DÜDELINGEN Einst gab es auf dem „Gehaansbierg“ bei Düdelingen eine Burg. Die Ruinen stehen bis heute dort. Über diese Burg wird folgende Sage erzählt:
Die Jungfrau Elisabeth von Hunolstein lebte auf ihrer Burg auf dem „Gehaansbierg“ im Verborgenen. Weil sie dem Düdelinger Volk immer wieder Gutes tat, galt sie im Dorf als heiliges Wesen. So wie sie gelebt hatte, starb sie auch – alleine und im Verborgenen. Sie wurde auf dem Gipfel des Berges in der Ahnengruft begraben. Das Volk wollte ihren Tod jedoch nicht wahrhaben und nahm somit an, dass sie im Schlosse des Berges verbannt war.
Als die Burg zerstört wurde und großes Elend herrschte, trösteten sich die Einwohner mit der Hoffnung, dass „d’Joffer vum Gehaansbierg“ wiederkommen und ihre Not lindern werde, indem sie alle Schätze aus ihrem goldenen Schrein unter dem Volk verteilen würde. Zuerst aber musste sie aus dem Bann befreit werden.
Seitdem erscheint die Jungfrau alle sieben Jahre in der Maiennacht – der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai. Sie trägt ein schneeweißes Kleid, wäscht sich an einer nahe gelegenen Quelle und kämmt ihre Locken. Dann sitzt sie wehklagend da und bittet alle vorbeigehenden Jünglinge um Erlösung.
Findet sie nun einen Jüngling, der bereit ist, sie zu erlösen, erscheint sie in der darauffolgenden Nacht auf dem Gipfel des Berges, aus dem Schlossbrunnen steigend, in der Gestalt einer feuerspeienden Schlange. Sie liegt zusammengerollt auf einem Schrein und trägt einen goldenen Schlüssel im Mund. Besitzt der Jüngling genügend Mut, den Schlüssel mit seinem eigenen Mund aus dem der feurigen Schlange zu ziehen, wird die Jungfrau erlöst. Sie wird zur Braut ihres Befreiers, dem alsbald alle Schätze des Schreines zu Eigen werden.
Bis heute hat noch kein Jüngling es geschafft, die weiße Jungfrau des „Gehaansbierg“ zu befreien. Und so sitzt sie weiterhin alle sieben Jahre in der Maiennacht auf dem Berg und singt ihr schreckliches Klagelied:
„Oh weh! 0 weh! 0 weh!
In sieben Jahren nit meh!
Dazu noch sink’ ich tiefer!
Wohl sieben Klafter tiefer!“

6. Der spukende Schatten

EISCHEN Im Luxemburger Land gibt es unzählige Wälder und Bäume, doch kaum ein Baum ist so beeindruckend und überwältigend wie der, der sich auf der Ebene „plâkeg Lé“ im Dorf Eischen befindet.
Erzählungen zufolge trieb vor langer Zeit eine Räuberbande in der Nähe dieses Baumes ihr Unwesen.
Eines Abends verschlug es einen einfachen Viehhändler, der an diesem Tag in Eischen ein Paar Zugochsen verkauft hatte, dorthin. Als er ein seltsames Geräusch vernahm, drehte er sich um und musste feststellen, dass einer der Räuber hinter ihm stand. Drohend hielt dieser einen Dolch gegen die Brust des Viehhändlers und verlangte Geld. Der Händler versuchte sich zu wehren und zu entkommen, doch leider vergebens. Der Räuber erstach und beraubte ihn, kehrte anschließend zu seiner Bande zurück und bat darum, dass einige ihm helfen, den Leichnam zu beseitigen.
Als die Bande an der Stelle des Verbrechens ankam, entdeckten sie dort eine schaurige Gestalt. Der Teufel höchst persönlich bäumte sich vor ihnen auf. Er wollte die Räuber für den Mord an dem Viehhändler büßen lassen und forderte sie dazu auf, sich an den imposanten Baum zu stellen. Dabei betonte er, dass die Seele des Letzten, der es zum Baum schaffen würde, von nun an ihm gehören würde. Der Räuber, der den Totschlag begangen hatte, erreichte als Letzter den Baum, und als der Teufel sich unmittelbar auf ihn stürzen wollte, zeigte er auf seinen eigenen Schatten und rief: „Da kommt der Letzte!“ Er schaffte es, den Teufel reinzulegen, der sogleich versuchte, den Schatten zu ergreifen. Der Räuber konnte entkommen.
Als er bei seinen Genossen ankam, wiesen diese ihn darauf hin, dass sein Schatten verschwunden war. Eine Woche später starb der Schattenlose auf mysteriöse Art und Weise. Seitdem gab es viele Berichte von Bewohnern Eischens, die dem Schatten nachts im Mondschein begegnet sein sollen. Alle Versuche, den gespenstischen Schatten loszuwerden, scheiterten bisher vergeblich.

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