Die Liebe zur Bühne wurde ihr an dem Ort in die Wiege gelegt, an dem sie heute Abend mit dem „Mérite culturel“ ausgezeichnet wird: Im Escher Theater ist Désirée Nosbusch quasi groß geworden. Ihr Onkel Jos Wampach war der erste Direktor des Hauses, seine Frau ihre Patentante. Oft übernachtete sie als kleines Mädchen in der Wohnung im Dachgeschoss des Theaters, vor allem in den Schulferien. „Ich habe mich dann in meinem Calida-Pyjama hinuntergeschlichen. Es gab eine Stelle, von der man unbemerkt die Bühne sehen konnte. Da hat die Liebe zur Schauspielerei begonnen“, sagt Nosbusch im Gespräch mit dem Tageblatt.
Geboren wurde Désirée Nosbusch am 14. Januar 1965 in Esch. Die Familie lebte in einer kleinen Mansardenwohnung in der Jean-Pierre-Michels-Straße. Ihr Vater arbeitete als Elektriker in der Brillstraße bei „Electricité Ricci“, bevor er bei einem Bauunternehmer Lastwagenfahrer wurde. Seine Großeltern betrieben lange Jahre das „Cristal-Palace“ in der Other Straße. Désirées Mutter stammte aus der Gegend von Treviso in Norditalien. 1956 kam sie nach Esch, um sich um die erkrankte Tante zu kümmern. Eigentlich sollte sie nur eine Woche bleiben. Daraus wurde ein ganzes Leben, denn man lernte sich kennen, als Vater Albert sich bei der Lieferung einer Waschmaschine an der Adresse geirrt hatte und im Café landete, wo Mutter Rosetta aushalf. Die beiden wurden ein Paar.
Germaine Damar und Conservatoire

Als Désirée zwei Jahre alt war, zog die Familie in die rue Neuve nach Beles. Désirée ging in die „Roude Wee“-Grundschule. Der Lebensmittelpunkt war aber nach wie vor Esch. „Ich habe bei Germaine Damar (heute Sara Eden, d.Red.) getanzt und im Konservatorium Solfège und Klavier gelernt. Da wir uns kein Klavier leisten konnten, habe ich auf dem des Theaters gespielt. Und dabei heimlich geübt, mich auf der Bühne zu verbeugen“, erzählt Désirée Nosbusch lachend. „Wenn Premieren stattfanden oder sich hoher Besuch im Theater angekündigt hatte, habe ich in Samtkleid und Lackschuhen die Blumen überreicht.“ Mutter Rosetta half in der Garderobe aus, Vater Albert erledigte kleinere Reparaturen. Désirées Tauffeier fand in der „Buvette“ des Theaters statt. Kein Wunder demnach, dass ihr beruflicher Weg vorgezeichnet war.
Dann zog die Familie nach Ehlingen, wo sie ein Haus gebaut hatte. Désirée war elf und fühlte sich weiter als Escherin. „Ich ging ins ‚Meedecherslycée’. Meine erste Platte kaufte ich im Scala. In der Alzettestraße besorgte ich mir auch die Bravo.“ Es sollte nicht lange dauern, da fand sie sich selbst als Teeniestar auf der Titelseite des Jugendmagazins wieder. Schon mit zwölf begann Désirée ihre Karriere bei Radio Luxemburg und wurde später ARD-Kinderreporterin. Mit sechzehn gab sie ihr Filmdebüt und begann die Schauspielausbildung in New York. Passend zu ihrer ersten Platte aus dem Scala, „Breakfast In America“ von Supertramp.
Escher „Mérite Culturel“: Alle Preisträger
2004: Jeannot Bewing (Bildhauer)
2006: Guy Helminger (Schriftsteller)
2008: Jeannette Braun-Giampellegrini (Pianistin)
2010: Guy Wagner (Theaterdirektor)
2012: Escher Liewensfrou (Theatergruppe)
2014: Chorale Municipale Uelzecht
2016: Bettina Scholl-Sabbatini (Künstlerin)
2018: The’d Johanns (Künstler)
2020: Jhemp Hoscheit (Schriftsteller)
2021: Serge Basso de Marche (Directeur artistique Kufa)
2022: Biergaarbechter-Musek, Harmonie Municipale, Ensemble à Plectres, Photo Club Esch; Jugendkulturpreis: Uelzechtkanal
2024: Désirée Nosbusch (Schauspielerin)
Seitdem ist Désirée Nosbusch quasi nonstop unterwegs. Als Schauspielerin, Moderatorin, Regisseurin oder Produzentin. Vor acht Jahren kehrte sie nach Luxemburg zurück, lebt inzwischen in Keispelt. „Trotzdem bin ich gut und gerne zehn Monate im Jahr weg.“ Wo ihre Heimat ist, das vergisst sie auf ihren Reisen nicht. „Ich bin stolz auf Esch und das Minett. ‚Heemescht ass do, wou s de wees, ewéi de Bësch richt.’“ An das Brill-Viertel zum Beispiel denkt sie gerne zurück. Wie die Menschen auf Klappstühlen vor ihren Häusern saßen. Wem sie in der Stadt beim Fußball die Daumen drückt, ist in Anbetracht der Verbundenheit zur „Grenz“ nicht schwer zu erraten: Rekordmeister Jeunesse.
Wenn ich heute in Esch etwas nachtrauere, dann der alten Alzettestraße
Nosbusch ist regelmäßig in ihrer Geburtsstadt, nimmt Arzttermine wahr oder besucht ihre beste Freundin. „Ich gehe dann gerne mit meinem Hund Bowie auf dem Galgenberg spazieren“, erzählt sie. Oder in die Alzettestraße. „Wenn ich heute in Esch etwas nachtrauere, dann der alten Alzettestraße. Sie passte besser zur Arbeiterstadt. Mit dem Umbau zur Fußgängerzone ist etwas verloren gegangen.“ Früher sei ihr Lieblingsplatz das Lokal „Wobrécken“ gewesen. „Da haben wir uns unter Schulfreunden zum Flippern getroffen. Und da ich Latein hatte, nannten wir den Treffpunkt immer ‚Ubi Pontis’“, fügt Désirée Nosbusch lachend an.
2019 wurde die Escherin mit dem renommierten Grimmepreis für ihre Rolle in der deutsch-luxemburgischen Fernsehserie „Bad Banks“ ausgezeichnet. Der „Prix de mérite culturel“ der Stadt Esch, den sie heute Abend im Theater überreicht bekommt, kann da in puncto Renommee nicht mithalten. Dennoch ist seine Bedeutung für Désirée Nosbusch immens: „Der wichtigste Preis ist immer der, den du zu Hause bekommst. Als Künstler gibt es keine größere Ehre, als in der Heimat geehrt zu werden.“
De Maart







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