Mittwoch5. November 2025

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Analyse„Botschaft an Saudi-Arabien“: Hamas will auch Israels Gespräche mit Saudis torpedieren

Analyse / „Botschaft an Saudi-Arabien“: Hamas will auch Israels Gespräche mit Saudis torpedieren
Israelische Soldaten bringen eine Haubitze im Süden der israelischen Stadt Aschkelon in Stellung Foto: AFP/Gil Cohen-Magen

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Der Angriff der islamistischen Hamas hat nicht nur israelische Grenzorte zum Ziel, er soll auch eine Annäherung arabischer Staaten an den jüdischen Staat verhindern.

Die Hamas und ihr wichtigster Verbündeter Iran hätten vor allem die Verhandlungen zwischen Israel und Saudi-Arabien unter Vermittlung der USA im Visier, sagten palästinensische Behördenvertreter. „Alle Vereinbarungen zu einer Normalisierung, die ihr (die arabischen Staaten) mit Israel unterzeichnet, werden diesen Konflikt nicht beenden“, sagte Hamas-Führer Ismail Hanijeh im Fernsehsender Al-Dschasira. Ein mit der Strategie des Iran Vertrauter aus der Region ergänzte: „Das ist eine Botschaft an Saudi-Arabien, die sich an Israel ranschmeißen. Und an die USA, die dieses Vorgehen sowie Israel unterstützen. Es gibt keine Sicherheit in der Region, wenn die Palästinenser nicht beteiligt werden.“

Am Samstagmorgen hatte die Hamas aus dem Gazastreifen bei einem Großangriff einen Raketenhagel auf Israel abgefeuert. Bewaffnete Kämpfer drangen auf israelisches Gebiet, töteten dort mindestens 600 Soldaten und Zivilisten und nahmen Geiseln. Bei israelischen Gegenangriffen sollen ebenso viele Menschen im palästinensischen Gazastreifen entlang des Mittelmeers getötet worden seien.

Die Attacken begannen nach Monaten mit wachsender Gewalt auch im Westjordanland zwischen jüdischen Siedlern und den Palästinensern. Friedensbemühungen waren unter Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu praktisch zum Erliegen gekommen. Parallel hatten sowohl Saudi-Arabien als auch Israel signalisiert, dass man bei einer Entspannung der Beziehungen vorankomme.

Laura Blumenfeld, Nahost-Spezialistin an der Johns-Hopkins-Universität in Washington, sieht darin einen wesentlichen Grund für das Vorgehen der Hamas: „Als die Hamas gesehen hat, wie sich Saudis und Israelis näherkommen, sagten sie sich: ,Wir sitzen nicht mit am Tisch? Also vergiften wir die Mahlzeit.‘“

Auch Richard LeBaron, früherer US-Diplomat in der Region, sieht das ähnlich: „Es war vielleicht nicht der Hauptgrund für den Angriff, aber die Hamas schickt so die Botschaft, dass die palästinensische Frage nicht von untergeordneter Bedeutung in den Entspannungsgesprächen sein kann“, schreibt der Analyst vom Thinktank „Atlantic Council“.

Gespräche gehen weiter

Ein US-Regierungsvertreter sagte, es sei noch zu früh zu sagen, welche genauen Auswirkungen die Attacken auf die Verhandlungen zwischen Saudis und Israelis hätten. „Ich würde es aber als sicher einschätzen, dass Terrorgruppen wie Hamas eine Normalisierung nicht stoppen können.“ Ein mit den Gesprächen zwischen den Ländern Vertrauter aus der Region sagte allerdings, es wäre ein Fehler Israels, wenn es den Palästinensern jegliches Entgegenkommen versage. Offiziell hat Saudi-Arabien beide Seiten im Konflikt zu einem sofortigen Stopp der Gewalt aufgefordert.

Klar ist, dass der Iran weiter die Hamas unterstützten wird. Ein palästinensischer Behördenvertreter, eng mit der Hamas verbunden, sagte: „Iran hat seine Hände – und nicht nur eine – an jeder Rakete, die auf Israel gefeuert wird.“ Iran habe nicht direkt den Angriffsbefehl gegeben, aber es sei kein Geheimnis, dass das Waffenarsenal der Hamas und der Extremistengruppe Islamischer Dschihad vom Iran aufgestockt wurde. (Reuters)