Samstag22. November 2025

Demaart De Maart

Blumen für die Soldaten, Sekt in Kiews Straßen: Ukraine feiert die Befreiung von Cherson

Blumen für die Soldaten, Sekt in Kiews Straßen: Ukraine feiert die Befreiung von Cherson
Menschen feiern und schwenken eine ukrainische Fahne, nachdem sie erfahren haben, dass ukrainische Truppen in die südliche Stadt Cherson, die Hauptstadt der Ende September von Russland annektierten Region Cherson, eingedrungen sind  Foto: kyodo/dpa

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Blumen für die Soldaten vor Ort und Sekt in Kiew – die gesamte Ukraine feiert die Befreiung von Cherson. „Meine Stadt, wo ich geboren bin und mein gesamtes Leben verbracht habe, ist endlich frei“, sagt die 17-jährige Nastia Stepenska mit Tränen in den Augen in Kiew. Sie werde in ihre Heimatregion zurückgehen, sobald „es möglich und sicher ist“.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte seinerseits am Freitagabend, Cherson gehöre wieder „unserem Volk“. Russland hatte zuvor den vollständigen Rückzug seiner Truppen aus der Hauptstadt der gleichnamigen Region im Süden der Ukraine verkündet. Damit endeten knapp neun Monate russischer Besatzung.

 Foto: Bernat Armangue/AP/dpa

Die Nachricht, dass ukrainische Soldaten in der Stadt Cherson angekommen sind, sorgt für einen selten gewordenen Freudenausbruch in Kiew, mit Musik in den Straßen und Hupkonzerten. Feiernde Menschen ziehen am Freitagabend zum Maidanplatz, eingehüllt in ukrainische Flaggen, umarmen einander und lassen Sektkorken knallen.

„Das ist die beste Überraschung aller Zeiten“, sagt Artem Lukiw. Der 41-Jährige kommt auch aus Cherson und gibt zu, nicht so schnell mit einer Befreiung seiner Stadt gerechnet zu haben. „Wir haben neun Monate darauf gewartet“, sagt er. „Wir sind wirklich glücklich.“

„Sicher auch Bedauern“

Ähnlich ist die Lage in den befreiten Gebieten. „Wir sehen glückliche, lachende Gesichter“, berichtet Andrij Scholob, Befehlshaber einer Santitäter-Einheit, etwa 50 Kilometer vor Cherson. „Wir bekommen Blumen, bestickte Tücher, die wir an unsere Fahrzeuge stecken“, sagt er der Nachrichtenagentur AFP am Telefon. „Wir sehen Kinder, die auf uns zugerannt kommen, um uns zu begrüßen.“

Scholob räumt ein, dass es in der Region im Süden der Ukraine sicherlich auch Menschen gebe, die den russischen Rückzug bedauerten. Zum Glück habe er solche aber noch nicht getroffen, sagt der gelernte Orthopäde aus Lwiw.

Ein weiterer ukrainischer Soldat, der gerade mit seinen Kameraden in die Stadt Cherson eingezogen ist, lässt AFP Videos von seiner Ankunft zukommen. Auf einer Aufnahme ist eine junge Frau zu sehen, die „Ruhm der Ukraine“ ruft und den Soldaten Küsse zuwirft.

Dieses von Maxar Technologies veröffentlichte Satellitenbild zeigt eine Nahaufnahme der zerstörten Antoniwka-Brücke bei Cherson
Dieses von Maxar Technologies veröffentlichte Satellitenbild zeigt eine Nahaufnahme der zerstörten Antoniwka-Brücke bei Cherson Foto: Uncredited/Satellite image ©2022 Maxar Technologies/dpa

Warnung vor Sprengfallen

Ein anderes Video zeigt Dutzende Menschen neben einer in den Nationalfarben geschmückten Bushaltestelle, welche die Soldaten mit Applaus und Blumen begrüßen und „unsere Retter“ rufen. So sei es überall, erzählt der Soldat. Auf ihrem Weg nach Cherson hätten sie verbrannte Ausrüstung der Russen gesehen, „viel zerstörtes landwirtschaftliches Gerät“ sowie zerstörte Häuser. Zudem, so warnen die ukrainischen Behörden, könnte die russische Armee Sprengfallen zurückgelassen haben.

In Kiew spielen solche Warnungen aber gerade keine Rolle. Aus Cherson vor den russischen Besatzern geflüchtete Ukrainer feiern auch vor der Siegessäule, die an die Unabhängigkeit von der Sowjetunion 1991 erinnert. Zusammen werden die ukrainische Nationalhymne angestimmt und Freudentränen weggewischt. Und die Menschen rufen immer wieder die Nummern der ukrainischen Armee-Brigaden, die nach neun Monaten russischer Besatzung als erste Cherson eroberten.