Donnerstag23. Oktober 2025

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Hitzeschutz in SchulenBildungsministerium: Die Herausforderung wird in Zukunft sicher nicht geringer

Hitzeschutz in Schulen / Bildungsministerium: Die Herausforderung wird in Zukunft sicher nicht geringer
Schulfrei gab es am 1. Juli trotz „Alerte rouge“ nur für die wenigsten Klassen Foto: dpa/Bernd Weißbrod

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Am vergangenen 30. Juni adressierten die grünen Abgeordneten Djuna Bernard und Meris Sehovic eine parlamentarische Anfrage an Bildungsminister Claude Meisch (DP) zum Thema Schulunterricht bei einer Hitzewelle. Die heißen Tage scheinen fürs Erste zwar überstanden, die Fragen bleiben aber mit Blick auf die Zukunft gültig.

Es war heiß in den Klassenzimmern, Schüler und Lehrer fächerten, tranken und lüfteten, was das Zeug hielt, um der Hitze Einhalt zu gebieten. Schulfrei gab es am 1. Juli, dem Tag der ersten Hitzewelle des Jahres, dennoch nur für die wenigsten, denn trotz „Alerte rouge“ blieben die meisten Schulen offen und Prüfungen mussten geschrieben werden. Die Entscheidung dazu oblag den jeweiligen Gemeinden, von offizieller Seite aus gab es lediglich die Anweisung, die „bons gestes“ des Gesundheitsministeriums umzusetzen.

Eine zu vage Antwort, der es an konkreten Richtlinien mangelte, fanden die grünen Abgeordneten Djuna Bernard und Meris Sehovic, die am 30. Juni eine entsprechende parlamentarische Anfrage an Bildungsminister Claude Meisch (DP) richteten. Man habe sich eine transparentere Kommunikation und klarere Anweisungen seitens des Ministeriums gewünscht, erklärt Djuna Bernard gegenüber dem Tageblatt, denn auf kommunaler Ebene habe es schlussendlich große Unterschiede im Umgang mit der Hitzewelle gegeben: „Wir hatten das Gefühl, dass die Leute besorgt waren, da sie über den Ticker von RTL erfuhren, welche Maßnahmen denn nun in ihrer Gemeinde galten, und das ist keine gesunde Situation.“

Natürlich fordere man kein pauschales Schulfrei an jedem heißen Tag, dafür aber einen Stufenplan, ab welcher Wetterwarnung welche konkreten Maßnahmen gelten und ab wann die Schulpflicht aufgehoben wird, so Bernard. „Im Frühjahrs-Rundschreiben, das das Bildungsministerium jedes Jahr an die zuständigen Direktionen schickt, stehen klare Vorgaben zu wetterbedingtem Unterrichtsausfall, was Schnee oder Glatteis betrifft, in puncto Hitze steht allerdings nichts drin“, beklagte die Abgeordnete. Hitze werde in den kommenden Jahren immer mehr ein Thema, deshalb brauche man langfristige Anpassungen und Maßnahmen, vor allem für all jene Klassen, die aktuell in Containern unterrichtet werden.

Wann fällt der Unterricht aus?

Dessen sei man sich auch beim Ministerium bewusst, meinte Lex Folscheid, Kabinettschef des Bildungsministeriums, auf Nachfrage des Tageblatt. Die Situation der einzelnen Schulen sei heterogen, viele Räumlichkeiten seien für extreme meteorologische Bedingungen gerüstet, andere hingegen wenig adäquat und hier brauche es für die Zukunft Verbesserungsansätze, bestätigte Folscheid: „Der Klimawandel beschäftigt uns ja nicht erst seit gestern, sondern schon seit Jahren. Das Problem ist erkannt und wir arbeiten daran, beispielsweise mehr Begrünung in Schulhöfen vorzusehen, oder Mulchflächen, die kühler sind. Die Frage ist, wie lange es dauert, bis alles umgesetzt wird.“ Zur Architektur und Innenausstattung der Gebäude könne das Ministerium nur wenig sagen, denn die Bauten fallen unter die Kompetenz der jeweiligen Gemeinden sowie der Abteilung für öffentliche Bauten.

Was den vergangenen 1. Juli betrifft, habe man sich bereits in den Tagen vor der Hitzewelle innerhalb der Zelle für die Risikobewertung von Unwettern und Überschwemmungen (CERI) beraten und sei zu dem Schluss gekommen, ein nationales Ausfallen des Schulunterrichts sei nicht der richtige Umgang mit der Situation. „Die Frage lautet immer: Besteht Gefahr, wenn man aus dem Haus geht? In der Vergangenheit gab es Schulfrei bei Stürmen, wenn Windspitzen das Wohl der Schüler auf ihrem Schulweg gefährdet hätten, oder aber bei Glatteis, wenn die Sicherheit auf den Straßen nicht hätte garantiert werden können. Hitzefrei gab es in den vergangenen 100 Jahren nicht“, so Folscheid.

Dieses Mal war es nur an einem Tag so heiß, das konnten wir gut überbrücken, aber was ist, wenn eine solche Wettersituation eine ganze Woche andauert?

Lex Folscheid, Kabinettschef des Bildungsministeriums

Hierfür gebe es gleich mehrere Gründe, erklärte der Kabinettschef: „Zum einen sind Kinder, deren Wohnung oder Zimmer beispielsweise unter dem Dach liegen, denselben hohen Temperaturen ausgesetzt wie im Klassenzimmer. Zum anderen geht es bei Hitze ja um die gesundheitlichen Risiken und diese erkennen Erwachsene im Worst-Case-Szenario sofort.“ Kinder seien in der Obhut von Lehrkräften, ergo in der Schule, besser aufgehoben als alleine zu Hause, denn dort könne das Ministerium nicht kontrollieren, ob auch eine erwachsene Person anwesend ist. Auch habe die Covid-Pandemie deutlich gezeigt, dass die besten Entscheidungen immer von den Betroffenen vor Ort getroffen werden, und nicht unbedingt von oben herab.

„Die Öffentlichkeit verlangt oft nach nationalen Lösungen, weil sie einfach und schnell wirken, diese sind aber nicht immer auch das, was wirklich gewollt und gebraucht wird“, betont der Kabinettschef. Ein Denkprozess sei jedoch ganz klar nötig, damit Luxemburgs Schulen in den kommenden Jahren für Hitzewellen wie am 1. Juli besser gewappnet seien, so Folscheid: „Dieses Mal war es nur an einem Tag so heiß, das konnten wir gut überbrücken, aber was ist, wenn eine solche Wettersituation eine ganze Woche andauert? Die Herausforderung wird in Zukunft sicher nicht geringer, deshalb werden wir eine Nachbereitung der Situation machen und das Feedback der Regionaldirektionen einholen, um gemeinsam nach angepassten Lösungen zu suchen.“