Sonntag21. Dezember 2025

Demaart De Maart

Forum von Corinne Cahen und Hugo da CostaBildung als Schlüssel für Demokratie und Freiheit: It’s the education, stupid!

Forum von Corinne Cahen und Hugo da Costa / Bildung als Schlüssel für Demokratie und Freiheit: It’s the education, stupid!
  Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Wer Demokratie und Freiheit bewahren will, muss in Bildung investieren. Nur wer informiert ist, kann freie und bewusste Entscheidungen treffen. Nur wer die Kapazität zum kritischen Denken besitzt, kann sich an demokratischen Prozessen beteiligen und somit unsere Demokratie bewahren.

In einer Welt, in der soziale Medien Meinungen schaffen und beeinflussen, ist Bildung mehr denn je der Schlüssel zu einem starken, unabhängigen und freien Willen (libre arbitre). Wer Informationen nicht kritisch hinterfragen kann, erliegt Manipulationen und populistischen Parolen. Dies erklärt, warum politisch radikale Strömungen besonders dort an Einfluss gewinnen, wo Bildung keine zentrale Rolle (mehr) spielt.

Wer über ein starkes Fundament an Bildung verfügt, lässt sich nicht so leicht von reißerischen Überschriften oder manipulierten Inhalten in sozialen Medien beeinflussen.

In den USA zeigt sich 2016, wie sich ein Mangel an Bildung auf das Wahlverhalten auswirken kann. Hillbilly Elegy von J.D. Vance gibt einen Einblick in das Leben der weißen Arbeiterklasse, die sich von der politischen Elite vergessen fühlt. Viele dieser Familien leben in wirtschaftlich benachteiligten Regionen, in denen Bildung keinen hohen Stellenwert hat. Das Ergebnis: eine Wählerschaft, die sich zunehmend als Opfer sieht – Opfer einer Politik, die sich um andere kümmert, um Migranten, um Minderheiten, aber nicht um sie selbst. Konsequenz: Sie lassen sich von radikalen politischen Figuren verleiten, die ihnen einfache Antworten auf komplexe Probleme bieten. Die für die meisten Europäer nicht nachvollziehbare Wiederwahl von Donald Trump hat gezeigt, dass sich dieses Verhalten beileibe nicht mehr auf die sogenannte weiße Arbeiterklasse beschränkt.

Nicht nur US-Politiker – oft selbst millionenschwer – behaupten, für die „kleinen Leute“ einzustehen. Sie betreiben jedoch oft eine Politik, die vor allem den Superreichen und überproportional der Wirtschaft zugutekommt. Donald Trump hat Steuererleichterungen für die Wohlhabendsten eingeführt, wirtschaftliche Reformen umgesetzt, die große Konzerne begünstigen, und dabei die Arbeiterklasse und erhebliche Teile der Mittelschicht im Stich gelassen. Diese Wähler hoffen auf Veränderung, werden aber mit leeren Versprechungen und symbolischen Gesten abgespeist. Trump spricht seine Wähler kulturell an, sozial und wirtschaftlich lässt er sie im Stich, ja verwehrt ihnen gar den sozialen und gesellschaftlichen Aufstieg durch Bildung.

Ein frappierendes Beispiel

J.D. Vance selbst hat mithilfe seiner Bildung den sozialen Aufstieg geschafft. Er hat sich aber schließlich politischen Strömungen angeschlossen, die dieselben Ängste und Feindbilder schürten, die er einst angeprangert hat.

Die USA sind ein frappierendes Beispiel dafür, wie sich die Bildung nach und nach zu einem Luxus entwickelt, der nur wohlhabenden Kreisen vorbehalten ist oder Familien über Jahrzehnte hinweg in die Schuldenkrise treibt. Trump ist nun dabei, das 1979 geschaffene Bildungsministerium zu zerschlagen, das vor allem mit dem Auftrag geschaffen wurde, für mehr Chancengleichheit zu sorgen. Die Aussicht auf den „sozialen Lift“ gerät so zu einer Illusion, die nicht einmal mehr für Sonntagsreden taugt. Frei nach dem Motto: „Haalt dir se domm, mir halen se arem“.

Wir haben mit den USA gemeinsam, dass wir in Luxemburg ebenfalls eine hohe Einwanderungsquote haben – wir sind jedoch als Land weitaus abhängiger von unseren intellektuellen Fähigkeiten. Es ist unsere moralische und wirtschaftliche Verantwortung, dafür zu sorgen, dass jedes Kind weiterhin eine hochwertige Bildung erhält, unabhängig von seiner sozialen und kulturellen Herkunft. Das erfordert nicht nur gutes und engagiertes Lehrpersonal, das Wissen mit Leidenschaft vermittelt und Kinder dazu ermutigt, selbstständig und kritisch zu denken, sondern auch Eltern, die Bildung wertschätzen und ihre Kinder dabei unterstützen, zu lernen und sich zu entfalten.

Luxemburg ist ein multikulturelles Land, das sein Wachstum auch denen zu verdanken hat, die zugezogen sind, hier arbeiten und nicht unwesentlich zum Reichtum des Landes beitragen. Diese kulturelle Heterogenität ist eine reelle Herausforderung für das Schulsystem. Damit jedes Kind eine gute Bildung erhält, hat die Regierung in den letzten Jahren das schulische Angebot diversifiziert. Unter dem Motto „Ënnerschiddlech Schoule fir ënnerschiddlech Schüler“ wurden die öffentlichen europäischen Schulen und internationale Sparten in verschiedenen Gymnasien geschaffen. Diese Vielfalt im Bildungssystem muss weiter gefördert werden, damit jedes Kind sein Recht auf Bildung wahrnehmen und bestmöglich gefördert werden kann. Die jetzige Regierung geht noch einen Schritt weiter und will allen Eltern die Wahl lassen, ob ihr Kind weiterhin in Deutsch lesen und schreiben lernt oder in Französisch, weil dieses seiner Muttersprache näher liegt.

Wir alle kennen mit zur Genüge Kinder, die gleich zu Beginn ihres Lebens mit einer von Deutsch und Luxemburgisch geprägten Grundschule konfrontiert sind und auf sprachliche Barrieren treffen, die ihre schulische Karriere stark behindern. Wir dürfen diese Tatsache nicht als gegeben hinnehmen, sondern müssen unsere Schulen so entwickeln, dass auch diesen Kindern alle Türen offenstehen. Oder wollen wir weiter z.B. frankofone Arbeitnehmer ins Land locken, während über vielen von unseren Kindern das Damoklesschwert ungenügender Deutschkenntnisse schwebt? Es sollte unser vorrangiges Ziel sein, unsere Schule so zu organisieren, dass alle Kinder die gleichen Voraussetzungen haben und nicht von vornherein schlechtere Karten für ihre Bildung haben. Wir dürfen uns nichts vormachen: Unsere akademisch geprägte Schule muss sich der Realität unserer Gesellschaft und, ja, auch des Arbeitsmarkts bewusst sein und anpassen. Wenn nicht, riskieren wir, dass ein wachsender Anteil unserer Kinder nicht die Aussichten auf den Schulerfolg hat, der ihnen zusteht. Gut ausgebildete Menschen finden bessere Arbeitsplätze, haben bessere Lebensbedingungen, sind weniger empfänglich für extreme Ansichten und tragen zu einer lebendigen und gesunden Demokratie bei. Daher benötigen wir eine wohldurchdachte, bedarfsgerechte und zukunftsorientierte Weiterentwicklung unseres Schulsystems.

Kontinuierlicher Prozess

Dies ist ein kontinuierlicher Prozess. Unser Ziel muss eine solidarische Gesellschaft sein, die niemanden zurücklässt und jedem die Chance gibt, seine Zukunft durch Bildung selbst zu gestalten.

Unsere Demokratie lebt von informierten Bürgern, die sich aktiv an unserer Gesellschaft beteiligen und nicht den schrillsten und lautesten Parolen folgen. Bildung ist das Fundament, das uns vor Manipulation bewahrt. Sie ist der Schlüssel, um unsere Freiheit zu bewahren – und um in einer Gesellschaft zu leben, in der jeder nach seinen eigenen Vorstellungen glücklich werden kann.

* Hugo da Costa ist Jurastudent, Gemeinderat in Betzdorf und Generalsekretär von den „Jonk Demokraten“.

Corinne Cahen ist Unternehmerin, DP-Abgeordnete, Schöffin in der Stadt Luxemburg und frühere Ministerin und Parteipräsidentin.

Lucilinburhuc
28. März 2025 - 13.33

Interessant wie uns immer klarer vor Augen geführt wird: die Korrelation zwischen Rechtspopulistischer Wählerschaft und Bildungsniveau. In den USA sogar kartographisch erkennbar : in den mittleren Staaten rot, an den Küsten Blau.
Für Teilnahme an den Wahlen (aktiv wie auch passiv) fordere ich deshalb ein Wahlschein!
Uups den gibt es scheinbar anscheinend schon. Demnach Korrektur : Wahlkompetenzschein!

JJ
28. März 2025 - 8.28

Wie sagte Dieter Nuhr: " Für die Jagd braucht man einen Waffenschein,für das Auto einen Führerschein,ja zum Angeln braucht man einen Schein. Aber an die Wahlurne darf jeder Trottel."
Auch ein Argument. Erinnern wir uns an die peinlich dummen Aussagen während der Impfkampagne : "Nazi...Heil Hitler usw." und die Wohnungen der Politiker wurden beschmiert. Das ist Dummheit vom Feinsten. Die USA müssten die letzte Warnung sein. Ein Esel als Präsident,gewählt von Eseln. Derzeit laufen die Eliten davon. Frankreich nimmt sie mit offenen Armen.
Also Bildung ja. Das fördert das Denkvermögen und man kann "Fake News" besser filtern und eine richtige Entscheidung treffen.