Erinnerungen aus dem EisBilder historischer Antarktis-Expeditionen gewähren Einblick in das Leben vor 100 Jahren

Erinnerungen aus dem Eis / Bilder historischer Antarktis-Expeditionen gewähren Einblick in das Leben vor 100 Jahren
Huskys auf dem Eis Foto: Herbert Ponting

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Das australische Nationalarchiv in Canberra hat Hunderte Bilder von britischen und australischen Antarktis-Expeditionen aus dem frühen 20. Jahrhundert restauriert und veröffentlicht. Die historischen Bilder zeigen den teils harschen Alltag im Eis Anfang des 20. Jahrhunderts.

„Terra Nova“ im Eis gefangen
„Terra Nova“ im Eis gefangen Foto: Herbert George Ponting

Ein lesender Mann, auf einer Pritsche ausgestreckt, mit einer dünnen Decke bedeckt, die einzige Lichtquelle eine Kerze, die er mit dem Kerzenständer auf der Wange balanciert: George Marston, der im Bild zu sehen ist, war der offizielle Künstler auf den Expeditionen des Antarktis-Pioniers Ernest Shackleton.

Marstons Schnappschuss ist eines der Motive, das Einblick in das teils harsche Leben im Eis vor über hundert Jahren gibt, wo Forscher noch ohne den modernen Komfort von elektrischem Licht, Taschenlampen und Thermokleidung auskommen mussten.

Fotos zeigen eine einzigartige Tierwelt

Insgesamt hat das Nationalarchiv in Australiens Hauptstadt Canberra mehrere Hundert solcher alter Fotos sowie Glasplattennegative und Laternendias digitalisiert und restauriert, darunter auch Originalfotografien des renommierten Fotografen Frank Hurley. Die Bilder stammen allesamt aus der Sammlung der Australian Antarctic Division, wo die Memorabilia der alten britischen und australischen Antarktis-Expeditionen aus dem frühen 20. Jahrhundert aufbewahrt werden.

„Die Bilder geben einen einzigartigen Einblick in die schwierigen Bedingungen, mit denen die Entdecker konfrontiert waren“, sagte Simon Froude, Generaldirektor der National Archives of Australia. Außerdem seien unter den Fotos „fabelhafte Aufnahmen der einzigartigen Tierwelt sowie Fotos, die die Wissenschaft und Technologie der damaligen Zeit zeigen“. Auch Porträts der Antarktis-Forscher Joseph Kinsey, Ernest Shackleton, Douglas Mawson und Frank Stillwell sind in der Sammlung enthalten.

Ein männlicher Seeelefant
Ein männlicher Seeelefant Foto: Welch and Griggs

Die besten Bilder stammen dabei von dem Fotografen und Abenteurer Frank Hurley, der mehrere Reisen in die Antarktis unternahm. Er war auch mit auf dem legendären Schiff „Endurance“, das während einer Expedition des Entdeckers Ernest Shackleton im Eis zerquetscht wurde und 1915 schließlich sank.

Der irisch-britische Shackleton war 1909 einst so nah wie sonst nie jemand zuvor an den Südpol herangekommen, doch 180 Kilometer davor mussten er und seine drei Begleiter dann doch noch umkehren. Zwei Jahre später machte der norwegische Forscher Roald Amundsen seine Träume dann vollends zunichte, als er den Südpol als Erster erreichte. Shackletons nächster Versuch wäre gewesen, die Antarktis auf dem Landweg zu überqueren, doch auch diese Idee fruchtete nicht, als sein Schiff, die „Endurance“, im Eis eingeschlossen und von den Eismassen letztendlich zerquetscht wurde. Dass Shackleton und seine Mannschaft sich auf Eisschollen retten und im April 1916 in drei kleinen Booten nach Elephant Island übersetzen konnten, ging schon damals um die Welt. Um zu überleben, hatten sich die Männer von Pinguinen ernährt und sogar die Hunde der Expedition verspeist.

Große und kleine Meilensteine

Als eine moderne Expedition vor einem Jahr dann auf das gesunkene Schiff Shackletons in der Antarktis stieß, machte dies erneut Weltschlagzeilen. Das Expeditionsteam unter dem britischen Archäologen Mensun Bound entdeckte das Wrack in etwas über 3.000 Metern Tiefe, rund vier Meilen von der Stelle entfernt, die der einstige Kapitän als Unglücksort festgehalten hatte. Bound bezeichnete die Entdeckung damals als einen „Meilenstein in der Polargeschichte“.

Auch unter den Fotos sind Motive, die Meilensteine der Polargeschichte abbilden. Beispielsweise zeigt ein Bild die australische Expedition, die am 26. Dezember 1947 die australische Flagge auf Heard Island hisste. Zahlreiche Fotos dokumentieren aber einfach auch das Alltagsleben unter den harschen Bedingungen im Eis. Der Künstler Marston ist ein Beispiel dafür. Andere Bilder zeigen die Männer beispielsweise bei der Arbeit an Deck eines der Forschungsschiffe, ein weiteres Foto zeigt einen Mann in der Badewanne. Letztere mit warmem Wasser zu füllen, muss in der damaligen Zeit mühselig gewesen sein.

 Foto: Herbert Ponting