Eine Apotheke in der Region Tandel-Bettendorf-Reisdorf ist schon länger eine umstrittene Sache. Von den politisch Verantwortlichen auf kommunaler Ebene gewollt und bislang von den zuständigen nationalen Stellen abgelehnt, scheint man jetzt nahe an einer Lösung. Die Gemeindeoberhäupter von Tandel und Bettendorf waren kreativ. Es existieren gemeinsame Interessen, die sich gut in einer Kooperation auf Syndikatsebene realisieren lassen.
Dazu gehört auch eine Apotheke für die eher dünn besiedelte Region mit noch eigenständigen und an Einwohnern kleinen Gemeinden. Mit dem neuen „Syndicat Sauer-Blees-Dall“, kurz SBD, soll sich vieles lösen. Es ist in Gründung, die Vorarbeiten sind weit gediehen, die Aufgaben klar definiert. Schon länger arbeiten beide Gemeinden in der Forstwirtschaft zusammen. Es gibt nur einen Förster, der für beide zuständig ist und der in naher Zukunft neue Wirtschaftsräume braucht.
Hinzu kommt der Wunsch, das Rettungswesen interkommunal zu regeln sowie eine gemeinsame Infrastruktur für Chöre und Musikgesellschaften zu schaffen. An einer Endfassung für die Statuten wird derzeit gefeilt, was die Hoffnung beflügelt, das Syndikat könne 2025 seine Arbeit aufnehmen. „In den Statuten haben wir auch die Apotheke festgeschrieben“, sagt der Bettendorfer Bürgermeister Patrick Mergen. Denn wenn die beiden Gemeinden sich zusammentun, rückt sie in greifbare Nähe. Eine der Voraussetzungen für eine Konzession ist die Demografie.
Syndikat löst Demografieproblem
Demnach können Gemeinden, deren Bevölkerung mindestens zwei Jahre lang über 2.500 Einwohnern liegt, eine Apotheke bekommen. Ab 7.500 ist eine zweite möglich, ab 12.500 eine dritte. Das geht aus der Antwort auf die parlamentarische Anfrage Nr. 484 vom April 2024 hervor. Tandel hat, Stand 2024, laut Statec rund 2.300 Einwohner, Bettendorf rund 3.100. Das reicht. Die Demografie war lange das Argument dagegen, weswegen das Vorhaben unter Gesundheitsministerin Paulette Lehnert (LSAP) noch scheiterte.
Vom Tisch war es damit aber nicht. Erst im Juni 2024 hat der DP-Abgeordnete André Bauler das Thema in einer parlamentarischen Anfrage wieder aufgegriffen und gezielt auf das Bevölkerungswachstum in der Region rund um Bettendorf hingewiesen. Bürgermeister Patrick Mergen bestätigt das Wachstum. Zwischen 2017 und 2023 wuchs das Dorf um rund 300 Neubürger und wählte zuletzt erstmals in seiner Geschichte im Proporzsystem. Aktuell liegen laut Mergen elf Bauanfragen im Rathaus, unabhängig von den bereits genehmigten.
Allein sie bringen, wenn fertig, rund 350 neue Einwohner. Und so wird es weitergehen. „Wir haben hier noch einiges an Bauland in privater Hand“, bestätigt der Rathauschef. Das konnte die neue CSV-Gesundheitsministerin Martine Duprez nicht übergehen. In ihrer Antwort im Juli 2024 zeigt sie sich deshalb offen für die Konzession einer Apotheke. Sie schreibt in ihrer Antwort an den Deputierten Bauler, dass angesichts der Bevölkerungsentwicklung über die Erteilung einer Konzession nachgedacht werden müsse.
Gebäude mit Räumen ist vorhanden
Die Gemeindechefs von Tandel und Bettendorf entlässt sie nach zwei persönlichen Treffen im Frühjahr 2024 mit der Auflage, das Ansinnen in den jeweiligen Räten zur Abstimmung zu stellen. Bettendorf hat dies in derselben Sitzung, in der die „Nordstad“ abgelehnt wurde, getan – mit einem eindeutigen Ergebnis: Zehn von elf Räten stimmten dafür, eine Enthaltung. Der Tandeler Rat produzierte zuvor ein ähnlich eindeutiges Ergebnis.
Das damit zusammenhängende Syndikat SBD ist nicht nur deshalb wichtig, weil es die Hürde der Einwohnerzahlen überwindet, sondern weil es im zu Tandel gehörenden Dorf Fouhren bereits Infrastrukturen gibt. Seit dem Frühsommer 2024 funktioniert dort eine „Maison médicale“ mit vier Ärzten, einem Labor für weitergehende Tests und einem Kinesiotherapeuten. Im gleichen Gebäude gibt es leerstehende Räume für eine Apotheke. Die Fahrt dorthin dauert von Bettendorf aus sieben Minuten.
Bislang sind die Bettendorfer es gewohnt, Diekirch für ein Rezept und Medikamente anzusteuern – Anfahrt und Parkplatzprobleme inklusive. Seit jedoch die erste Phase der Sanierung der Diekircher rue Clairefontaine läuft, kommt es zu einem Umweg über Gilsdorf, um eine Apotheke zu erreichen. Das wird noch eine Weile so bleiben. 400 Arbeitstage sind für die Bauarbeiten veranschlagt, weitere sollen für den nächsten Abschnitt der Straße folgen.
Das alles könnte bald Geschichte sein, denn mit der Abstimmung in den Räten der beteiligten Gemeinden ist eine weitere Hürde genommen. „Wir hoffen jetzt, dass die Ministerin auch eine positive Entscheidung hinsichtlich der Konzession trifft“, sagt Patrick Mergen. Auf Anfrage bestätigt das Gesundheitsministerium gegenüber dem Tageblatt, dass die „Anfrage in Bearbeitung ist“. Gesetzliche Stellungnahmen seien angefordert, teilt das Ministerium weiter mit. Grund genug für Optimismus.
Apotheken im Land
Aktuell gibt es im Land 102 Apotheken „ouvertes au public“, Stand 1.1.2024, teilt das Gesundheitsministerium auf Tageblatt-Anfrage mit. Hauptkriterien für eine Konzession sind Bevölkerungswachstum, Ärztedichte und geografische Lage, heißt es in der Antwort weiter.
De Maart







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