Keine Post für GlodenBettelverbot und Polizeiverstärkung in der Hauptstadt entzweit Koalition in Kayl-Tetingen

Keine Post für Gloden / Bettelverbot und Polizeiverstärkung in der Hauptstadt entzweit Koalition in Kayl-Tetingen
Im Gemeinderat in Kayl-Tetingen war u.a. die verstärkte Polizeipräsenz in Luxemburg-Stadt Diskussionsthema Symbolfoto: Editpress-Archiv/Fabrizio Pizzolante

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Ein Brief an Innenminister Léon Gloden hat am Mittwoch den CSV-LSAP-Schöffenrat von Kayl-Tetingen entzweit. Grund dafür war eine von „déi gréng“ vorgelegte Motion mit dem Vorschlag, den Polizeiminister schriftlich aufzufordern, seinen Beschluss zum Abzug von Polizisten aus dem Regionalbüro Südwest zwecks Verstärkung der Polizeipräsenz in der Hauptstadt rückgängig zu machen.

Die CSV lehnte ein solches Schreiben an den Innenminister und Parteikollegen ab, die LSAP unterstützte dagegen die Initiative. Die Frage bleibt jedoch bis auf Weiteres ungeklärt, da die fünf CSV-Gemeinderäte und der DP-Rat dagegen waren, während sich die vier LSAP-Räte sowie die Vertreter der Grünen und der „Piratepartei“ (jeweils ein Mandat) für die Initiative aussprachen. Lediglich die ADR enthielt sich.

Der dritte Anlauf war der richtige. Dann stand die Entscheidung am Ende der öffentlichen Sitzung des Gemeinderats in der „Schungfabrik“. Zuvor hatte sich ein Ratsmitglied zweimal sowohl für als auch gegen die Motion ausgesprochen. Es sei nicht Aufgabe des Gemeinderats, nationale Politik gutzuheißen oder nicht, so Bürgermeister Jean Weiler (CSV), nachdem Viviane Petry („déi gréng“) ihre Motion vorgestellt hatte. Es sei wohl jedermanns Ziel im Land, die Polizei zu verstärken, aber in diesem konkreten Fall handle es sich um eine zeitlich begrenzte verstärkte Polizeipräsenz in der Hauptstadt. Ob das notwendig sei oder nicht, könne er nicht beurteilen, so Weiler. Ohnehin sei die Forderung, den Abzugsbeschluss rückgängig zu machen, zwecklos, da er bis zum 17. März befristet sei. Seinen Informationen zufolge würde lediglich zweimal die Woche nachmittags eine Patrouille abgezogen.

Im Brief an Innenminister Gloden wird nicht nur gefordert, den Abzug von Polizeibeamten und -beamtinnen aus dem auch für Kayl-Tetingen zuständigen Regionalbüro Südwest zu überdenken. Der Minister solle auch darüber informieren, wie die Polizeipräsenz in der Gemeinde in Zukunft abgesichert werden könne.

Anspruch auf Polizeipräsenz

Es liege wohl im Kompetenzbereich des Gemeinderats, mehr Polizeipräsenz zu fordern, entgegnete Romain Daubenfeld (LSAP) Bürgermeister Jean Weiler. Es sei nicht normal, dass Beamte abgezogen würden, um das Bettelverbot in der Hauptstadt durchzusetzen. Ob die Sicherheit der Bürger von Kayl-Tetingen weniger wichtig sei als jene in der Hauptstadt, fragte sein Parteikollege Brian Halsdorf. „Sind das Leute zweiter Klasse?“, fügte Petry hinzu. Polizisten würden nicht wegen erhöhter Kriminalität nach Luxemburg abgezogen, sondern wegen des Bettelverbots, so Ben Lommel (Piraten). Man müsse etwas tun, schließlich sei man für die Menschen in der Gemeinde verantwortlich, meinte Amilcar Caetano (ADR).

Es gehe beim Ministerbeschluss wohl auch um andere Probleme, wie etwa Drogenkriminalität, sagte LSAP-Schöffe Marco Lux. Aber auch andere Städte hätten ähnliche Probleme und könnten um Hilfe bitten. Was dann, fragte er. Die LSAP habe sich in ihrem Wahlprogramm für mehr Sicherheit ausgesprochen, rief er in Erinnerung. Weshalb die LSAP die Motion befürwortete.

Mit der CSV stimmte auch DP-Rat Félix Mores gegen die Motion. Wären in der Vergangenheit mehr Polizisten eingestellt worden, hätte man das Problem nicht, sagte er. Die unmittelbare Replik von Daubenfeld: Bereits der ehemalige Polizeiminister Etienne Schneider (LSAP) habe mit der massiven Aufstockung des Polizeiapparats begonnen.

Mehrmaliges gutes Zureden der Initiatorin der Debatte konnte CSV und DP nicht umstimmen. Angesichts der Pattsituation muss der Gemeinderat in der nächsten Sitzung nochmals über die Motion abstimmen. Laut Kommunalgesetz ist bei erneuter Pattsituation die Stimme des Bürgermeisters ausschlaggebend. Innenminister Gloden dürfte Post aus Kayl demnach erspart bleiben.