Sonntag19. Oktober 2025

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DenkmalschutzBelvaler Gebläsehalle auf Shortlist der „7 Most Endangered“

Denkmalschutz / Belvaler Gebläsehalle auf Shortlist der „7 Most Endangered“
Seit fünf Jahren ist die Gebläsehalle auf Belval ohne Bestimmung Foto: Editpress/Alain Rischard

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Die Gebläsehalle von Belval hat es auf die diesjährige Shortlist der am meisten gefährdeten Kulturstätten Europas geschafft. Bis April wird „Europa Nostra“ in Zusammenarbeit mit der Europäischen Investitionsbank (BEI) sieben der insgesamt 14 Stätte ins Programm der „7 Most Endangered“ aufnehmen.  

Zweifelhafte Ehre für die Gebläsehalle von Belval: Da sich in Sachen Nutzung des riesigen Gebäudes seit Jahren nichts Konkretes tut, ist die Halle vor gut einer Woche in die Vorauswahl zum „7 Most Endangered“ aufgenommen worden. Seit 2013 wird diese Liste von „Europa Nostra“ und dem Institut der Europäischen Investitionsbank aufgestellt. Ziel der Vereinigung ist der Schutz des kulturellen Erbes in Europa. Unterstützt wird die Initiative aus der Zivilgesellschaft durch EU-Gelder. Durch die Aufnahme auf die Liste sollen den gefährdeten Stätten bzw. den Initiativen zu ihrer Rettung ausreichend Mittel zur Verfügung gestellt werden. Vorgeschlagen wurde die Gebläsehalle vom gemeinnützigen Verein Industriekultur-CNCI. Ob sie Aufnahme in die definitive Liste der „7 Most Endangered“ findet, wird Anfang April bekannt. 

Die Shortlist

Gebläsehalle in Belval (Lux)
Kloster von Arakelots (Arm)
Bahnhof Mixnitz-Bärenschützklamm (Aut)
Eisernes Schloss in Ath (Bel)
Schloss Nyborg (Den)
Schloss von Monemvasia (Gre)
Zugbrücken am Baardwijkse-Overlaat-Ufer (Ned)
Nationaltheater Oslo (Nor)
Synagoge von Orla (Pol)
Kirche und Kloster Pauliste-Pateren in Lissabon (Por)
Generalstab-Komplex in Belgrad (Ser)
Kirche von San Estevo de Pousada (Esp)
Schwimmhalle Valhalla in Göteborg (Swe)
Victoria Tower Gardens in London (GBR)

2007 fand in der Gebläsehalle die „All we need“-Ausstellung im Rahmen des Kulturjahres statt, anschließend wurde sie als „Fourrière“ für abgeschleppte Autos genutzt. Bis sie aus Sicherheitsgründen im August 2020 ganz geschlossen wurde. Seitdem rottet sie, obwohl unter Denkmalschutz stehend, vor sich hin. Unter der vormaligen Kulturministerin Sam Tanson wurde eine Machbarkeitsstudie zur Weiternutzung bei der Universität Luxemburg in Auftrag gegeben, die im November erstmals in der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Die CSV/DP-Regierung hatte beschlossen, das Dossier an das Ministerium für öffentliche Bauten zu übergeben. Dort wartet man momentan auf das Ergebnis der Studie zur städtischen Programmplanung des Fonds de Belval. 

Die „Hall des soufflantes“ ist das letzte noch erhaltene authentische Industriebauwerk der Belvaler Schmelz. Viele der Anlagen und Maschinen im Inneren sind noch da. 1910 von der Gelsenkirchener Bergwerks-AG erbaut, beeindruckt das Gebäude vor allem durch seine Größe. Im Umkreis von mehreren hundert Kilometern findet sich kein vergleichbares Bauwerk. Einzigartig ist auch die Stahlkonstruktion aus Eisenträgern und das Dachfachwerk aus Eisenprofilen. Die enorme Größe der Halle war erforderlich, um die neun riesigen Kolbengasmotoren unterzubringen, die vom Gichtgas der Hochöfen angetrieben wurden. Das Gas wurde in Elektroenergie umgewandelt und diente zum Antrieb der in den Stahl- und Walzwerken erforderlichen Maschinen. Die Motoren waren aber auch mit dem Kolbengebläse verbunden, das Wind erzeugte, der durch anderthalb Meter dicke Stahlrohre in den Hochofen geblasen wurde, um den Schmelzvorgang der Minette zu aktivieren und zu unterhalten. 1990 wurde die Gebläsehalle außer Betrieb genommen. 

Nomi
7. Februar 2025 - 12.18

Wann mer 30 Johr brauchen fir ze decidei'eren ob eppes erhaalenswert ass kennen mer et och direkt oofrappen well mat der Zeit geht et mei' futti an eng Restauratio'un gett all Johr mei' dei'er !

HeWhoCannotBeNamed
7. Februar 2025 - 8.08

Die Gebläsehalle ist zu einem politischen Dilemma, oder besser noch : zu einem heißen Eisen geworden. Welche Regierung möchte der Bevölkerung die Rechnung für die Renovierung einer Gebläsehalle mit "einzigartiger Stahlkonstruktion" vorlegen? Wohl keine. Und dann bleibt noch der ökologische Aspekt (ist da nicht was mit Asbest??)...