Samstag8. November 2025

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DeutschlandBeklemmende Stimmung nach Leichenfund in Temmels – Gibt es eine Verbindung nach Luxemburg?

Deutschland / Beklemmende Stimmung nach Leichenfund in Temmels – Gibt es eine Verbindung nach Luxemburg?
Fundstelle der Leichenteile in Temmels: Die Suchaktion der Polizei hat Spuren hinterlassen Foto: Jürgen Boie

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Möglicherweise hängt der Fund von Leichenteilen in Temmels am Dienstag mit einem Tötungsdelikt in Luxemburg und dem Fund eines Torsos in Frankreich zusammen. Für die Menschen in dem Ort an der Obermosel ist die Sache „gruselig“. Sie halten sich mit Spekulationen aber weitestgehend zurück.

Die Nachricht ist in Temmels noch sehr frisch. Egal, ob man beim Bäcker, bei der Fischbude, in der Metzgerei oder beim Ortsbürgermeister nachfragt. Von dem Fund von Teilen einer menschlichen Leiche auf dem Gebiet des Obermoseldorfs an der luxemburgischen Grenze habe man erst am Mittwochnachmittag erfahren, heißt es an vielen Stellen im Ort. Auch die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, die beim Ausleuchten der Stelle geholfen haben sollen, haben offenbar dicht gehalten.

Dabei hat ein Zeuge den grausigen Fund in der Nähe eines Parkplatzes an der L136 schon am Dienstag gemacht. Die Leichenteile lagen im Gestrüpp am Straßenrand, dort, wo ein Wegkreuz steht und Schilder Wanderer willkommen heißen und auf den richtigen Pfad führen sollen.

Der Aussichtspunkt, von dem der Blick auf das Tanklager am Rand des einzigen Hafens Luxemburgs in Mertert fällt, liegt weniger als 400 Meter vom Neubaugebiet Auf der Kirth entfernt. Trotzdem ist er von dort nicht einsehbar. Das liegt daran, dass sich die Landesstraße Richtung Tawern-Fellerich durch mehrere Spitzkehren den Hang hoch kämpft. Somit haben die Menschen in der Nachbarschaft von den großen Polizeieinsätzen am Dienstag und Mittwoch nur wenig mitbekommen. Die Informationen sickerten eher über Autofahrer in den Ort, die aus Richtung Tawern nach Temmels kamen.

Obduktion soll mehr Klarheit bringen

Klarheit darüber, dass die Polizei die Stelle wegen eines möglichen Gewaltverbrechens durchforstet, herrscht erst am späten Mittwochnachmittag, als die Polizei eine spärliche Meldung veröffentlicht. Darin heißt es, dass ein Zeuge Leichenteile gefunden habe, die bisher niemandem zuzuordnen seien. Die Identität und die Herkunft seien ungeklärt. „Dann verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer“, sagt eine Frau am Donnerstag am örtlichen Supermarkt. Ein Polizeisprecher verweist auf Nachfrage zu weiteren Details darauf, dass die Ermittler nun erstmal die Ergebnisse der Gerichtsmedizin abwarten müssten. Eine Obduktion soll die Identität und die Herkunft des Opfers klären.

Obwohl die Polizei bisher nur wenig Licht in die Sache bringen kann, halten sich die Temmelser mit dem Verbreiten von Gerüchten zurück. Einige haben von den vielen Berufspendlern von der Sache erfahren. Die L136 ist schließlich eine beliebte Strecke für Menschen aus Tawern und dem Saarburger Raum, die in Luxemburg arbeiten. Tausende fahren tagtäglich an der Fundstelle vorbei – darunter auch viele mit luxemburgischen Kennzeichen. Wer anhält und genau hinschaut, sieht im Gestrüpp eine kleine wilde Müllkippe neben der Straße. Eine große Einkaufstasche, eine Europalette und anderer Unrat liegen dort herum.

Für große Kriminalität ist Temmels aber eher nicht bekannt. Tötungsdelikte verzeichnet der Ort, zumindest in den vergangenen Jahren, nicht. Wenn die Polizei anrückt, geht es eher um einen Unfall auf der B419 oder, wie vor ein paar Tagen, um einen Einbruch. Ein Gemeindearbeiter sagt über den Fund der Leichenteile: „Das ist schrecklich. Ich hätte das auch finden können.“ Er räume einmal pro Woche den Müll an dem Aussichtspunkt weg. Manchmal kümmere er sich auch um den Abfall am Rand der L136. Er sei froh, dass er bei seiner Arbeit nicht auf die Leichenteile gestoßen sei.

Deutsche und luxemburgische Polizei im Austausch

Die Mitarbeiterin einer Bäckerei in Temmels sagt: „Das ist schon gruselig.“ Sie selbst fahre täglich frühmorgens vor vier Uhr im Stockdunkeln über die L136 aus dem Saarburger Raum zu ihrem Arbeitsplatz in Temmels. Nun wundere sie sich, dass ihre Kunden nicht noch mehr über dieses Thema redeten.

Ähnlich sieht es Ute Klassen vom Familienbetrieb der Fleischerei Klassen. Dort ist am Donnerstagmittag – zwei Tage nach dem Fund – wie immer um diese Uhrzeit sehr viel los. Sie habe schon ein beklemmendes Gefühl, dass so etwas in Temmels passiert sei. Das sei „unheimlich“. Aber: Die Menschen gingen sehr vorsichtig mit der Sache um und hielten sich mit Spekulationen zurück.

Diese gibt es aber trotzdem. Die luxemburgische Polizei sei ja nicht bei Lappalien auf deutschem Boden im Einsatz, sagt ein Mann auf dem Parkplatz des örtlichen Supermarkts. Polizeisprecher Uwe Konz bestätigt am Donnerstag gegenüber der Volksfreund-Redaktion, dass Kollegen aus Luxemburg vor Ort gewesen seien. „Es gab in Luxemburg einen Fall, in dem ein weiblicher Torso gefunden wurde, dem Gliedmaßen und der Kopf fehlten. Deshalb sind wir in engem Austausch mit den Kollegen.“

Die menschlichen Körperteile wurden im Bereich eines Parkplatzes in der Nähe des hölzernen Wegkreuzes bei Temmels gefunden
Die menschlichen Körperteile wurden im Bereich eines Parkplatzes in der Nähe des hölzernen Wegkreuzes bei Temmels gefunden Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Zusammenhang mit Leichenfund in Mont-Saint-Martin?

Die Kollegen aus dem Nachbarland seien sehr interessiert an dem Fund in Temmels gewesen. Allerdings gebe es noch keine Ergebnisse zur DNS oder Identität des Opfers von Temmels. Dazu, welche Körperteile dort gefunden wurden und ob diese zu dem Torso im luxemburgischen Fall passen, gibt Konz bisher keine nähere Auskunft. Noch wolle man sich bei den Ermittlungen nicht einschränken. Schon am Mittwoch erklärte er: „Wir überprüfen sämtliche Vermisstenfälle und auch, ob es sich um ein neues Verbrechen handelt. Darunter fallen auch Verbrechen im Grenzraum.“

Der Verdacht, dass der deutsche Fall mit dem in Luxemburg zusammenhängt, scheint jedoch naheliegend. Ein 16-Jähriger hatte den Torso einer 40-jährigen Luxemburgerin portugiesischer Herkunft im französischen Grenzort Mont-Saint-Martin am 19. September zufällig hinter einem ehemaligen Supermarkt entdeckt. Am 6. Oktober meldete die Staatsanwaltschaft Diekirch – das war der Wohnort des Opfers – die Festnahme eines 48-jährigen Tatverdächtigen in Luxemburg. Der Mann sitzt seitdem in Untersuchungshaft in Schrassig. Die Polizei hatte das Opfer zwischenzeitig per DNS-Analyse und über Tätowierungen identifiziert.

Deshalb könnte die DNS-Analyse im Fall von Temmels zumindest Klarheit bringen, ob die beiden grausigen Funde zusammenhängen. Wann die Gerichtsmedizin das Ergebnis liefert, weiß Polizeisprecher Konz noch nicht. Auf das Ergebnis warten aber auch die Kollegen aus Luxemburg gespannt. Die Polizisten seien als Beobachter in Temmels gewesen, sagt eine Sprecherin der dortigen Staatsanwaltschaft. Und: „Zu diesem Zeitpunkt ist es nicht möglich, einen Zusammenhang mit der Leiche von Mont-Saint-Martin zu bestätigen oder zu dementieren, da die Resultate von Analysen abgewartet werden müssen.“