Montag10. November 2025

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Millionenbetrug mit der LiebeBande in Spanien zerschlagen, auch Luxemburgerinnen unter den vielen Opfern in Europa

Millionenbetrug mit der Liebe / Bande in Spanien zerschlagen, auch Luxemburgerinnen unter den vielen Opfern in Europa
Die spanische Polizei hat auf Mallorca eine Bande von Liebesschwindlern zerschlagen, die via Internet zahlreiche Opfer in Luxemburg und anderen Ländern Europas um insgesamt weit mehr als eine Million Euro betrogen haben soll Foto: dpa/Policia Nacional

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Die Masche ist nicht neu, aber sie funktioniert noch immer und hat sich in den letzten Jahren zu einem einträglichen kriminellen Geschäft entwickelt. Die Rede ist vom Betrug mit der großen Liebe.

Die Methode hat sich vor allem mithilfe von Online-Kontaktplattformen, Singlebörsen, Dating-Apps und sozialen Netzwerken ausgebreitet. Und sie wird von den Tätern dazu benutzt, den Opfern mit amourösen Lügen und falschen Versprechungen das Geld aus der Tasche zu ziehen.

In Spanien gelang es nun der Polizei, eine jener internationalen Banden zu zerschlagen, die hinter diesem Betrug stecken. Die Kriminellen hatten ihre Zentrale auf der spanischen Ferieninsel Mallorca und in der ebenfalls sehr touristischen Costa-del-Sol-Hauptstadt Málaga in Südspanien.

Falsche Elitesoldaten und alleinstehende Frauen

Ihre Opfer, meist ältere und alleinstehende Frauen, fanden sie in ganz Europa. Die spanischen Ermittler machten zum Beispiel Betroffene in Deutschland, Luxemburg, Italien, Polen und Finnland aus. Der Schaden wird auf mehrere Millionen Euro geschätzt.

Wie die spanische Polizei mitteilte, wurden bisher 16 Personen festgenommen: 15 Festnahmen gab es auf Mallorca und eine weitere in Málaga. Als Kopf der Bande gilt ein 27-jähriger Nigerianer, der auf der Urlaubsinsel festgesetzt wurde.

Die Spuren von Online-Betrügereien aller Art führen oftmals in das westafrikanische Land Nigeria, zum Beispiel bei der weit breiteten Gaunerei mit der Liebe oder mit angeblichen Lottogewinnen. Die Ermittler sprechen deshalb in diesem Zusammenhang auch von der „Nigeria-Connection“.

Bei den aktuellen Ermittlungen kamen die Fahnder den Betrügern durch einen besonders extremen Fall auf die Spur, bei dem eine Frau in der Costa-Blanca-Stadt Alicante an der spanischen Mittelmeerküste um mehr als 800.000 Euro betrogen worden war.

Dabei täuschte einer der Kriminellen vor, Mitglied der amerikanischen Elitetruppe Marines zu sein. Und er behauptete, dass er wegen seiner militärischen Auslandseinsätze in geheimen Missionen unterwegs sei und sich deswegen nicht persönlich mit seiner großen Liebe treffen könne.

„In jahrelangen Kontakten gewannen die Betrüger das Vertrauen der Frau“, berichtet die mallorquinische Kripo, die die Ermittlungen leitete. In E-Mails, Briefen und Netzwerk-Nachrichten überhäufte die Bande ihr Opfer mit Liebesbekundungen.

Sogar Videoanrufe, in denen einer der Täter die Rolle des Elitesoldaten spielte, benutzten sie, um die Frau zu umgarnen. Und um sie glauben zu machen, dass sie eine intensive Liebesbeziehung mit dem Mann unterhalte. Bei ihren Kontakten arbeiteten die Täter, wie in solchen Fällen üblich, mit falschen Benutzerkonten, um ihre Spuren zu verwischen – was die Ermittlungen schwierig machte.

„Der falsche Soldat nutzte alle möglichen Ausreden, um die Frau um Geld zu bitten“, erklären die Ermittler in einer Mitteilung. Dabei habe er beispielsweise angeführt, er fürchte um sein Leben und brauche viel Geld für persönliche Sicherheitsmaßnahmen. Eine emotionale Erpressung, die Wirkung zeigte.

Die psychische Abhängigkeit der Frau von ihrem virtuellen Liebhaber wurde so groß, dass sie bereit war, ihre gesamten Ersparnisse zu überweisen und sogar Kredite für ihren angeblichen Bewunderer aufzunehmen. Erst als sie kein Geld mehr besaß und der mutmaßliche Verehrer plötzlich von der Bildfläche verschwand, ging die Frau zur Polizei.

Auch Auftritte als Arzt oder Geschäftsmann

Der Trick mit dem Elitesoldaten funktionierte auch noch mit anderen Opfern. Die Polizei warnt, dass die Betrüger bei der Liebesmasche, die bei Fachleuten unter dem englischen Begriff „romance scam“ bekannt ist, gerne interessant klingende Profile benutzen: Sie geben sich zum Beispiel auch als Ärzte oder erfolgreiche Geschäftsleute aus.

Die Polizeibehörden in Spanien wie in anderen europäischen Staaten erhalten jedes Jahr Tausende von Anzeigen, in denen Frauen, aber auch Männer Opfer von „romance scammers“ wurden. Zudem wird mit einer hohen Dunkelziffer gerechnet, da viele Betroffene aus Scham den Betrug nicht anzeigen.

Die Zahl der Fälle ist in den letzten Jahren derart gestiegen, dass inzwischen versucht wird, mit Aufklärungskampagnen gegenzusteuern: „Online die große Liebe zu finden, das ist heutzutage nichts Besonderes mehr“, schreibt etwa Deutschlands Polizei auf ihrer Beratungsseite (polizei-beratung.de). „Doch wie im echten Leben ist auch im Internet ein gewisses Maß an Misstrauen angebracht. Ganz besonders, wenn die neue Liebe um Geld bittet.“

Rat der Polizei

Die Polizeiexperten empfehlen: „Gehen Sie nicht auf Forderungen des Scammers ein. Überweisen Sie auf keinen Fall Geld.“ Und: „Brechen Sie jeglichen Kontakt ab. Antworten Sie nicht auf Mails oder Anrufe des Scammers.“

Gefahr bestehe auch für Freunde im sozialen Netzwerk und für alle Kontakte im eigenen Mailadressbuch. „Denn die Täter schicken mit ihren Mails meistens auch einen Computervirus mit.“ Und dieser könne den Tätern die Kontrolle über den Rechner der Opfer und auch über deren Bankkonten ermöglichen. (ze)