Ist das Künstler oder kann das weg? Die Frage war schnell beantwortet: Kann weg, der fotografierende Iraner. War ja auch erst fünf Jahre hier. Und Architekten, deren überbordende Kreativität sich an den vielen uniformen Wohnkisten entlang unserer Straßen bestaunen lässt, haben wir eh genug.
Warum sich also herumplagen mit einem Dahergelaufenen, dessen „créations artistiques n’apportent pas de véritable plus-value en termes d’intérêts économiques pour le Luxembourg, ne servent pas réellement les intérêts du pays et ne peuvent pas être considérées comme une intégration dans le contexte économique national ou local“? Macht keinen Sinn, befand die beratende Kommission aus sich beratenden hohen Beamten von Léon Glodens Innenministerium, Lex Delles’ Wirtschaftsministerium und Georges Mischos Arbeitsministerium im Fall des iranischen Künstlers und Architekten Alborz Teymoorzadeh. Eine Rechnung, ausformuliert in schönster PwC-Prosa und mit als Ergebnis unter dem Strich: Die in Aussicht stehende Fünfzigprozentstelle in einem Kulturbetrieb und die Verankerung in der hiesigen Szene, die Alborz Teymoorzadeh vorzeigen konnte, reichen nicht als Daseinsberechtigung in unserem Großzügigkeitsherzogtum.
Das Kulturministerium in diese Beratungen einzubeziehen, wurde offenbar nicht für nötig empfunden. Warum auch auf die Kulturinstitutionen vertrauen, die Teymoorzadeh als Ausnahmetalent feiern, wenn der Taschenrechner der Bürokratie sein Ergebnis schon ausgespuckt hatte: Äddi a merci, seit dem 6. Oktober ist der Mann nicht mehr willkommen in Luxemburg.
Ein Jahr ist es her, dass Luxemburg eine neue Regierung wählte, die sich den Kampf gegen Armut gleich stolz ans Revers heftete, um als erste Amtshandlung den Bettlern den Kampf anzusagen. Es dauerte nicht lange, bis die ausländische Presse Wind bekam von der neuen kalten Brise, die plötzlich über unser Finanzplatzland wehte und beispielsweise die Süddeutsche Zeitung einen Artikel veröffentlichte mit dem Titel „Arm im reichsten Land der Welt“. Für all jene, die den Text nicht kennen: Es war kein Loblied auf die neue Politik der Frieden-Bettel-Regierung. Und es war erst der Auftakt.
Im Herbst nun durfte sich Luxemburg über zwei historische Ereignisse freuen. Erst kam Papst Franziskus zu Besuch, am Dienstag wurde Erbprinz Guillaume zum Großherzog-Statthalter seines Vaters Henri ernannt. Perfekte Gelegenheiten eigentlich, um als Premier und Regierung ein bisschen etwas vom Glanz der Geschichte einzuheimsen, die gerade geschrieben wird. Doch es kam anders.
Die Regierung hat es geschafft, beide durchaus festlichen Anlässe mit ihrer unterkühlten, mitunter herzlos wirkenden Politik und der daraus hervorgehenden Außenwirkung in den Sand zu setzen. Als der Papst die Menschen in der Stadt begrüßte, sprach das Land über die Caritas. Nun, da der Wechsel an der Staatsspitze in die Wege geleitet wird, wundert sich das Land über die knallharte Ausweisung eines iranischen Fotografen und Architekten.
Die nächsten Schritte kündigen sich bereits an, bald dürfte es ans Eingemachte gehen. Am Dienstag hat Arbeitsminister Mischo zum Angriff auf das Arbeitsrecht geblasen. Statt Luxemburg glänzen zu lassen, haben Frieden und Co. es geschafft, das Land innerhalb weniger Monate in einen matten Schleier der Kälte zu hüllen. Ein Jahr nach der Wahl können CSV und DP ihr wahres Gesicht nicht mehr verbergen.
De Maart

Naja, als Finanzspezialist hätt de gudde Mann eng plus-value fir d'Land bruecht... als fräischaffenden Künstler deen vum Kulturministerium mat erduerchgehol gett, bestëmmt net.
En plus, ass Konscht jo en zimlech dehnbaren Begrëff an d'Definitioun "liegt im Auge des Betrachters".
Wann ech nach un der Mme. Tanson hieren Lobgesang op en Koup Buedem, en uralen Heizkierper an d'Fell vun engem gehäutetem Fuuss am Mudam denken... dégoûtant et dégeulasse!
....wiir et een Finanzspezialist gewiëscht,dann wiir diën Mann nach am Ländchen,eppes aanescht kënnt den Mr.Luc jo nit!Aarmseïligt Lëtzeburg.
@Nomi
Es reicht mir mittlerweile mit dieser Verdrehung der Tatsachen. Ja, manche Leute hatten die Nase voll von "links-grün-versifft", aber wieso wohl? Weil sie einerseits empfänglich waren für die Anti-"links-grün-versifft"-Propaganda (der Begriff ist schon Teil davon), andererseits weil sie ganz einfach rechts, weit-rechts oder extrem-rechts denken.
Wenn tatsächlich einer diese braunen Pappnasen, mit denen wir es heute zu tun haben, gewählt hat, nur weil ihm Bauschs (zugegeben lächerliche) Fahrradbrücke nicht gefällt, dem ist nicht mehr zu helfen. Wenn das die Mehrheit einer Population betrifft... dann bekommen wir vielleicht das, was wir verdient haben : eine rechte Politik die nicht nur autoritär, intolerant und inhuman ist, sondern uns zuliebe einer protektionistischen Ideologie auch in die Mauer fährt.
So, back to topic. Exzellenter Artikel, neuer Tiefpunk für unsere Regierung.
Di lenk Immigratio'unspolitik ass d'Ursaach vun der Staerkung vun Extrem-Riets.
Mir brauchen eng Politik no bei der Mett. (Mett-Lenks/Mett-Riets).
Zevill Lenks leist den Pendel dono ze weit Riets schwenken. Do leit d'Ursaach vun Extrem-Riets !!
"Kunst und Kultur, die meisten da oben verstehen davon nichts!" Sagte schon mein Kunstlehrer, Adolphe selig.
Ein Staat soll nicht mit einer Hertzjesus Politik regiert werden . Sued Deutsche Zeitung ,ich darf doch sehr bitten ! Sollten wir irgendwann von der FAZ kritisiert werden ,dann waere wirklich was schiefgelaufen .
Hach, da ist er ja wieder - der alte Luc!
ee gudden Artikel mat schlechte Noriichten..
jo, ganz richteg, do së mër am Moment ukomm.. ëch färten ët ass eréicht d'Spëtz vum Äisbiërg..
ët war scho vun Ufank un no de Waale kloër, wéi den Houës zë laafen houët..
mat engem äiskaale Premiër (dat wosste mër jo) dee nëmmen d'Finanze-Welt kënnt, war ët viiraus zë gisin, dat fiir dë Mënsch keng Plaaz ass..
an esou gouf och ons Regierung opgestallt..
Alles mat dëcker Schouël a kaalbliddëg..
Schouëd..
„Das Innenministerium bleibt dabei: Jeder Antragsteller für eine Aufenthaltsgenehmigung, auch ein Künstler, müsse den Beweis erbringen, dass seine Tätigkeit den Interessen des Landes diene. Das schreibt das Innenministerium in einer Pressemitteilung am Montagabend.“
Man darf sich die Frage stellen, inwiefern ein Minister Gloden mit seiner menschenverachtenden Politik den „Interessen des Landes diene“. Das scharfe Abdriften nach rechts, das gerade ein Minister Gloden seit Amtsantritt zelebriert, rückt Luxemburg auch international in ein schlechtes Licht … außer bei nicht bloß rechtslatenten Zeitgenossen.
Luxemburg stand mal für überwiegend humanistische Grundsätze. Mit Gloden (und Frieden) sind diese Zeiten vorbei …
Monsieur Armand, was hatten Sie denn von dieser Firma erwartet? CEOs müssen knallhart sein.