Jetzt weiß Lewis Hamilton endlich, wie es hinter der geheimnisvollen Tür aussieht. „All die Jahre“, erzählte der Formel-1-Rekordweltmeister in Melbourne lächelnd, „bin ich durchs Paddock gegangen und habe diese rote Garage gesehen – und nun bin ich plötzlich mittendrin.“
Mittendrin im Abenteuer Ferrari – und beim Saisonauftakt in Australien im Zentrum des Interesses. „Es ist die aufregendste Zeit meines Lebens, ich bin voller Vorfreude“, sagte der Brite, der seit 2007 in der Königsklasse fährt und sieben Weltmeistertitel gewonnen hat: „Ich fühle mich geehrt und bin sehr dankbar, in dieser Position zu sein.“
Vor der begehrten roten Garage im Fahrerlager warten die Fotografen in diesen Tagen geduldig. Wenn sich Hamilton, der Mercedes nach zwölf höchst erfolgreichen Jahren verlassen hat, dann kurz blicken lässt, klicken die Kameras. Der 40-Jährige hat in der Sonne Melbournes beste Laune, und er ist Gesprächsthema Nummer eins.
Der ehemalige Formel-1-Boss Bernie Ecclestone hält den Wechsel Hamiltons zu Ferrari für ein „Risiko“, wie er im RTL/n-tv-Interview betonte. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff fremdelt ebenfalls noch. „Ihn in anderer Teamkleidung zu sehen, ist, als wenn die Frau auf einmal mit einem anderen Mann an der Seite rumläuft“, sagte er der Sport Bild.
Und Hamilton? Der Rekordchampion genießt den Rummel und beteuert, die großen Erwartungen der anderen nicht an sich heranzulassen. Druck mache er sich selbst, er wolle „physisch und mental in der besten Verfassung sein, in der ich je war“, sagte Hamilton: „Es geht darum, gut in die Saison zu starten, einen guten Rhythmus zu finden.“
Nach einer für seine Verhältnisse durchwachsenen Saison mit Platz sieben will er es noch mal wissen. Doch vor dem ersten Rennen am Sonntag (5.00 Uhr MEZ/Sky) begleiten ihn auch einige Fragezeichen. In welcher Form ist Hamilton tatsächlich? Wie findet er sich im Wettkampf im neuen Umfeld zurecht – und wie performt der Ferrari überhaupt?
Erwartet wird eine spannende Saison, in der die Teams noch enger zusammenrücken. Bei der Scuderia muss sich Hamilton gegen seinen Teamkollegen Charles Leclerc behaupten, den er als „Mister Ferrari“ betitelte. Die Konstrukteurs-Weltmeister von McLaren gelten als Favoriten, Mercedes lauert – und Max Verstappen stapelt gewohnt tief.
„Wir sind nicht die Schnellsten, wir gehen es Schritt für Schritt an“, sagte der Red-Bull-Pilot, der in diesem Jahr seinen fünften WM-Titel in Serie holen will: „Wir werden herausfinden, was am Wochenende möglich ist. Wir geben unser Bestes, das Auto so stark wie möglich zu machen.“
Vor exakt zehn Jahren hatte er mit gerade mal 17 Jahren in Melbourne sein Debüt in der Königsklasse gegeben, seitdem schreibt er seine eigene höchst erfolgreiche Geschichte. Was er dem Max Verstappen von 2015 aus heutiger Sicht mitgeben wolle, fragte ihn ein Journalist in Melbourne. „Nichts“, lautete Verstappens Antwort: „Wenn ich damals schon gewusst hätte, was ich alles erreiche, wäre es ja langweilig – all die Erfahrungen gehören dazu und machen es aus.“
Dieser Satz hätte auch von Hamilton stammen können. „Ich fühle mich sehr wohl in meiner Haut“, sagte er lächelnd: „Ich weiß genau, was ich will.“
De Maart
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