Denn was in den letzten Wochen vom Himmel kam, war kein Nieselregen, sondern eine regelrechte Sintflut. In vielen Regionen hat es so geschüttet, als wollte der Himmel die vergangenen trockenen Jahre wiedergutmachen – ein Segen für das Land, das an einer Jahrhundertdürre leidet. Spanien kann nun aufatmen: Der Regen hat ganze Arbeit geleistet und die Talsperren kräftig aufgefüllt. Im Landesschnitt sind die Wasserspeicher jetzt zu rund 74 Prozent voll, ein sattes Plus von 16 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr.
Für die Einheimischen ist das eine Erleichterung und für Millionen Ostertouristen eine gute Nachricht: Denn die schlimmsten Wasserbeschränkungen sind vorerst passé. Strandduschen, die monatelang trocken blieben, dürfen wieder rauschen. Pools kann man wieder befüllen. Und das Autowaschen ist nicht mehr tabu. Vorbei sind auch (erstmal) die Zeiten, in denen man seinen Garten nur mit schlechtem Gewissen gießen durfte.
„Das war die schlimmste Dürre seit 200 Jahren“, sagte Kataloniens Umweltministerin Silvia Paneque, als sie kürzlich in Barcelona das Ende des Wassernotstands verkündete. „Wir kehren zur Normalität zurück.“ Die Speicher in Katalonien – mit der beliebten Costa Brava und Costa Dorada – sind inzwischen wieder zu zwei Dritteln voll. Die Tourismussaison kann kommen.
Mit dem Ende des Notstandes in der Mittelmeermetropole Barcelona dürfen dort jetzt endlich wieder die öffentlichen Springbrunnen plätschern und die Grünanlagen bewässert werden. Tausende Bäume, darunter viele Palmen, waren während der jahrelangen Dürre in der zweitgrößten Stadt Spaniens, in der 1,7 Millionen Menschen leben, vertrocknet. Jetzt sollen bis zum kommenden Jahr rund 7.500 neue Bäume gepflanzt und verdorrte Grünzonen wieder hergerichtet werden.
Erholung der Wasserreserven
Die Erholung der Wasserreserven verlief freilich nicht überall in Spanien gleich. In der Mittelmeerregion Valencia beispielsweise gab es zwar einen der regenreichsten Märzmonate seit den 1950er-Jahren, und auch an der Costa del Sol bei Málaga konnten die Wasserbeschränkungen gelockert werden.
Doch in anderen Gebieten am Mittelmeer – etwa in Murcia und Almería – ist die Lage nach wie vor angespannt. Dort dümpeln die Talsperren noch immer unter der 30-Prozent-Marke. Besonders hart trifft das die Landwirtschaft. In der Region befinden sich viele Plantagen, auf denen Tomaten, Zucchini, Paprika oder Salat wachsen – es ist der größte Gemüsegarten Europas. Und der braucht Wasser. Viel Wasser.
Auch auf den Balearen ist noch nicht alles im grünen Bereich. Auf Mallorca und den Nachbarinseln Ibiza, Menorca und Formentera hat es zwar geregnet – doch die Speicher sind nur zu gut 50 Prozent gefüllt, das sind weniger Reserven als im Vorjahr zu dieser Zeit. Das ist nicht dramatisch, aber auch kein Grund zur Entwarnung.
Über Ostern reicht das Wasser, doch der Sommer und Herbst könnten auf Mallorca wieder zur Herausforderung werden. Vor allem im Hinterland, wo viele Orte noch nicht ans Netz der großen Entsalzungsanlagen angeschlossen sind, bleibt der sogenannte gelbe Wasseralarm bestehen. Diese Vorwarnstufe bedeutet: Keine Einschränkungen, aber die dringende Bitte, sparsam mit dem kühlen Nass umzugehen.
Und auf den Kanarischen Inseln? Dort ist die Lage ähnlich zwiegespalten. Teneriffa, Gran Canaria und die anderen Inseln haben von den Regenfällen profitiert. Aber die Kanaren bleiben auf Entsalzungsanlagen angewiesen, die wegen steigender Touristenzahlen am Limit arbeiten. Auch hier gilt: Wasser bleibt ein sensibles Thema.
Unterm Strich hat der bisherige, sehr feuchte Frühling Spanien eine echte Atempause beschert. Die Meteorologen warnen aber vor verfrühter Euphorie. Die lang anhaltende Trockenphase, die das Land seit drei Jahren im Griff hat, sei noch nicht komplett überwunden, sagt ein Sprecher der staatlichen Wetteragentur Aemet. Erst wenn auch der April so nass bleibe wie der März, könne man von einem echten Wendepunkt sprechen.
Und genau das könnte passieren. Die Wetterprognosen für die Osterferien in Spanien? Vielerorts Regen – schon wieder. Nicht unbedingt das, was sich Sonnenhungrige erträumt haben. Aber für Spaniens Natur ist es ein Segen.
De Maart
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