Donnerstag23. Oktober 2025

Demaart De Maart

SportschießenAuf der Suche nach Perfektion: FLTAS-Schütze Dinev hat mit 41 Jahren eine neue Leidenschaft entdeckt

Sportschießen / Auf der Suche nach Perfektion: FLTAS-Schütze Dinev hat mit 41 Jahren eine neue Leidenschaft entdeckt
Dimitar Dinev war mit seiner Leistung am Donnerstag bei der RIAC unzufrieden Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Dimitar Dinev ist einer von elf FLTAS-Schützen bei der diesjährigen RIAC („Rencontre internationale de tir pour armes à air comprimé“). Der 43-Jährige hat erst vor drei Jahren mit dem Schießen angefangen und durfte am Donnerstag neben dem vierfachen Weltmeister Pavlo Korostylov antreten. Im Gespräch mit dem Tageblatt erzählt er, was den Schießsport ausmacht.

Die Enttäuschung war bei Dimitar Dinev am Donnerstagnachmittag deutlich herauszuhören. Mit insgesamt 540 Punkten belegte er mit der Luftpistole am ersten Tag der RIAC Platz 32 bei insgesamt 50 Schützen. „Die Enttäuschung ist wirklich groß“, sagte Dinev. „Aber das ist für mich leider nicht neu. Ich hatte ganz andere Ziele. Vielleicht ist das auch mein Problem, dass ich mir solche Ziele überhaupt stecke. Dann fängt meine Hand an zu zittern.“ 

Doch dass Dinev am Donnerstagmorgen überhaupt am Schießstand der RIAC seinen Platz einnahm, gleicht einem Zufallsprodukt. Im September 2021 hat er mit dem Sport angefangen – damals war er 41 Jahre alt. Von einem Freund wurde er mit zum Schießen nach Brouch genommen – und hatte prompt eine neue Leidenschaft entdeckt. „Das Schießen hat mich direkt beeindruckt. Diese enorme Präzision, zu der man fähig ist. Man rechnet gar nicht damit, dass man dazu fähig ist. Immerhin ist der Zehner (die höchste Punktzahl) so groß wie die Iris des Auges.“ Dinev, der mit elf Jahren aus Bulgarien nach Luxemburg gekommen war, kannte die Sportart aber aus seiner Heimat. „Ich kenne Leute aus meinem Bekanntenkreis in Bulgarien, die schon große Erfolge im Schießen gefeiert haben.“ 

Kampf gegen Vorurteile

Beim Verein in Brouch wurde man schnell auf Dinev aufmerksam. Und auch Dinev hatte eine neue Leidenschaft entdeckt – in einem Sport, der doch mit vielen Vorurteilen zu kämpfen hat. „Ich hatte mit 41 Jahren zum ersten Mal in meinem Leben eine Waffe in der Hand“, sagt er. „Ich habe auch heute noch Angst vor Waffen. Aber mir ging es überhaupt nicht um die Faszination für die Waffe. Das hat mich gar nicht interessiert. Es ging mir um die Präzision, um den Verlauf. Ballern hat nichts mit Schießen zu tun. Wer einfach nur ballert, dem wird es schnell langweilig. Für mich war es die Suche nach der Perfektion, die mich interessiert hat.“ 

Dieser Suche nach Perfektion jagt Dinev auch noch mit 43 Jahren hinterher. „Ich bin einer von vielen, die spät anfangen. Im Großen und Ganzen ist das kein Problem, aber die Entwicklungsmöglichkeiten sind in manchen Bereichen doch begrenzt. Der Wettkampf heute als Beispiel: Ich habe genauso schlecht geschossen wie vor einem Jahr. Ich bekomme die Nerven nicht in den Griff und ich weiß nicht, ob ich sie noch in den Griff bekommen werde. Ein jugendlicher Schütze hat vielleicht eine andere Leichtigkeit. Ich habe heute wirklich gelitten, es war schwer für mich.“ 

Doch die Entwicklung von Dinev geht weiter positiv voran. Immerhin: Vor drei Jahren hat er mit der Sportart angefangen, am gestrigen Donnerstag schoss er neben Pavlo Korostylov, vierfacher Weltmeister. „Er hat mir gesagt, dass sie in der Ukraine mit 13 anfangen“, erzählt Dinev. „Aber dass ich neben ihm schießen durfte, passiert wohl auch nur in unserer Sportart. Er ist immer noch drei Klassen besser als ich. Er hat in der Qualifikation heute 580 geschossen, das ist Weltklasse.“

Physis und Psyche im Zusammenspiel

Dinev ist mittlerweile Teil der Nationalmannschaft, weswegen er sich auch einen gewissen Druck macht. „Ich kann leider das Niveau, das ich im Training bringe, nicht im Wettkampf zeigen.“ In Luxemburg nimmt er an verschiedenen Wettbewerben teil, so schießt der Gymnasiallehrer bei der Mannschafts-Meisterschaft oder der Landesmeisterschaft mit. Wettbewerbspraxis zu bekommen, ist beim Sportschießen ein entscheidender Faktor. „Man kann im Training wunderbare Resultate erzielen“, sagt Dinev. „Das bedeutet aber längst nicht, dass das im Wettkampf auch funktioniert. Eigentlich ist das Sportschießen eine absurde Sportart. Aber das macht ihren Reiz auch aus.“ 

Die Nerven und der mentale Aspekt spielen also eine große Rolle. Doch ist es eher die Psyche oder doch die Physis, die die entscheidende Rolle spielt? „Die Stabilität des Körpers ist das A und O. Man muss sich dann voll auf das konzentrieren, was man tun will. Man darf sich aber nicht überkonzentrieren. Das bedeutet: Man darf das Bewusstsein nicht zu sehr anspannen. Manche Verläufe müssen unterbewusst passieren. Ohne die Physis geht es aber nicht. Man braucht auch ein starkes Herz. Mit dem Wettkampfdruck pocht es wie verrückt. Man braucht außerdem ein unheimlich gutes Gefühl für die Feinmotorik. Die Feinmotorik wiederum funktioniert nicht, wenn die Psyche nicht mitspielt.“ 

Zwei Chancen hat Dinev noch, zu beweisen, dass er seine Nerven doch in den Griff bekommt. Am Freitag und am Samstag werden noch zwei weitere Wettbewerbe in Strassen ausgetragen. Und vielleicht kann er dann einen weiteren Schritt in seiner Entwicklung machen. Immerhin, Karl Ragnar Skanåker, ein schwedischer Sportschütze, nahm ebenfalls mit 38 Jahren erstmals an Olympischen Spielen teil, gewann sofort Gold und trat auch mit 62 noch bei Olympia an …  

Klein verpasst Finale

Am ersten Tag der RIAC hat FLTAS-Nachwuchshoffnung Luca Klein das Finale verpasst. Mit einem Gesamtergebnis von 607,4 Punkten kam der Luftgewehr-Schütze auf Platz 13. Die besten acht qualifizieren sich für die Finals. In den weiteren Kategorien verpassten die FLTAS-Schützen ebenfalls das Finale.