Donnerstag25. Dezember 2025

Demaart De Maart

LuxFilmFestAuf den Spuren von Gast Rollinger – Luxemburger Dokumentarfilm feiert am Freitag Premiere

LuxFilmFest / Auf den Spuren von Gast Rollinger – Luxemburger Dokumentarfilm feiert am Freitag Premiere
Regisseur Hausemer Foto: privat

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Der Musiker und Regisseur Fränz Hausemer legt einen Dokumentarfilm („Terre rouge: Topographie du poète“) über den im vergangenen Oktober verstorbenen Filmemacher und Literaten Gast Rollinger vor. Mit dem Regisseur haben wir uns im Vorfeld der Premiere über den Menschen und Künstler aus der Escher „Hiehl“ unterhalten.

Tageblatt: Die Idee, einen Film über Gast Rollinger zu machen, entstand wann genau? Immerhin fängt der Film Rollinger an seinem Lebensende ein.

Fränz Hausemer: Die Idee kam mir vor gut acht Jahren, als ich Gast Rollinger, nachdem ich ihn seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr gesehen hatte, spontan besuchte. Der Auslöser für diesen Besuch waren seine Gedichte, die ich seit den neunziger Jahren kannte und dann wieder neu entdeckt hatte. Ich wollte mit ihm über diese Gedichte, die mich sehr ansprachen, und auch seine vielen, eher unbekannten Dokumentarfilme reden. Mir fiel auf, dass er, obwohl er eigentlich mit dem Schreiben und Filmemachen abgeschlossen hatte, in seinem eigenen, über die Jahre geschaffenen poetischen Raum lebte. Ein Filmemacher, der am Ende seines Lebens einsam und zurückgezogen in seinem Geburtshaus lebt, das vollgepackt mit Büchern und Filmen ist; der mit seiner Gegend total verwachsen ist und die Fähigkeit besaß, sie in Worte und Bilder zu fassen. Ein poetischer Topograf also. Das schien mir möglicherweise eine gute Geschichte für einen Film zu sein.

Wie bekommt man den als Einsiedler und Melancholiker bekannten Gast Rollinger vor die Kamera?

Dazu benötigt es sicherlich etwas Feingefühl, viel Zeit und vor allem Ehrlichkeit ihm gegenüber. Bei meinem ersten Besuch sprach ich mit ihm über eines seiner Lieblingsthemen: Filmemachen, und zeigte ihm meinen eigenen Dokumentarfilm „Schwaarze Mann“. Von da an ging eigentlich alles fast von selbst. Gast sprach sehr offen über sein Leben und sein Werk und ließ sich auch nicht durch die Präsenz der Kamera stören. Wir haben über die letzten Jahre eigentlich meistens über die wesentlichen Sachen gesprochen: Film, Leben und Tod.

Gast Rollinger hat ja durch seine Filmarbeit für RTL Geschichte geschrieben. War diese Pionierleistung in Gefahr, vollkommen ausgelöscht zu werden?

In gewisser Hinsicht schon. Gast hatte sich eigentlich nicht wirklich mit der Frage seines kreativen Nachlasses beschäftigt. Schnell wurde mir klar, dass er auch keinen richtigen Überblick mehr über sein eigenes Archiv besaß. Mir war klar, dass dieser Nachlass, die vielen Filmrollen, Kassetten und Schriften, unbedingt gesichert und in die richtigen Hände gelangen sollten. Dieses Bestreben wurde zu einem Teil meines Projektes. Heute bin ich sehr froh darüber, dass ich ihn zeitlebens überzeugen konnte, sein Werk an das staatliche Filmarchiv CNA zu überschreiben. Ich habe die Überführung seines Nachlasses ins CNA beziehungsweise ins CNL dann auch nach seinem Tod mitbegleitet. Einige dieser Aufnahmen sind in meinem Film zu sehen, das meiste muss in den nächsten Jahren aufgearbeitet werden. Ich wünsche mir, dass Gast dadurch den Platz in der Geschichte des luxemburgischen Films und der Literatur bekommt, der ihm zusteht.

Rollinger hat, wie schon erwähnt, Gedichte (vor allem Naturgedichte) auf Luxemburgisch geschrieben. Sie selbst haben einige davon vor kurzem vertont („Däischter Deeg“). Muss man sich Film und Gedicht bei Rollinger als zwei Seiten derselben Medaille vorstellen, zwei Ausformulierungen einer bestimmten Obsession?

Auf jeden Fall. Gast war fast besessen von der Idee der Vergänglichkeit. Gleichzeitig hat er als Dokumentarfilm-Regisseur und Poet zeitlebens versucht, gewisse Themen, Plätze und Leute, die ihm wichtig waren, vor dieser Vergänglichkeit zu bewahren, wohl wissend, dass dies ein unmögliches Unterfangen ist. In dem Sinne fühle ich mich sehr mit ihm verbunden. Schreiben und Filmen war bei ihm Ausdruck des Gleichen: seines poetischen Blickes auf seine nahe Umwelt.

Der Schauspieler Marco Lorenzini wirkt in dem Film auch mit. Welche Rolle fällt ihm zu?

Ich habe Marco Lorenzini angeboten, die Rolle der Hauptfigur eines Gedichtes von Rollinger zu spielen: „Mëtteg am Bësch“. Ich hatte lange mit Gast über dieses Gedicht gesprochen und wollte es, ohne Worte, mit in den Film einfließen lassen. Das Gedicht spielt zur sogenannten Stunde des Pan, und so spann’ ich diese gehörnte Figur des Waldes weiter und ließ sie immer wieder erscheinen, wenn Poesie und Realität aufeinanderprallen. Außerdem hat Marco eine wunderbare Stimme, die wir dann auch beim Einsprechen verschiedener Gedichte im Film gezielt eingesetzt haben.

Die Premiere des Dokumentarfilms „Terre rouge: Topographie du poète“ findet am Freitag, 14. März, im Rahmen des LuxFilmFest statt. Kinepolis Kirchberg, Saal 2, 18.30 Uhr. Infos und Tickets: www.luxfilmfest.lu.
Der Film kommt am 26. März in die Kinos.