Donnerstag6. November 2025

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Das etwas andere InterviewAuf den Punkt mit Cédric Sacras

Das etwas andere Interview / Auf den Punkt mit Cédric Sacras
Sacras Cédric Foto: Marcel Nickels

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In unserer Rubrik „Auf den Punkt mit“ fühlen wir Akteuren aus der BGL Ligue auf etwas andere Art auf den Zahn. Den Auftakt der Saison 2020/21 macht Cédric Sacras. Der Erzieher der Fola Esch sprach über einen Whirlpool, seinen Vater und die Kids aus Weiler.

Tageblatt: Sie scheinen ein harter Hund zu sein: Erzählen Sie uns noch einmal, warum es im vergangenen Jahr die Tageblatt-Werbetafel erwischte …

Cédric Sacras: In der Woche vor dem Escher Derby bin ich gegen diese Werbebande geknallt. Der Präsident meinte später sogar scherzhaft, ich müsste dafür tief in die Tasche greifen. Der Rasen war nass und ich bin mit dem ganzen Körper in das Teil reingerutscht. Die Tafel war komplett verbogen. Man könnte quasi von einer muskulären Verletzung sprechen. Ich dagegen habe nichts abbekommen. 

Welche Qualitäten braucht es, um die Rolle des Mannes am Megafon in den Kabinen zu übernehmen?

Nur mich und meine Stimme. Voraussetzung ist u.a., dass man laut schreien kann und ein paar Lieder kennt. Ich habe sogar das Megafon übernommen, wenn ich nicht gespielt habe. Als Mehdi (Kirch) den Verein verließ, habe ich diesen Job übernommen. Die meisten Lieder kannte ich ohnehin aus Metzer Zeiten. Ich mag es einfach, für Stimmung und Mannschaftsgefühl zu sorgen. Als vor zwei Jahren viele gestandene Spieler wie Hadji, Klapp, Kirch und Laterza den Verein verließen, bin ich in diese natürliche Leaderrolle reingewachsen. Bei den meisten Gesängen handelt es sich um Lieder, die auf die Fola angepasst wurden. 

Wer hat Ihnen als Chef der Teamkasse in den vergangenen Jahren am meisten Kopfzerbrechen bereitet?

Ich muss sagen, dass es sich insgesamt in Grenzen hält. Meistens geht es um Verspätungen. Emir Ramcilovic und Thomas Hym sind Spezialisten. Letzterer sucht immer nach Entschuldigungen, um nicht zahlen zu müssen. Dann gibt es auch welche, wie Gérard Mersch, die man ständig daran erinnern muss. Im Dezember finanzieren wir uns damit ein Essen und laden den Trainerstab ein. Die Stimmung ist an diesen Abenden immer top. Und ohne Gerson Rodrigues hätten wir in dieser Hinsicht auch keinen Whirlpool in der Kabine.

Wie streng sind Sie in Ihrem Erzieher-Beruf mit den Kids? Schreien Sie dort auch?

Nein, im Gegenteil. Ich bin jemand, der gerne lacht. Gleichzeitig versuche ich auch, die Kinder zum Lachen zu bringen. Ich bin derzeit noch in Arlon in meinem dritten Jahr, um den Abschluss als „éducateur gradué“ zu machen. Daneben arbeite ich dann 20 Stunden pro Woche und begleite die Schüler aus der Grundschule beim Mittagessen und den Hausaufgaben. Viele sprechen mich auf den Fußball an, zum Beispiel wenn ihre Eltern ihnen ein Foto in der Zeitung zeigen. Sie wollen mich aufziehen oder beglückwünschen. Das ist alles sehr freundschaftlich.

Sie haben portugiesische Vorfahren. Erklären Sie uns, warum Benfica – und nicht Porto oder Sporting?

Das ist eine Tradition in unserer Familie. Großen Einfluss hatte mein Vater, der uns von kleinauf alle Spiele gezeigt hat. In der Kabine weiß ich, dass ich Manu Cabral und Bruno Freire auf meiner Seite habe.  

Ihr Vater hat sich dem Schiedsrichterwesen gewidmet. Wie bewertet er Ihre Leistungen und Karten?

Er hat lange in Luxemburg gespielt, war eine zeitlang als Co-Trainer in Hesperingen und als Spieler in Itzig aktiv. Als er die Schuhe an den Nagel hing, war die Langeweile groß. Er hat in der letzten Saison bei der Partie RM Hamm Benfica gegen Rümelingen zum ersten Mal als Linienrichter in der Ehrenpromotion assistiert. Das Spiel war ruhig, es schien gut gelaufen zu sein. Da er meist am Wochenende selbst unterwegs ist, wird das mit den Bewertungen schwer. Ich bin alt genug, um das selbst einschätzen zu können. Viel lustiger ist aber, wenn wir uns gemeinsam Spiele im Fernsehen anschauen. Er nimmt dann sofort die Rolle des Schiedsrichters ein und kommentiert die Entscheidungen. Ich muss deswegen sehr viel lachen …

Ihr Bruder spielt in Hostert. Haben Sie bereits gegeneinander gespielt? Wie kam es dazu, dass er auch Linksverteidiger geworden ist?

Es gab bereits ein Testspiel ohne Sieger, deshalb kann ich es kaum erwarten, endlich ein Liga-Duell gegen ihn zu bestreiten. Zudem musste ich damals vom Platz, da ich mich zu sehr aufgeregt hatte. Das spielte ihm natürlich in die Karten … Aber wer austeilt, muss auch einstecken können. Weder er noch ich haben uns bewusst für diese Position entschieden. In den Jugendkategorien war ich Achter, bis man mich in Metz als Innen- und Linksverteidiger eingesetzt hat. Er war lange Zehner und wurde in der Nationalmannschaft nach hinten beordert. Mittlerweile ist er froh darüber. Ich hoffe, dass er sich langfristig durchbeißen wird. Da wir beide noch bei meinen Eltern leben, ist Fußball ohnehin Thema Nummer eins.

Sie sind in Weiler aufgewachsen und arbeiten jetzt in der dortigen „Maison relais“. Werden Sie irgendwann auch für den „Heim“-Klub antreten?

Diese Frage wird mir oft gestellt, da ich die Kinder auch von der „Maison relais“ bis zum Fußballtraining begleite. Aber wer weiß … Noch steht so ein Wechsel aber nicht in meinen Plänen. 

Sie beschäftigen sich täglich mit Kindern. Ist ein Trainerjob vorprogrammiert?

In Metz hatte ich damals mittwochs die U9 und U10 trainiert, später die Poussins der Fola. Im Moment habe ich studienbedingt nicht mehr genug Zeit, aber eines Tages will ich wieder eine Mannschaft übernehmen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Meinungsverschiedenheiten dazugehören. 

Sacras kommt aus dem Lateinischen und bedeutet sowohl „göttlich“ als auch „verflucht“. Was trifft auf Sie zu?

Na, ich hoffe mal göttlich! Hauptsache nicht verflucht. Ich hatte eigentlich nie viel Verletzungspech, bis vor wenigen Tagen. Am Mittwoch musste ich mich einer Kernspintomografie unterziehen. Seit dem Testspiel gegen Niederkorn plage ich mich mit Schmerzen im Zeh herum und konnte auch in der Champions League nur mit einer Infiltration antreten. 


3 Fragen zum Wochenende

Während die Fola bereits zwei Spiele in den Beinen hat, beginnt für den Racing erst die Saison. Ein Vor- oder Nachteil?

Ich würde sagen, dass zwei offizielle Termine schon als Vorteil gelten. Die letzte Woche war dennoch für viele von uns sehr anstrengend, weshalb es wichtig ist, sich gut davon zu erholen. Wir haben wohl mehr Automatismen und sind im Wettbewerbsmodus.

Kam nach dem Aus in der Champions League und dem Unentschieden im Derby bereits etwas Frust auf?

Definitiv. Nach dem Aus in der Champions League wussten wir, dass mehr für uns drin war. Der Gegner war eiskalt, allerdings sieht man auf den Bildern, dass es einen Elfmeter hätte geben müssen. Am Samstag sind wir gut reingekommen, haben gleich getroffen. Wir müssen uns eingestehen, dass wir eine Viertelstunde nicht präsent waren, allerdings fehlte uns dann nach der Pause der Realismus. 

Steht die Fola bereits unter Druck, um den Abstand in der Tabelle nicht zu groß werden zu lassen?

Nein, diese Saison wird sehr lang werden. Ein Punkt gegen die Jeunesse ist nicht dramatisch, allerdings müssen wir die Maschine jetzt ins Rollen bringen. Wenn wir Fahrt aufgenommen haben, wird es schwer, uns zu bremsen.