Auf den Punkt mit Arno Bonvini vom US Mondorf

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In unserer Rubrik „Auf den Punkt mit …“ fühlen wir Akteuren aus der BGL Ligue etwas anders auf den Zahn. Der Mondorfer Trainer Arno Bonvini spricht mit uns über seine kurze Spielerkarriere, pädagogische Anforderungen – und wie bei fast all seinen Vorgängern fiel an dieser Stelle wieder der Name Ronaldo.

Tageblatt: Sie haben in dieser Saison zum ersten Mal ein BGL-Ligue-Spiel Ihrer Mannschaft verpasst. Wie war diese Erfahrung?
Arno Bonvini: Während dieser besagten 90 Minuten war ich mitten im Familienurlaub für niemanden ansprechbar – und stattdessen ständig am Telefon oder mit dem Ohr nahe am Radio, um mich zu erkundigen, was gerade vor sich geht. Glücklicherweise versteht meine Frau das. Ich war sogar aufgeregter, als wenn ich vor Ort gewesen wäre.

Ihnen eilt der Ruf voraus, Sie seien der Meister der Vorbereitungsblätter und hätten vor jeder Trainingseinheit akribisch alles notiert.
Ja, ich sitze recht lange da und bereite alles auf Papier vor. Da habe ich möglicherweise eine „déformation professionelle“. Es macht mir Spaß und ich bin da sehr enthusiastisch. Meiner Meinung nach muss man gut vorbereitet sein, um zu den Spielern durchzudringen. Vielleicht sehen einige das als übertrieben an, aber anders kann man als kleines Team nicht mehr mithalten. Vor ein paar Jahren waren wir beispielsweise noch mit Petingen auf Augenhöhe, jetzt haben sie andere finanzielle Möglichkeiten. Genau dann kommt es auf die kleinen Details an.

Erwarten Sie von Ihren Drittklässlern die gleiche Organisation?
Ja, da erwarte ich mir ebenfalls eine gewisse Seriosität. Es gibt Momente, in denen man arbeiten muss, und andere zum Entspannen. Diese Einstellung färbt auch auf die Schüler ab.

Was fällt dem Pädagogen schwerer: Schulstunden oder Fußball zu unterrichten?
Das Lehrerdasein hat sich aufgrund des gesamten Umfelds, beispielsweise Elterngespräche, verändert. Beide Jobs haben die gleichen Anforderungen: Du musst auf jede Bewegung, jedes Wort genau aufpassen. Die Spieler könnten deine Aussage in den falschen Hals bekommen. Es ist ein Vorteil, Lehrer zu sein. Ich weiß, wie ich meine Informationen übermitteln muss.

In Mondorf schätzt man Sie dafür, dass Sie sich nach dem Spiel in der „Buvette“ den Kritikern stellen. Gehört das zum Job dazu?
Wenn du möchtest, dass die Leute dir nach Siegen auf die Schulter klopfen, musst du Kritik akzeptieren, wenn es schlecht läuft. In Mondorf sieht man jede Woche die gleichen Gesichter, die nach einem schlechten Ergebnis genauso enttäuscht sind wie ich. Während ich früher als emotionaler Coach länger an einer Niederlage zu kauen hatte, hake ich das jetzt schneller ab. Genauso sieht es bei den Mondorfern aus.

Warum müssen bei Auswärtsspielen in Rosport zwei verschiedene Fahrer hinter das Steuer Ihres Autos?
In Rosport ist die Stimmung nach den Spielen – wie in Mondorf – meist sehr gut. In dem Fall ist es dann besser, wenn mein Co-Trainer Jean-Claude Beck uns nach Hause fährt. Er verträgt die zwei, drei Biere einfach besser.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass in Mondorf Ihre erste Sorge der vergangenen Jahre die defensive Stabilität war. Hängt dies mit Ihrer Vergangenheit als defensiver Mittelfeldspieler zusammen?
Überhaupt nicht. In dieser Saison spielen wir einen ganz anderen Fußball. „Du muss mat deene Meedercher danzen, déi do sinn.“ Hat man Ronaldo zur Verfügung, tritt man anders auf. Der Job des Trainers ist es, das Beste aus einer Elf zu machen. Wir stehen nicht hintendrin, sondern können uns dank der kreativen Köpfe im Mittelfeld erlauben, mehr auf Ballbesitz zu spielen. Letztendlich zählen nur Punkte, egal auf welche Art und Weise sie zustande kommen – auch nach Kontern.

Welche Erfolge konnten Sie als Spieler feiern?
Nicht viele. Ich war oft verletzt und hatte weder die körperlichen Voraussetzungen noch das Talent, um etwas zu erreichen. Dazu stehe ich. Deswegen habe ich mich auch bereits mit zwanzig Jahren umorientiert und begonnen, Jugendmannschaften zu trainieren.

Mondorf ist für mich …
… eine Herzensache. Ich fühle mich hier sehr wohl.
Hängt das Herz denn eigentlich genauso am AC Mailand?
Ja, auch wenn es schwerfällt, dies beim aktuellen Tabellenstand zuzugeben. Letztes Jahr haben wir die Mailänder im San Siro aufgezogen und uns riesig gefreut, als der F91 Düdelingen die Führung übernommen hatte.

Mit „wir“ meinten Sie unter anderem Racing-Sportdirektor Patrick Grettnich. Wie kam diese Freundschaft zustande?
Durch den Trainerschein. Als Coaches sind wir grundverschieden: Er ist impulsiv und entscheidet aus dem Bauch heraus. Was ich an ihm schätze, ist, dass er niemandem Honig um den Bart schmiert, sondern klar und deutlich sagt, was er meint.

Ihr Bruder Ronny (Nachwuchstrainer des F91 Düdelingen) oder Sie: Wer versteht mehr vom Fußball?
Er. Ronny ist ein hervorragender Trainer, der unterschätzt wird. Ohne dass er meine Mannschaft kannte, hatte er Dinge analysiert, die mir während der Vorbereitung ebenfalls aufgefallen waren. In unserer Kindheit hat er die Duelle meist gewonnen. Er war älter und talentierter. Meine Schwester hatte immer das Pech, dass sie ins Tor musste.


Drei Fragen zum Wochenende

Seit März 2017 hat sich Mondorf nicht mehr in Niederkorn durchgesetzt. Was macht den kommenden Gegner so stark?
Die individuellen Qualitäten. Das waren in den letzten Jahren die Thill-Brüder oder Torjäger wie Karapetian, De Almeida oder Françoise. Zudem hört man in diesem Jahr ganz wenig von der Mannschaft. Der Trainer scheint dieses Plus an Disziplin und Kohäsion reingebracht zu haben, das vorher gefehlt hat.

Was stimmt Sie zuversichtlich, dass es nach zwei knappen Niederlagen diesmal reicht?
Unsere Auftritte waren zum Teil gut, sieht man von einer Hälfte gegen Petingen ab. Stellen wir die Konzentrationsfehler ab, bin ich überzeugt, dass wir auch die Niederkorner ärgern können. Wir brauchen jetzt wieder Punkte.

Wie fällt die Bilanz bislang aus?
Wir befinden uns im Soll und haben durch das Auftaktprogramm Selbstvertrauen getankt. Ich bin zufrieden.