Statt mit aufwendiger Street-Art oder großen Plakaten kommen die Unbekannten mit unscheinbaren Notizblättern daher: An einem Bauzaun prangt ein Zettel mit der Aufschrift „Artists do not belong to Belval“, am Schaufenster eines leerstehenden Ladenlokals klebt einer mit der Frage „Where is the art school?“. Daneben ein abstraktes Kunstwerk im Kleinformat. Wer beim Gehen aufs Handy starrt, übersieht sie schnell.
Berechtigt sind die Aussage und die Frage durchaus: Zwar bietet die Universität Luxemburg mehrere kulturwissenschaftliche Studiengänge an, doch fehlt es Luxemburg beispielsweise an einer Hochschule für Bildende Künste. Die Gründung einer solchen Einrichtung ist laut Koalitionsabkommen in dieser Legislaturperiode nicht vorgesehen. Ob Kunstschaffende auf Belval erwünscht sind oder nicht, ist hingegen schwieriger zu beantworten.
„All Wee Need“
Einerseits bietet der Standort Kulturfans und Kunstschaffenden die Musikhalle Rockhal, „Open Air“-Festivals wie das „LOA“ und gelegentlich Ausstellungen oder Events in der Universität. Andererseits wurde nach den Kulturjahren 2007 und 2022 versäumt, die Gebläshalle und die „Möllerei“ zur dauerhaften „Place to Be“ für Kunst zu etablieren. Die „Möllerei“ beherbergte 2022 Ausstellungen, inzwischen dient sie nur noch als Ausgangspunkt für Rundgänge des Hochofens. Die Gebläsehalle mit der ikonischen Aufschrift „Alle We Need“ – 2007 stieg dort eine Schau mit demselben Titel – steht derzeit leer. Wie es damit weitergeht, ist seit Jahren ungewiss.

Im November 2024 lud die Vereinigung „Industriekultur – Centre national de la culture industrielle“ (IK-CNCI) zur zehnten Ausgabe des Seminars „Hallz We Need“ ein: Dort stellte die Universität Luxemburg eine erste Machbarkeitsstudie zur weiteren Nutzung vor, u.a. als Ausstellungsraum. Konkreter wurde es bisher allerdings noch nicht.
Das Tageblatt vermutet hinter der Zettel-Aktion auf Belval das Kollektiv „Richtung22“, welches in den vergangenen Jahren besonders für seine Kritik an der Escher Kulturpolitik für Schlagzeilen sorgte. Auf Nachfrage dementierte ein Mitglied die Beteiligung des Kollektivs jedoch. Worauf sich die Botschaften genau beziehen und wer sich damit Gehör verschaffen will, ist also unklar. Sollten die Verantwortlichen an einem Gespräch mit der Kulturredaktion interessiert sein und diese Zeilen lesen – bitte melden!
De Maart

Wir haben doch einen geschützten künstlerischen Hochofen da, da bleibt kein Geld übrig