Luxemburg hat – wie viele Länder – so seine Widersprüche. Ein hierzulande anzutreffendes Paradox: In dem pro Kopf reichsten Land in der Europäischen Union ist fast jedes vierte Kind von Armut bedroht. Zwar ist das allgemeine Armutsrisiko nach jüngsten Statec-Zahlen gesunken. Trotzdem ist fast jeder fünfte Einwohner davon betroffen, vor allem junge Menschen unter 18 Jahren. Deren Lage hat sich sogar noch weiter verschlechtert, denn 2024 lag das Armutsrisiko in dieser Altersklasse bereits bei 24,1 Prozent, nachdem sie im Jahr zuvor noch 23,9 Prozent der Kinder und Jugendlichen betraf. In der EU schneiden nur Rumänien, Spanien, Bulgarien und Italien schlechter ab. Keine guten Aussichten für den Nachwuchs, der außerdem noch im europaweiten Vergleich mit 21,6 Prozent die vierthöchste Jugendarbeitslosigkeitsquote verzeichnet (Stand Januar 2025). Nur Schweden, Rumänien und Spanien liegen schlechter.
Das sind alles Hiobsbotschaften. Umso erschreckender ist es, dass diese Entwicklung schon seit Jahren andauert und die Regierungen nicht in der Lage waren, irgendetwas an der Situation zum Besseren zu verändern. Immerhin ist im Bildungssystem die Zahl der Schulabbrecher und auch deren Quote zurückgegangen. Hatten im Schuljahr 2021/2022 noch 1.767 hingeschmissen, waren es 2022/2023 nur noch 1.716. Somit sank die Quote von 8,2 auf 7,6 Prozent. Doch nach wie vor besteht eine ausgeprägte Bildungsungleichheit hierzulande. Alles in allem zeige sich weiterhin eine hohe Kontinuität in dieser Hinsicht, geht aus dem jüngsten Nationalen Bildungsbericht hervor. „Der geänderte Orientierungsmodus, vor allem die frühere Mitsprache der Eltern, hat keine oder nur marginale Auswirkungen“, heißt es. „Offenbar braucht es umfassendere Reformen, um den Bildungsungleichheiten stärker zu begegnen.“
Letztgenannte Ungleichheiten sind „systematische Unterschiede in verschiedenen Aspekten des Bildungserwerbs, die entlang bestimmter Merkmale wie sozialer Herkunft und Migrationshintergrund strukturiert sind“, schreiben Susanne Backes und Thomas Lenz in dem Buch „Bildungsungerechtigkeit in Luxemburg“. Darin heißt es außerdem: „Eine wichtige Ungleichheitsachse, die auch in Luxemburg von besonderer Bedeutung ist, ist die soziale Herkunft von Kindern.“ In einem Land, in dem bezüglich der Vermögensverteilung ebenfalls erhebliche Unterschiede bestehen, wie die Statec-Angaben bestätigen. Nach besseren Aussichten für die Jugend wird dringend gefahndet. Ein Armutszeugnis!
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