Aus Arenberg berichten „T“-Redakteur Kim Hermes (khe) und „T“-Radsport-Experte Petz Lahure (P.L.)
Andy Schleck, die Bilanz ist zweigeteilt. In der Gesamtwertung Zeit gutgemacht, aber den Bruder nach einem Sturz verloren.
Andy Schleck: „Ja, ich habe in der Gesamtwertung einiges gutgemacht, das ist nicht schlecht für mich. Aber ich habe auch meinen Bruder verloren, was nicht so toll ist. Ich habe über Funk gehört, dass er gestürzt ist und eine Minute später hieß es, es sei das Schlüsselbein. Da wusste ich, dass es vorbei ist. Aber gut, es ist mir nicht so wichtig, ob er noch im Rennen ist oder nicht. Wichtig ist, dass er okay ist. Und ich bin froh, dass es nur das Schlüsselbein ist. Das hatte ich auch schon. In ein paar Tagen wird er wieder zuhause bei der Familie sein.“
Was bedeutet es für den Rest der Tour, dass Frank nicht mehr dabei ist?
A.S.: „Das heißt, dass wir jetzt nicht mehr zwei, sondern nur noch einen Leader haben. Es könnte nicht schlimmer sein, aber jetzt ist er weg und die Situation ist eben so. Wir müssen das Beste daraus machen. Ich bin weiter super motiviert, jetzt sogar noch mehr. Ich werde für ihn fahren.“
Was war eigentlich der Plan heute?
A.S.: „Der Plan war, sich aus allem Ärger rauszuhalten. Wir wussten, dass es sich bei Sars-et-Rosières entscheiden würde und dass das Feld früher oder später auseinander fallen würde. Ich blieb einfach im Rad von Fabian. Dabei hatte ich am Anfang einen Moment Probleme und dachte, ich müsste bei der Verpflegung aufhören. Ich bekam meine Beine fast nicht rum, aber am Ende lief es dann doch ziemlich gut. In den letzten Kilometern hat Bjarne uns gesagt, wir sollen Gas geben. Fabian sei am Abend in Gelb und das Trikot ist dann für Frank.“
Gestern wäre die Tour fast vorbei gewesen für dich und heute bist du wieder vorne.
A.S.: „Ja, das ist das Schöne am Radsport. Ich bin Montag drei Mal gestürzt, einmal am Anfang, zwei Mal im Finale. Mein Rad ging den Hang hinunter, dann nahm ich das von Matti Breschel. Das ging beim nächsten Sturz kaputt, da bekam ich mein drittes Rad. Und heute, auf diesen Straßen komme ich ohne Sturz durch. Ich hatte nicht mal einen Platten. So ist das eben manchmal im Radsport.“
Und die Taktik für den Rest der Tour?
A.S.: „Die wird sich nicht ändern. Ich habe immer gesagt, dass ich nach dieser Etappe ein großes Kreuz machen werde. Ich werde mir heute Abend ein Bier genehmigen und es morgen ruhiger angehen lassen. Ich habe jetzt einige Zeit gutgemacht, die ich beim Prolog verloren habe, aber die Tour wurde nicht heute entschieden, denn es kommen noch die Pyrenäen und die Alpen.“
Aber jetzt kannst du erst mal wieder ein bisschen Luft holen, oder?
A.S.: „Ja, es ist gut, dass keiner von euch mich nackt sieht, denn ich habe nicht mehr viel Haut. Link, rechts, der Rücken, die Schulter … Ich hatte eine schwere Nacht. Morgen wird es bestimmt noch weh tun, aber dann hoffe ich, dass es wieder bergauf geht.“
Noch ein Wort zur Strecke von heute?
A.S.: „Auch wenn ich am Ende in der Gesamtwertung etwas gewonnen habe, bin ich immer noch gegen die Kopfsteinpflaster. Das gehört nicht in eine Tour de France. Sollen sie das in einem Klassiker machen, aber nicht hier. Wir sind keine Puppen in einem Theater und manchmal muss man sagen ‚Hey, das ist keine Muppet-Show‘. Natürlich war es für die Zuschauer ein Spektakel, aber die müssen heute Abend nicht operiert werden. Auf die Zeit, die ich heute gutgemacht habe, hätte ich gerne verzichtet, wenn ich meinen Bruder noch dabei hätte. Manchmal wollen sie eben Spektakel und wir müssen mitspielen. So wie heute und so wie gestern.“
khe
De Maart
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