Aus Ax-3 Domaines berichten „T“-Redakteur Kim Hermes (khe) und „T“-RadsportexpertePetz Lahure (P.L.)
Für viele war Schleck der Punktsieger, aber die Schlacht der Pyrenäen ist noch nicht abgeschlossen. Schon heute geht es weiter. Und Andy Schleck freut sich darauf.
Andy, du hast sehr stark ausgesehen. Eigentlich wartete man auf eine Attacke von dir …
Andy Schleck: „Ja, ich habe mich richtig gut gefühlt, aber ich muss warten. In den Alpen habe ich gesagt, dass wir einen Plan haben, und der Plan war nicht, heute Zeit gutzumachen. Ich bin sehr zuversichtlich und sehr zufrieden mit dem Verlauf der heutigen Etappe. Der Anstieg heute war ein bisschen wie Mende, ich kann da nicht vor Alberto bleiben und wusste, dass er mich nicht abhängen würde, wenn ich in seinem Hinterrad bleibe. Er hat die Gruppe weggelassen und ich wollte nicht vorbeifahren. Wenn er angreift und zur Gruppe aufschließt, muss ich hinten kämpfen. Ich habe ein bisschen gepokert, aber am Ende konnten wir ohne Probleme aufschließen, auch wenn Mentschow ein paar Sekunden gewonnen hat.“
Es war auch ein sehr taktisches Rennen von Alberto und dir.
A.S.: „Wenn ich die Tour gewinnen will, muss ich klug sein. Heute war ein spezieller Tag, die morgige Etappe (lies heute) liegt mir viel besser. Da freue ich mich drauf. Ich fühle mich gut. Wenn er mich morgen loswerden will, dann muss er richtig stark sein.“
Wie hast du dich gefühlt, als er versucht hat, dich anzugreifen? Hast du nie an einen Gegenangriff gedacht?
A.S.: „Wenn er schlecht drauf gewesen wäre, hätte ich es versucht, aber das war er nicht. Er war gut und ich war es auch. Wie ich schon gesagt habe, kann ich ihn in so einem Anstieg nicht angreifen. Es war ein bisschen ein Psychospiel zwischen ihm und mir. Ich habe den Fehler oft genug gemacht, an ihm vorbeizufahren und dann abgehängt zu werden. Ich habe aus meinen Fehlern gelernt. Morgen wird es ein anderes Szenario geben, das ist ein anderer Anstieg. Aber heute war es klar, dass ich nicht an ihm vorbei konnte, denn er hätte angegriffen und mir Zeit abgenommen.“
Du hast einen sehr entspannten Eindruck gemacht. Täuscht das und inwiefern unterscheidest du dich in diesen Dingen von Contador?
A.S.: „Ich bin entspannt, klar. Aber es ist nicht leicht, um ehrlich zu sein. Es ist stressig, ich habe eine Menge Druck auf mir lasten, aber ich werde nicht zusammenbrechen. Ich kann damit umgehen. Der Druck motiviert mich, aber leicht ist es eben nicht. Es war ein harter Tag. Ich weiß nicht, wie Alberto mit der Situation umgeht. Es ist nicht unbedingt super für ihn, aber schlecht sieht es auch nicht aus. Doch er konnte mich heute nicht abhängen, das gibt mir viel Selbstvertrauen. Ich stand auch nie davor, abgehängt zu werden. Ich weiß nicht, wie er sich gerade fühlt. Ich kann nur raten, aber ich glaube, er ist nicht glücklich über diese Etappe, denn er konnte mir keine Zeit abnehmen. Sein Team ist den ganzen Tag gefahren und sein Plan war es, heute das Gelbe Trikot zu holen. Sogar Vinokourov hat das gestern gesagt. Es hat aber nicht geklappt. Er hat keine einzige Sekunde auf mich gutgemacht. Ich glaube, ich war vielleicht sogar ein bisschen stärker als er.“
Woran hast du denn gesehen, dass er heute auch stark war? Denn du machtest den besseren Eindruck …
A.S.: „Im zweitletzten Anstieg ist sein Team gefahren. Er war neben mir, zusammen mit Vinokourov, und er wollte, dass ich etwas versuche. Ich habe die Taktik seines Teams durchschaut. Sie wollten es für mich so aussehen lassen, als wäre er schlecht drauf. Aber ich bin erfahren genug, um so etwas zu erkennen. Ich habe gesehen, dass er gut drauf war, aber dass er mich glauben lassen wollte, er sei es nicht. Ich denke allerdings nicht, dass ich viel stärker war. Meine Beine haben auch geschmerzt. Wir waren wohl ziemlich auf einem Niveau. Am Ende sind wir ohne große Probleme auf die Gruppe mit Gesink aufgefahren. Morgen ist ein anderer Tag, aber heute war nicht schlecht für mich.“
Dieses Eins-gegen-Eins zwischen Contador und dir, ist das nicht gefährlich? Heute haben Mentschow und Sanchez versucht, Nutzen daraus zu ziehen.
A.S.: „Bei der Tour muss man manchmal etwas riskieren. Natürlich darf man Mentschow nicht vergessen, aber er liegt immer noch auf ungefähr 2:40 Minuten hinter mir. Im Moment sind Mentschow und Sanchez noch keine Gefahr in der Gesamtwertung. Ich habe also noch etwas Spielraum. Manchmal gibt es eben Risiken, die man eingehen muss. Ich hätte auch lieber Armstrong vorne gehabt, denn der liegt weit zurück. Aber so ist das eben. Heute bestand jedenfalls keine Gefahr.“
khe
De Maart
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