DER GALA-AUFTRITT
So etwas hatten die Zuschauer lange nicht mehr gesehen. Die FLF-Auswahl lieferte gegen Schweden die fast perfekten 90 Minuten ab. Luxemburg war dem Gegner in fast allen Belangen überlegen und hätte eigentlich deutlich höher gewinnen müssen. Nationaltrainer Luc Holtz sprach von der besten Partie, die er je von einer Luxemburger Mannschaft gesehen hatte. Am vergangenen Samstag trat die FLF-Auswahl in Bestbesetzung an. Auf dem Platz standen ausschließlich Spieler, die in ihren Vereinen über genügend Spielzeit verfügen und deshalb auch eine sehr hohe Intensität auf den Platz bringen konnten. Dass Luxemburg in der Lage war, das Level 90 Minuten gegen einen starken Gegner hochzuhalten, gab es jedoch in der jüngeren Zeitgeschichte noch nicht. Diese Erkenntnis gibt sehr viel Hoffnung für die WM-Quali, die im September beginnt. In dieser Verfassung kann die FLF-Auswahl Platz zwei in der Gruppe A gegen Deutschland, die Slowakei und Nordirland anpeilen.
DER RÜCKFALL
Körpersprache, Intensität und der mentale Zustand stimmten drei Tage später gegen die Schweiz vor allem in den ersten 20 Minuten nicht mehr. Luxemburg ließ dem Gegner von Anfang an zu viel Platz, die Hausherren nutzten dies eiskalt aus und überrumpelten die FLF-Auswahl. „Das darf nicht mehr passieren. Auch wenn die Pause zwischen beiden Spielen nur sehr kurz war, müssen wir uns in dieser Hinsicht verbessern“, sagte Mathias Olesen. Die Niederlage gegen die Schweiz hätte höher ausfallen können. Diese Partie zeigt aber vor allem wieder, dass bei Luxemburg alles stimmen muss, um gute Ergebnisse gegen solche Nationen anpeilen zu können.
DIE ERGÄNZUNGSSPIELER
Gegen Schweden trat Luxemburg in Bestbesetzung an. Das war gegen die Schweiz nicht der Fall. Holtz gab einigen Spielern eine Chance, die derzeit im Verein nicht eingesetzt werden. Leider konnten sie die Erwartungen nicht erfüllen. Es wurde klar und deutlich, dass Marvin Martins, Enes Mahmutovic und Yvandro Borges derzeit jeglicher Rhythmus fehlt. Das könnte auch im September zum Start der WM-Qualifikation der Fall sein. Zu diesem Zeitpunkt könnte dieses Trio bereits bei anderen Vereinen unter Vertrag stehen oder ausgeliehen werden. Sind alle drei in Form, stellen sie eine Bereicherung dar.
Alessio Curci nutzte hingegen seine Chance als Joker. Gegen die Schweiz holte er einen Elfmeter raus und gegen Schweden riss er so einige Löcher in die gegnerische Abwehr. Vincent Thill hat zwar gegen die Schweiz einen ordentlichen Eindruck hinterlassen, muss aber dringend den Verein wechseln, um wieder mehr Spielzeit zu bekommen. Sein Comeback machte Lust auf mehr.
DIE TORWARTFRAGE
Mit Tiago Pereira wächst derzeit ein Torwart heran, der Anthony Moris irgendwann beerben kann. Der 18-jährige Gladbacher fand gegen die Schweiz sehr gut in die Partie. Die 110 Minuten Spielzeit, die er in der ersten deutschen Bundesliga in den vergangenen Wochen bekommen hatte, und sein neuer (temporärer) Status als Nummer eins bei den „Fohlen“ haben ihm Selbstvertrauen und Sicherheit verliehen. Das ist Gold wert für einen Torwart.
Über Pereira als neue Luxemburger Nummer eins zu diskutieren, ist jedoch sehr verfrüht. Moris befindet sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere und ein Leistungsabfall ist derzeit nicht absehbar. Die Erfahrungswerte, die der 34-Jährige in den vergangenen Jahren im Titelkampf der ersten belgischen Liga und in der Champions und Europa League sammelte, kommen ihm heute zugute. Ein Wechsel sollte erst dann stattfinden, wenn die Nummer zwei besser ist als die Nummer eins. „Es ist schön zu sehen, dass wir einen starken jungen Torwart haben. Konkurrenz tut jedem gut, nicht nur mir“, kommentierte Moris die Situation.
DIE RASSELBANDE
Der 16-jährige Stürmer Brian Madjo feierte sein Debüt für die A-Auswahl. Der bullige Angreifer ist schon jetzt eine Alternative, obwohl er gegen Schweden sein erstes Seniors-Spiel überhaupt bestritt. Im Interview mit den Kollegen von Le Quotidien sagte sein Trainer Stéphane Léoni, dass der Luxemburger besser als Belgiens Topstar Romelu Lukaku werden wird. Fakt ist, dass er bereits jetzt körperlich mit fast allen Gegenspielern mithalten kann. Neben diesem robusten Körper ist er technisch durchaus versiert und schnell auf den Beinen. Madjo wird der perfekte Stürmer werden, wenn er sich so entwickelt, wie es jeder erwartet. Es besteht jedoch noch ein Risiko, dass er einen Verbandswechsel vornehmen könnte. Madjo besitzt durch seine Mutter auch die englische Staatsangehörigkeit. Bestreitet der Nachwuchsspieler des FC Metz jedoch noch zwei Länderspiele für Luxemburg (Quali oder Testspiele), kann er keinen Wechsel zu einer anderen Nationalmannschaft mehr vornehmen. Nach den Testländerspielen gegen Slowenien und Irland wird es Gewissheit geben. Madjo selbst sagte nach dem Schweiz-Spiel: „Ich werde auch im Juni dabei sein.“
Holtz hatte mit Enzo Duarte ein weiteres Talent nominiert. Der 16-jährige zentrale Mittelfeldspieler aus der U17 von Borussia Dortmund kam in beiden Spielen nicht zum Einsatz. Die Meinung bei der FLF ist jedoch eindeutig: Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis der Sohn von Torwart Jailson Moreira (u.a. Jeunesse und Canach) zu einer ernsthaften Alternative werden wird. Allerdings ist der Weg dorthin nicht einfach. Im zentralen Mittelfeld ist die höchste Qualität versammelt. Leandro Barreiro, Christopher Martins, Tomas Moreira und Mathias Olesen werden voraussichtlich noch die nächsten sechs bis zwölf Jahre das Herz der Mannschaft bilden.
SO GEHT ES WEITER
Luxemburg wird im Juni zwei weitere Heim-Testspiele bestreiten. Gegner sind Slowenien (6. Juni) und Irland (10. Juni). Im September beginnt die WM-Qualifikation. In der Gruppe A trifft Luxemburg auf die Slowakei, Nordirland und Deutschland. Das Ziel ist es, in dieser Gruppe Platz zwei anzuvisieren. Der Auftakt steigt am 4. September gegen Nordirland.
De Maart

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