Donnerstag23. Oktober 2025

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Franziskus in LuxemburgAlles, was Sie zum Papstbesuch wissen müssen

Franziskus in Luxemburg / Alles, was Sie zum Papstbesuch wissen müssen
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Ausnahmezustand am Donnerstag in der Hauptstadt: Papst Franziskus hat sich angekündigt. Es ist das erste Mal seit 1985, dass ein Papst Luxemburg besucht. Damals hieß der Pontifex Jean-Paul II. Bei seinem Besuch zog er in der Hauptstadt die Massen an, während sich in Esch kaum einer für das Oberhaupt der katholischen Kirche interessierte. Zudem stattete Johannes Paul Echternach einen Besuch ab. Alles, was Sie diesmal zum Papstbesuch wissen müssen, hat das Tageblatt zusammengetragen.  

Schäfchen und Schaulustige

Die offiziellen Stellen halten sich mit Prognosen zum erwarteten Besucherandrang zurück. Die Rolle der katholischen Religion in der Luxemburger Gesellschaft wird seit Jahrzehnten kleiner, allerdings ist der Papst inzwischen so etwas wie ein Popstar. Will heißen, auch Nichtgläubige interessieren sich für das Spektakel am Donnerstag. Und sei es lediglich, um ein Handyfoto vom Papamobil zu machen. Vorsorglich hat die Stadt Luxemburg zwei Public-Viewing-Möglichkeiten geschaffen, eins auf der Kinnekswiss und eins auf der Place de Paris. Beim letzten Papstbesuch 1985 waren laut Tageblatt 40.000 Menschen in der Stadt, aber lediglich 3.000 in Esch, wo Jean-Paul die Papstbüste vor dem Belvaler Stahlwerk einweihte und eine Messe in der Sankt-Josephs-Kirche hielt. Das Luxemburger Wort schrieb damals, 60.000 Gläubige hätten den Papst in der Hauptstadt gefeiert.            

Public Viewing, diesmal nicht für die „Religion“ Fußball, sondern für den Papst. Auf der Kinnekswiss und der Place de Paris kann man den Besuch des Pontifex auf großen Bildschirmen verfolgen.
Public Viewing, diesmal nicht für die „Religion“ Fußball, sondern für den Papst. Auf der Kinnekswiss und der Place de Paris kann man den Besuch des Pontifex auf großen Bildschirmen verfolgen. Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Achtung, Verkehr!

Fest steht, dass der Papstbesuch am Donnerstag die Stadt mehr oder weniger lahmlegen wird. Das Zentrum ist zwischen 9.00 und 19.00 Uhr für den motorisierten Verkehr gesperrt, der Boulevard de la Pétrusse schon ab Mittwochabend. Da auch die großen Parkplätze und -häuser zum Teil gesperrt sind, empfiehlt sich die Anreise mit den öffentlichen Transportmitteln. Aufgrund des Umzugs mit dem Papamobil fährt außerdem von 12.00 bis 14.00 Uhr keine Tram zwischen den Haltestellen Hamilius und dem Bahnhof. Auch die Buslinien sind betroffen. Alle Infos gibt es auf mobiliteit.lu oder liveticker.vdl.lu. Was die Busse angeht, so hat die Stadt Luxemburg eine Hotline eingerichtet (4796 2975, von 8.00 bis 18.00 Uhr besetzt). 

Die Straßensperrungen in der Hauptstadt
Die Straßensperrungen in der Hauptstadt Ville de Luxembourg

Kritik an Kosten

Religion ist Privatsache, seit der Anfang 2018 vollendeten Trennung von Kirche und Staat auch offiziell in Luxemburg. Trotzdem wird der Papstbesuch den Steuerzahlern eine Menge Geld kosten, wobei die Sicherheitsmaßnahmen wohl noch am meisten zu Buche schlagen. Die Polizei hat ihr bisher größtes Sicherheitsaufgebot im Einsatz, das CGDIS steht in Alarmbereitschaft. Das kritisierte unlängst die „Allianz der Humanisten, Atheisten und Agnostiker“ (AHA) sowie die „Liberté de conscience“ (Freidenker). Da der Papstbesuch auf Einladung des Großherzogs erfolgte, solle der Hof auch für die Kosten aufkommen. Premier Luc Frieden spricht derweil von einem Staatsbesuch, um das Abwälzen der Kosten auf die Allgemeinheit zu rechtfertigen. Auch das kritisieren die Atheisten und Freidenker, da der Vatikan nach internationalem Recht kein Staat ist und der Papst demnach kein Staatschef, sondern lediglich der Vertreter einer religiösen Glaubensgemeinschaft.

Alles vorbereitet: Der Umzug im „Papamobil“ führt den Papst am jahrzehntelang vom Klerus bekämpften Monument der gefallen Luxemburger Soldaten des Ersten Weltkriegs vorbei 
Alles vorbereitet: Der Umzug im „Papamobil“ führt den Papst am jahrzehntelang vom Klerus bekämpften Monument der gefallen Luxemburger Soldaten des Ersten Weltkriegs vorbei  Foto: Editpress/Didier Sylvestre

Acht Stunden Papst 

Acht Stunden ist der Papst in Luxemburg. Gegen 10.00 Uhr wird sein Flieger auf Findel landen und Franziskus den Boden des Marienländchens berühren resp. den roten Teppich. Franziskus küsst den Boden nicht, das war eine Erfindung des „Medienpapstes“ Johannes Paul II. Rund 100 Schüler bilden neben dem großherzoglichen Paar und Premier Luc Frieden das Empfangskomitee. Anschließend geht es in den Palast, wo er von der gesamten großherzoglichen Großfamilie empfangen wird. Auch Premier Luc Frieden erhält eine Privataudienz. Um 12.00 Uhr geht es in den Cercle, wo ca. 320 Personen sein werden, darunter die Prominenz aus der Politik.

Das Highlight ist der Umzug im Papamobil. Ab 12.45 Uhr wird Franziskus hinter Glas durch die Stadt kutschiert. Es geht die rue Chimay hinunter zur Gëlle Fra. Die Statur zu Ehren der im Ersten Weltkrieg gefallenen Luxemburger Soldaten unweit der Kathedrale war jahrzehntelang vom Klerus kritisiert und sogar bekämpft worden. Die Sinnlichkeit der leicht bekleideten weiblichen Statue wurde von der Kirche als Affront gesehen. Weiter geht es über die Adolphe-Brücke zur Avenue de la Liberté im Bahnhofsviertel. Dann zurück über die Brücke zum bischöflichen Palast in der Avenue Marie-Thérèse. Dort wird sich der mittlerweile 87-jährige Papst ein wenig von den Strapazen des Morgens erholen und eine Siesta halten. Schließlich geht es um 16.30 Uhr in die Kathedrale, wo Franziskus die katholische Glaubensgemeinschaft trifft. Das Motto heißt dabei „Pour servir“: 1.300 Personen werden dort sein. Eine Messe wird der Papst nicht halten, sondern den Leuten zuhören und anschließend eine Rede halten. Dann geht es direkt zum Flughafen, wo er von Großherzogs, Premier Luc Frieden und Kardinal Jean-Claude Hollerich verabschiedet wird. Mit der Luxair fliegt Franziskus um 18.10 Uhr in Richtung Brüssel-Zaventem, wo er bis Sonntag bleiben wird.

Die Strecke des Umzugs im Papamobil 
Die Strecke des Umzugs im Papamobil  Ville de Luxembourg

Medienauflauf

275 Pressevertreter aus dem In- und Ausland sind für den Papstbesuch akkreditiert. 40 von ihnen begleiten den Papst auf seiner Luxemburg- und Belgienreise und gehören dem Tross aus dem Vatikan an. Insgesamt sind 80 Medien akkreditiert. Das Pressezentrum befindet sich im European Convention Center (ECC) auf Kirchberg. Von dort aus starten die Busse in die unterschiedlichsten Journalisten-Standorte, an denen der Papstbesuch verfolgt werden kann. Akkreditiert sind 120 Journalisten, 55 Fotografen, 60 Kameraleute, 20 Techniker und 20 Produzenten. In Luxemburg überträgt RTL die Bilder vom Papstbesuch von der ersten bis zur letzten Minute live. 

Medientribünen vor dem großherzoglichen Palast
Medientribünen vor dem großherzoglichen Palast Foto: Editpress/Didier Sylvestre

Vom Regen in die Traufe?

Rechtzeitig zum Papstbesuch wird das Land untergehen. Das zumindest meinen die Meteorologen. Meteolux hatte eine gelbe Wetterwarnung wegen Dauerregen für die Nacht zum Donnerstag herausgegeben. Bis 7.00 Uhr sollte das Gröbste aber immerhin überstanden sein. Das Wetter vom Donnerstag soll weiter stark bewölkt und unbeständig bleiben, mit häufigen Regenschauern.   

Der Papstbesuch riskiert eine feuchte Angelegenheit zu werden
Der Papstbesuch riskiert eine feuchte Angelegenheit zu werden Foto: Editpress/Didier Sylvestre
Martin+
26. September 2024 - 16.08

@ DanV / Bravo, gut gebrüllt Löwe!

DanV
26. September 2024 - 13.11

Diese Nabelschau der AHA und der Freidenker geht auf die Nerven. Gerade die Freidenker sollten „leben und leben lassen“. Schliesslich gibt es hunderttausende Gläubige im Land, viele davon ausländische Mitbürger. Die dürfen genau so „frei“ denken!

Und – der Papst ist ein Staatsoberhaupt, auch wenn er nur um die 800 Untertanen hat. Lesen Sie’s mal nach.

Als ehemaliger Katholik werde ich mich nicht an den Staßenrand stellen, aber für jeden Gläubigen ist dieser Papstbesuch eine einmalige Gelegenheit. Also bitte etwas mehr Respekt - nicht für den Papst, sondern für die Menschen, mit denen wir tagtäglich zu tun haben.