Alleine in den Brauereien Luxemburgs fallen jedes Jahr 9.000 Tonnen an organischen Rückständen an, vor allem Reste von Gersten – der „Treber“. Europaweit kommen jährlich 400.000 Tonnen der braunen Pampe zusammen: Genug, um damit das kürzlich im Suezkanal havarierte Containerschiff „Ever Given“ gleich zweifach zu beladen.
Obwohl die ballaststoffreiche Masse jede Menge Proteine enthält und etwa als Tierfutter verwendet werden kann, werden in der Großregion 90 Prozent als Abfall entsorgt. Um dem entgegenzusteuern, wurde das EU-Projekt „Bioval“ ins Leben gerufen: Dabei wurde nach neuen Verwendungsmöglichkeiten in der chemischen, pharmazeutischen, kosmetischen oder der Lebensmittelindustrie geforscht. Beteiligt waren auch Forscher des Luxembourg Institute of Health (LIH).
Interreg
Ein Interreg-Projekt versteht sich als Zusammenarbeit zwischen Mitgliedstaaten der EU, die in einer gemeinsamen Initiative auf Basis des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung Forschung betreiben.
Unter Leitung der Universität Lüttich waren außerdem an Bord die Technische Universität Kaiserslautern, die Universität des Saarlandes, das Celabor in Belgien und die Universität Lothringen.
Wie die Projektbeschreibung erklärt, sollten „mittels Verfahren der grünen Chemie und der (weißen) Biotechnologie neue Produkte und Rezepturen mit hoher Wertschöpfung“ gefunden werden. (Die „grüne Chemie“ versteht sich als betont nachhaltig und umweltschonend. „Weiße Biotechnologie“ bezeichnet die Anwendung von Naturwissenschaft und Technik an lebenden Organismen, deren Teilen sowie Produkten von ihnen.)
Das rund drei Millionen Euro teure Projekt wurde zu 60 Prozent von der EU gefördert – die anderen Gelder stammten von Brauereien und Unternehmen aus dem Lebensmittel- und Pharmabereich. Das LIH wurde mit rund 170.000 Euro unterstützt.
Hilfreich als Backzutat?
Die Luxemburger forschten vor allem zur Verdaulichkeit von Nährstoffen, die im Treber enthalten sind. So untersuchte man beispielsweise die Wirkung von in Brot verarbeitetem Biertreber. Wäre man beispielsweise in der Lage, die hohen Mengen an Ballaststoffen aus dem Treber in die Herstellung von Brot zu integrieren, könnte das hilfreich sein bei Menschen, die unter zu hohem Cholesterin im Blut leiden.
Die Verwendung des Trebers ist ein typisches Beispiel für Upcycling: Dabei werden scheinbar nutzlose Stoffe wieder zu verwendbaren Produkten umgewandelt – und praktisch aufgewertet. Das ist gut für die Umwelt: „Durch die Herstellung erneut verwendbarer Produkte versucht man vor allem, den ökologischen Fußabdruck in der Lebensmittelproduktion zu verringern“, erklärt Torsten Bohn, Projektleiter am LIH. Gleichzeitig kann sich das Upcycling aber auch finanziell lohnen: „Indem man ein Produkt mehrfach verwendet, können die Energiekosten verringert werden.“ Im vorliegenden Beispiel wird die Menge an benötigtem Getreide wie Weizen reduziert, indem der Biertreber diesen teilweise ersetzt.
Da er so proteinreich ist, könnte Treber, ähnlich wie Soja, auch als Fleischersatz dienen – und so ebenfalls den ökologischen Fußabdruck des Menschen enorm senken. Forscher Bohn erinnert an den großen Energieverbauch in der Fleischproduktion und sieht Grund zur Hoffnung, mit Projekten wie „Bioval“ nicht nur zur Lösung dieses Problems beizutragen. Zudem könnte damit eine Verringerung der ausgestoßenen Klimagase Kohlendioxid und Methan erreicht werden. Die Forscher ziehen aus dem Projekt jedenfalls ein vielversprechendes Fazit: Der Treber hat definitiv Potenzial in Lebensmittelindustrie und Biotechnologie.
De Maart
Frei'er sinn d'Baueren daat ob d'Brau'ereien sichen gaang als Zo'usaatzfudder fir d'Keih an Schwein !
Mee haut hun d'Bau'eren keng Zeit mei' fir hir Keih ob d'Weed ze dreiwen, an kaafen lei'wer dei'eren Geen-Soja aus Brasilien !