Sie stach sofort ins Auge, denn beim Betreten des Echternacher Marktplatzes konnte man den Stand von Marie Christiann-Vandewalle nicht verfehlen. Reihen um Reihen voller Hüte, Baretts, Tiaren und Broschen mit Federn, Bändern und Tüll erwarteten die Besucher der Steampunk-Convention, von denen sich zahlreiche in die fantasievollen Kreationen von „Esprit de Mélusine“ verliebten. Seit 15 Jahren arbeitet Christiann-Vandewalle als Modistin und Requisiteurin. Ursprünglich aus dem Norden von Frankreich, spezifisch dem Département du Pas-de-Calais, reist die Künstlerin durch ganz Europa, um bei Mittelaltermärkten, Fantasy-Festen und Conventions ihre Kreationen zu präsentieren.
La transformation de la Petite Marquise
Jedes Jahr treffen sich Steampunk-Begeisterte in Echternach. Obschon die Convention eher klein ist und keine hunderte Stände zählt, ist sie bei Jung und Alt beliebt, denn die malerische Kulisse des kleinen Städtchens an der Sauer bietet den perfekten Schauort. Bewohner, Radfahrer und Touristen freuten sich am Wochenende wieder über die besonders gekleideten Gäste, denn diese verleihen der Convention ihre Seele. Begleitet wurde das Ganze abermals von den Klängen der Musikgruppe Tales of Nebelheym und auch der traditionelle Trödel-, Antiquitäten- und Handwerkermarkt durfte am Wochenende nicht fehlen.
Auch für den Alltag oder als Deko
Ihre Accessoires sind alle handgefertigt und Unikate, denn Christiann-Vandewalle setzt auf Individualität. „Man lebt nur einmal und sollte sich nicht darum scheren, was andere über einen denken, sondern das tun und tragen, was man möchte“, so die Kreative. Für die Echternacher Steampunks hat sie vor allem auf Brauntöne gesetzt sowie einen Touch Abenteuerlust, schließlich sollen die Hüte, Bänder und Co. ja zu den Outfits der Convention-Besucher passen. Wer sich nicht traut, ein ausgefallenes Accessoire im Alltag zu tragen, kann dieses auch einfach zu Hause an die Wand hängen, denn Christiann-Vandewalle arbeitet auch auf Bestellung und kann ihre Kreationen sowohl an die Haarfarbe als auch an die Tapete anpassen.
Ihr Handwerk hat sie sich größtenteils selbst beigebracht, mit etwas Hilfe ihres Vaters, der als Lederhandwerker arbeitet, und ihrer Großmutter, die sie das Nähen lehrte. „Kreativität fließt quasi durch meine Adern, denn schon als ich noch in der Krippe lag, haben mich meine Eltern mit auf Feste genommen“, erzählt Christiann-Vandewalle. In Echternach ist die Französin zum dritten Mal, die Luxemburger Steampunk-Szene kennt sie allerdings bereits durch das „Anno 1900“ im Fond-de-Gras. „Ich liebe es, meine Kunden wiederzutreffen und zu sehen, wie sie die Hüte kombinieren, denn dasselbe Accessoire kann zu einer Jeans getragen ganz anders wirken als zum Steampunk-Kostüm.“
Die Künstlerin selbst trug am Sonntag eine ihrer allerersten Kreationen, die sie ebenfalls per Hand modellierte: „Zu Beginn habe ich viele alte Hüte überarbeitet. Nun stelle ich die meisten selbst her, mithilfe von Hutformen aus Holz von 1800.“ Auch handgemachte Schulterbedeckungen, formbare Bänder und Dekoartikel konnte man bei „Esprit de Mélusine“ bestaunen. Der Andrang am Stand war jedenfalls groß.
Down the Rabbit Hole

Zwischen Feder-Ohrringen, Ketten aus Silber und Deko-Objekten, die an Erfindungen aus dem Dampfmaschinen-Zeitalter erinnern, stach ebenfalls der Stand von „Alice au pays de mes rêves“ hervor. Mit einem Mix aus Schmuck, Hüten und Möbeln lockte Catherine Papleux zahlreiche Neugierige unter ihr gut gefülltes Zelt. Vor acht Jahren verfiel die Belgierin dem Charme des mittlerweile weltweit bekannten Genres, den sie auch heute noch als „trop stylé“ beschreibt. „Ich liebe einfach alles daran. Es hat Klasse, sieht gut aus und man verwendet oft gebrauchte Objekte, um Upcycling zu machen. Das gefällt mir“, so Papleux.
Eigentlich hat die Künstlerin einen Abschluss in der Grafik, lange Jahre arbeitete sie ebenfalls als Malerin und dekorierte Wände mit ihren Fresken. Irgendwann ging es für Papleux nochmal zur Schule, um Hutmacherin zu werden, denn dies ermöglichte es ihr, von der Skizze zum fertigen Modell alles selbst herzustellen. Heute verbindet Papleux ihre Leidenschaften, um daraus fantasievolle Unikate zu schaffen, die mal mehr, mal weniger zum Steampunk-Stil gehören. „Ich entwerfe auch ganz klassische Hüte, aber Steampunk gefällt mir schon sehr.“ Zu ihren Kreationen gehören auch Schmuckstücke. Vor allem alte Uhrwerke begeistern die Belgierin, die diesen mit ihren Ideen und Handgriffen neues Leben einhaucht.
Ein wahrer Hingucker: die mit einer Wespe im Steampunk-Stil verschönerte Kommode, die Papleux’ Stand ziert. „Alles ist per Hand mit diesem wunderschönen Stoff bekleidet. Das mag vielleicht einfach aussehen, ein solches Stück bedarf aber viel Geduld und Präzision“, so die Künstlerin. So verrückt ihre Kreationen auch wirken: Sie selbst ist eher zurückhaltend und mag es nicht, zu sehr im Vordergrund zu stehen. Ihr künstlerisches Können spricht dabei für sich, sodass auch der eine oder andere Betreiber eines Nachbarstands einen ihrer Hüte anprobiert. Und warum Alice im Land „meiner Träume“? „Weil Alice ihr Wunderland schon gefunden hat und ich sie in meine Welt einlade.“
De Maart





















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