Freitag24. Oktober 2025

Demaart De Maart

Alessandro Petacchi entkam der „Sturzhölle“

Alessandro Petacchi entkam der „Sturzhölle“

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Alessandro Petacchi gewann gestern die erste Etappe der 97. Tour de France von Rotterdam nach Brüssel. Am Schluss gab es drei Massenstürze, die einige Konkurrenten des Italieners vorzeitig eliminierten. Andy und Frank Schleck kamen zeitgleich im Peloton an.

Aus Brüssel berichten „T“-Redakteur Kim Hermes (khe) und „T“-Radsport-Experte Petz Lahure (P.L.)

Petacchi setzte sich nach 223,5 km auf der Zielgeraden beim Brüsseler Wahrzeichen Atomium gegen den Australier Mark Renshaw und den Norweger Thor Hushovd durch. Fabian Cancellara (wie beim Prolog mit umgedrehter Startnummer 13) behielt das „Maillot Jaune“ des Gesamtführenden. Er hatte den Prolog in Rotterdam am Samstag für sich entschieden (siehe S. 32).

Drei Massenstürze auf den letzten 2.500 m prägten die Zieleinfahrt. Unter denjenigen, die zu Boden gingen, war auch Leader Fabian Cancellara, der mit Prellungen davonkam. Der Topfavorit für den Sprint beim Atomium, Mark Cavendish, war bereits in einer scharfen Kurve zweieinhalb Kilometer vor dem Ziel mit Oscar Freire kollidiert.

Alle Gestürzten erhielten aber die gleiche Zeit wie der italienische Sieger, weil sich die Stürze in der 3-km-Zone vor dem Ziel ereigneten. Für den 36-jährigen Petacchi (geb. am 3. Januar 1974 in La Spezia/I) war es der 155. Sieg seiner Karriere, der erste bei der Tour seit sieben Jahren. Im Jahr 2003 hatte der Italiener gleich vier Etappen gewonnen. „Es war schwerer, als es den Anschein hatte“, meinte Petacchi später. „Obwohl durch die Stürze einige potenzielle Etappensieger ausgeschaltet wurden, blieben genügend Kandidaten für den Erfolg. Man braucht sich nur die Namen hinter mir anzusehen. Die Zielgerade war leicht ansteigend und der Gegenwind heftig, so dass man viel Kraft haben musste, um sich erfolgreich zu behaupten.“

Schaufahren

Die ersten 210 km waren ein Schaufahren inmitten von Hunderttausenden von Zuschauern. Kurz nach dem Start gab es auch schon die einzige valable Attacke des Tages. Die drei Ausreißer waren der Niederländer Lars Boom (Rabobank), der Spanier Alan Perez Lezaun (Euskaltel) und der Belgier Maarten Wynants (Quick Step). Sie schafften es aber nicht bis nach Brüssel.

In einer Rechtskurve rund 2,5 km vor Schluss kam Mark Cavendish offenbar vom Kurs ab und zog Oscar Freire mit zu Boden. Zwei Sieganwärter waren in dem Moment frühzeitig ausgeschaltet. Rund 30 Fahrer spurteten schließlich um den Etappensieg. Schnellster war Alessandro Petacchi, der schon in der Tour de Suisse nach dem Massensturz in Wettingen aufs oberste Treppchen stieg.

Zahlreiche Stürze gab es schon vor dem Finale in Brüssel. Der spektakulärste Unfall wurde durch einen Hund verschuldet, den ein leichtsinniger Zuschauer nicht an der Leine hielt. Leidtragende waren Ivan Basso und David Millar, die allerdings mit dem Schrecken davonkamen. Weniger Glück hatte Adam Hansen, ein wichtiger Helfer von Mark Cavendish. Der Sprintvorbereiter zog sich diverse Knochenbrüche zu und gab gestern Abend auf. Der Spanier Oroz beklagte sich über Verletzungen am rechten Handknöchel, Alessandro Ballan über unzählige Hautabschürfungen.

„Das war ein verrücktes Rennen“, sagte „Maillot Jaune“ Fabian Cancellara bei der Pressekonferenz. „Während des ganzen Tages machte sich Nervosität im Feld breit. Man musste äußerst aufmerksam sein, da die Straßen manchmal sehr schmal waren. In Holland und in Belgien feierte die Tour ein richtiges Volksfest. So eine Zuschauermasse tut dem Radsport gut.“

Andy und Frank Schleck trafen mit den andern Tour-Favoriten im Feld ein. Sie ließen sich nicht überraschen und konnten einen Sturz vermeiden. Heute fahren sie auf gewohntem Terrain: Hat da nicht jemand was von einem „Mini-Liège-Bastogne-Liège“ gesagt?

P.L.