Aus Bagnères-de-Luchon berichten „T“-Redakteur Kim Hermes (khe) und „T“-Radsportexperte Petz Lahure (P.L.)
Es war seine erste in diesem Jahr und sie war nur wenig „bueno“.
Zu verdanken hatte er sie einer umstrittenen Fahrweise, weil er angegriffen hatte, als Andy Schleck gerade ein mechanisches Problem hatte. Bei der Podiumszeremonie gab es sogar Pfiffe. Die Polemik war nicht mehr aus der Welt zu schaffen. Contadors Beschwichtigungsversuche wirkten einigermaßen hilflos.
„Es gibt Leute, die verstehen das, und andere eben nicht“, so der Spanier, „es ist ein ‚fait de course‘. Ich wusste, dass das eine Polemik heraufbeschwören würde, aber ich habe erst von Andys mechanischen Problemen erfahren, als ich bereits angegriffen hatte.“
Contadors Erklärung/Entschuldigung verstanden nur wenige, denn dafür müsste er mit geschlossenen Augen den Berg hochgefahren sein, vorbei an Schleck, der, in auffälliges Gelb gekleidet, zu dem Zeitpunkt fast schon still stand. „Wir haben in Spa auch gewartet“, fügt Contador noch schnell hinzu, „aber heute war es eben anders.“
Dass Andy Schleck von Revanche sprach? „Ich verstehe seine Enttäuschung“, so der Spanier, der laut eigenem Bekunden aber eh geplant hatte, anzugreifen. Fast klang alles wie eine riesengroße Entschuldigung. Contador fand nicht mehr aus dem Ganzen heraus und die Souveränität, mit der er noch letztes Jahr die Tour beherrscht hatte, ist dahin.
„Heikle Situation“
Wie er das „Maillot jaune“ kriegt, scheint ihm erst mal egal zu sein: „Ich mag es immer, das ‚Maillot jaune‘ zu holen, egal unter welchen Umständen. Das Rennen war eben so. Wir konnten heute auf keinen Fall das machen, was wir in Spa gemacht haben.“ Und dass Andy Schleck gesagt habe, er würde so nicht gewinnen wollen? „Ich denke nicht, dass man sagen kann: ‚Ich will die Tour so und so gewinnen.‘ Es ist eine heikle Situation und wie gesagt, ich verstehe auch die Polemik, aber ich wusste nicht, was los war. In Spa sagte ich zu meinen Teamgefährten ‚Stop‘, obwohl wir nicht wussten, ob die Fahrer vor uns das auch machen würden.“
Der scheue Contador sah gestern jedenfalls nicht aus wie der Tour-Herrscher vom letzten Jahr und er saß vor den Journalisten wie auf einer Anklagebank. Wie ein netter Junge, der eine Dummheit gemacht hat, aus der er nicht mehr herausfindet und der jetzt verzweifelt mit dem Richter über Schuld oder Unschuld verhandelt.
Aber auch wenn es nicht überzeugend war, ist das Ergebnis das gleiche: Die Pressekonferenzen des „Maillot jaune“ fangen vorerst mit „Bueno“ an.
khe
De Maart
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