LandwirtschaftAktion „Gielt Band“: Signal gegen Lebensmittelverschwendung

Landwirtschaft / Aktion „Gielt Band“: Signal gegen Lebensmittelverschwendung
Gelbe Bände informieren in ganz Luxemburg Passanten und Spaziergänger darüber, dass sie sich von diesen Bäumen Obst mitnehmen dürfen  Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Sie sind gelb, hängen an Bäumen und auf ihnen ist zu lesen: „Hei dierft Dir plécken“ – leuchtende Bänder, die während der Aktion „Gielt Band“ in 33 teilnehmenden Gemeinden in ganz Luxemburg an den Ästen von Obstbäumen festgebunden werden. Mit dieser Aktion will das Landwirtschaftsministerium gemeinsam mit dem Syndikat der Luxemburger Städte und Gemeinden (Syvicol) gegen die Verschwendung von Nahrungsmitteln vorgehen. 

Der Herbst hat begonnen, und wen es für einen Spaziergang nach draußen zieht, wird es wahrscheinlich schon gemerkt haben: An vielen Obstbäumen in Luxemburg sind die Früchte reif. So reif, dass sie von den Bäumen fallen, auf Feldwegen oder asphaltierten Straßen landen und allzu oft dort verderben. Das muss nicht sein – finden das Landwirtschaftsministerium sowie das „Syndicat des villes et communes luxembourgeoises“ (Syvicol) und haben pünktlich zum Beginn der Apfel-Erntezeit die Aktion „Gielt Band“ gestartet. 

Die leuchtenden Bänder können kostenlos von den Gemeinden beim Landwirtschaftsministerium beantragt werden und sind aus biologisch abbaubarem Material<br />
Die leuchtenden Bänder können kostenlos von den Gemeinden beim Landwirtschaftsministerium beantragt werden und sind aus biologisch abbaubarem Material
 Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

„Ziel dieser Aktion ist es, ganz konkret gegen Lebensmittelverschwendung vorzugehen und auch die Menschen dazu zu motivieren, sich am Kampf gegen ebendiese Verschwendung zu beteiligen“, informierte Landwirtschaftsminister Romain Schneider (LSAP) bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. Denn von den Vereinten Nationen veröffentlichte Zahlen würden belegen, dass weltweit etwa ein Drittel aller Lebensmittel nicht gegessen wird. „Es geht vor allem darum, die Menschen für das Thema zu sensibilisieren“, so Romain Schneider weiter. 

33 Gemeinden beteiligt

Und das geschieht mithilfe von gelben Bändern, die an Obstbäumen befestigt werden und darüber informieren, dass das Obst dieser Bäume gepflückt werden darf. Denn so verlockend es manchmal auch ist, es ist verboten, ohne Erlaubnis des Besitzers von fremden Hecken und Bäumen zu naschen. Mit den biologisch abbaubaren Bändern können Gemeinden aber nun die Obstbäume kennzeichnen, die ihnen gehören und an denen man sich kostenlos bedienen darf. Insgesamt 33 Gemeinden haben aktuell landesweit rund 3.000 Bäume entsprechend markiert. 

Ohne Erlaubnis des Besitzers von einem Obstbaum dürfen Äpfel, Birnen und Co. nicht einfach gepflückt werden <br />
Ohne Erlaubnis des Besitzers von einem Obstbaum dürfen Äpfel, Birnen und Co. nicht einfach gepflückt werden 
 Foto: Fabrizio Pizzolante

Die leuchtenden Bänder werden kostenlos vom Landwirtschaftsministerium zur Verfügung gestellt. In einer ersten Phase richtet sich „Gielt Band“ in diesem Jahr hauptsächlich an Gemeinden und läuft so lange, bis sie sich dazu entscheiden, nicht mehr mitzumachen. Im Juli kommenden Jahres wird die Aktion dann offiziell erneuert. Dann werden auch Privatpersonen dazu aufgerufen, sich mit ihren Obstbäumen zu beteiligen. Wer allerdings jetzt schon dabei sein will, kann sich via E-Mail an antigaspi@ma.etat.lu beim Landwirtschaftsministerium melden. 

Gutes vor der Haustür

Zum einen wolle man erreichen, dass die Lebensmittel mehr wertgeschätzt werden, erklärt der Landwirtschaftsminister: „Sodass Kinder das Obst wieder kennenlernen, sehen, wie so ein Obstbaum aussieht.“ Dabei sollen die Menschen auch merken, dass sie in puncto Lebensmittel auf kürzere Wege setzen können: „Vianden ist bekannt für seine Nüsse, die Mosel für ihre Trauben – aber nicht nur. Es gibt beispielsweise außerdem noch Äpfel oder Mirabellen.“ Oft liegt das Gute also doch ganz nah. 

Wer sich davon nun überzeugen will, findet online eine Landkarte mit allen teilnehmenden Gemeinden und den Obstsorten, die man dort pflücken kann. Dort gibt es auch Tipps dazu, auf was man achten sollte. So dürfen auch wirklich nur Früchte von Bäumen mitgenommen werden, die mit einem gelben Band markiert sind. Hat man einen solchen Obstbaum gefunden, sollte man beim Pflücken einiges beachten: So ist es verboten, eine Leiter zu nutzen oder auf die Bäume zu klettern. Denn weder Mensch noch Natur sollen bei der Aktion gefährdet werden. Das Pflücken geschieht auf eigene Verantwortung. 

Richtig ernten

„Wie bei allen Früchten gilt dann, vorsichtig drehen und nicht ziehen – man will ja nicht auch noch den ganzen Ast in der Hand halten“, erklärt der Vize-Präsident des Syvicol Guy Wester mit einem verschmitzten Grinsen und fährt fort: „aber es müssen ja nicht immer die Äpfel von ganz oben sein, man kann auch einfach die vom Boden aufheben. Schließlich sind die reif.“ Es soll nur mitgenommen werden, was für den Privatgebrauch benötigt wird. „Wer allerdings für Oma und noch für die ganze Nachbarschaft gleich mehrere Torten backen will, kann das machen“, erklärt Guy Wester.

Der Vize-Präsident des „Syndicat des villes et communes luxembourgeoises“ (Syvicol) Guy Wester empfiehlt, Früchte beim Pflücken immer vorsichtig zu drehen und nicht abrupt vom Ast zu ziehen<br />
Der Vize-Präsident des „Syndicat des villes et communes luxembourgeoises“ (Syvicol) Guy Wester empfiehlt, Früchte beim Pflücken immer vorsichtig zu drehen und nicht abrupt vom Ast zu ziehen
 Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Denn in der Natur ist genug für alle da – auch wenn es laut Landwirtschaftsminister Romain Schneider ein schwieriges Jahr für die Obstbäume war. So gebe es im Norden des Landes zwar nach wie vor viele Äpfel, an anderen Orten im Land aber weniger. Vor allem der Spätfrost im April hat dazu seinen Teil beigetragen. Und noch etwas: „Bei Bäumen ist es nicht anders als bei uns Menschen. Nach großen Erträgen müssen sie sich erholen, einen Gang zurückschalten. Deshalb gibt es in diesem Jahr weniger Erträge“, stellt der Minister für Landwirtschaft fest. Und trotzdem tragen die Bäume zu viele Früchte, weshalb sie auch weiterhin mit gelben Bändern geschmückt werden. 

Drei Fragen an Romain Schneider

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 Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Tageblatt: Wenn man unterwegs ist, sieht man noch nicht so viele Bänder der Aktion „Gielt Band“. Wie bewerten Sie das?

Romain Schneider: Die Aktion läuft erst seit kurzem und trotzdem machen bereits 33 Gemeinden mit. Das ist ein Erfolg. Und ich denke, es werden noch mehr. Letzte Woche haben mich auf einer Veranstaltung auch ein paar ältere Damen angesprochen und wollten mir ihr Feedback zur Aktion geben: Sie hätten immer gerne Obst von Bäumen pflücken wollen, hätten sich allerdings nicht getraut. Nun können sie das mit Erlaubnis tun. 

Greifen Sie denn auch mal zu? 

Ich mag Äpfel, aber auch Zwetschgen oder Birnen, habe zu Hause allerdings selbst keine Obstbäume. Beim Spazierengehen nehme ich mir da auch mal einen Apfel, Himbeeren oder Heidelbeeren. Wenn man beispielsweise Äpfel mit braunen Stellen findet, kann man diese wegschneiden oder die Früchte einfach im Backofen trocknen – wie früher. Das mache ich ab und zu. Aber natürlich kaufe ich auch viel Obst. 

Sie haben angekündigt, sich aus der Politik zurückzuziehen. Worauf freuen Sie sich am meisten?

Genau, ich werde 2023 mit der aktiven Politik aufhören und in politische Rente gehen – wenn man das so sagen kann. Ich bin seit 1994 politisch aktiv und werde die Zeit nun für alles nutzen, das zu kurz kam: vor allem die Familie, aber auch ich selbst. Ich freue mich auf Spaziergänge mit meinem Hund, Fahrradtouren mit meiner Frau und darauf, die Natur zu genießen. 

Birne
25. September 2021 - 18.10

Was ist das denn in den grossen "Supermärkten" ? ist das keine Lebensmittelverschwendung wenn man tonnenweise Haufen Lebensmittel da stapelt, hier wäre ein Umdenken notwendig,aber da verbrennt die Politik sich nicht die Finger, all Kommentare überflüssig.