20. November 2025 - 20.12 Uhr
Großbritannien„Abzocke von Fans verhindern“: Wenn Coldplay, Radiohead und die Labour-Regierung gemeinsame Sache machen
Im Visier der Labour-Regierung befinden sich auch die Betreiber von Onlinebots, die in großem Rahmen digital erhältliche Termine für Fahrprüfungen abgreifen und gewinnbringend weiterverkaufen. „Wir wollen die Abzocke von Fans verhindern“, beteuerte Nandy.
Coldplay, Dua Lipa und Radiohead – die erste Liga britischer Musikerinnen und Musiker hatte sich zur Unterzeichnung des Forderungskatalogs an Premier Keir Starmer zusammengefunden. Tenor: Wucherpraktiken und schädliche Wettbewerbsverzerrung müssten unterbunden werden. „Sie hindern echte Fans am Besuch von Konzerten, Sportwettbewerben und Theateraufführungen“, hieß es in dem offenen Brief.
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Eine Eintrittskarte fürs Londoner Konzert der Rockband Radiohead am kommenden Samstag (Normalpreis: 195 Pfund bzw. 221 Euro) wurde diese Woche bei Viagogo für den beinahe fünffachen Preis (958 Pfund) angeboten
Beispiele für die Geschäftemacherei auf Kosten des Publikums gibt es massenhaft, die Preisunterschiede sind oft eklatant. Eine Eintrittskarte fürs Londoner Konzert der Rockband Radiohead am kommenden Samstag (Normalpreis: 195 Pfund bzw. 221 Euro) wurde diese Woche bei Viagogo für den beinahe fünffachen Preis (958 Pfund) angeboten. Einer Analyse von Virgin Media zufolge mussten Fans von Diana Ross im vergangenen Sommer auf Wiederverkaufs-Webseiten im Durchschnitt einen um 490 Prozent höheren Preis berappen als den eigentlich vorgesehenen.
Freilich machen sich auch eigentlich seriöse Firmen dubioser Praktiken schuldig. Die Wettbewerbsbehörde CMA untersuchte in den vergangenen Monaten eine Reihe von Firmen. Darunter war Ticketmaster: Die „dynamischen“ Verkaufspraktiken des Unternehmens sorgten bei Fans von Oasis, die bei den Reunion-Konzerten im vergangenen Jahr dabei sein wollten, für einen Aufschrei. Den jetzt veröffentlichen CMA-Erkenntnissen zufolge verkaufte Ticketmaster damals sogenannte „Platin“-Tickets, die zweieinhalbmal höher waren wie der (ohnehin hohe) Ausgangspreis, ohne dass die Kunden dafür zusätzliche Leistungen erhalten hätten.
Schon die Ankündigung von Ministerin Nandys Plänen ließ zu Wochenbeginn den Aktienkurs der betroffenen Firmen absacken. So ging der Wert von Stubhub, in Europa als Viagogo bekannt, um beinahe 14 Prozent zurück. In der Konsultation der Regierung hatten Lobbyisten der Kartenhändler vor Einschränkungen ihres Geschäfts gewarnt: Die hochdubiosen Praktiken würden sonst von gänzlich illegalen Betreibern benutzt und damit den Konsumenten zusätzlichen Schaden zufügen. Nandy verwarf solcherlei Sophisterei, machte sich aber einen anderen Einwand der Kartenhändler zu eigen: Das Verbot wird die Betreiber unsozialer Medienplattformen wie Instagram und X einbeziehen.
Auch Führerscheine betroffen
Ausdrücklich will die Künstler-Koalition auch den Betreibern von Bots das Handwerk legen. Mithilfe der Computerprogramme erwerben Zwischenhändler blitzschnell viele Hundert Tickets, die sich anschließend gewinnbringend auf den bisher legalen Wiederverkaufs-Webseiten verkaufen lassen. Diese Praxis zwinge Fans nicht nur zum Bezahlen überhöhter Preise oder zu gänzlichem Verzicht, heißt es in der Erklärung der Musiker: „Es untergräbt das Vertrauen in unsere Live-Events.“
Unter Beschuss steht spätestens seit der Pandemie auch der Führerschein-Sektor. Möchtegern-Prüflinge müssen oft monatelang auf den ersehnten Tag warten, der ihnen das legale Autofahren erlaubt. Zudem werden ihnen oft nur Termine in weit entfernten, den jungen Leuten gänzlich unbekannten Städten angeboten. Wer die Fahrerlaubnis rasch und ortsnah erwerben will, ist dubiosen Bot-Betreibern ausgesetzt. Diese horten Tausende von Terminen der Führerscheinbehörde DVLA im ganzen Land.
Auch dieser Praxis will Nandy ein Ende bereiten. Um zusätzliche Termine bereitzustellen, hat DVLA kürzlich die Armee um Hilfe gebeten: Neubewerber können nun auch unter den strengen Augen eines Prüfers in Uniform ihre Fahrkunst unter Beweis stellen.
De Maart
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