Sonntag2. November 2025

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EditorialA3 mit Mitfahrerspur: Die Autobahn, die Luxemburg spaltet

Editorial / A3 mit Mitfahrerspur: Die Autobahn, die Luxemburg spaltet
Stau trotz Platz: Die neue Fahrspur für Mitfahrgelegenheiten auf der A3 löst Debatten aus Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Eigentlich sollen Straßen ja verbinden. An der teilweise ausgebauten und jetzt teilweise eröffneten A3 scheiden sich aber die Geister. 365 Millionen Euro soll der Steuerzahler dafür hinlegen – und darf sie jetzt nicht nutzen?

Grund für die Aufregung ist, natürlich, die neue dritte Fahrspur, die die ganzen nervigen Straßenbauarbeiten ja erst nötig machte. Nicht wenige Pendler, Grenzgänger und sonst wie Staugeplagte, die Luxemburgs meistbefahrene Schnellstraße jeden Tag nutzen, hatten sich wohl erhofft, jetzt endlich auf dem Weg ins Büro mehr Platz zu haben und weniger Zeit zu brauchen. Falsch gedacht: Auf der schönen neuen Spur dürfen nur Fahrgemeinschaften Gas geben.

Fahrge-was? Ja, einige wird es überraschen. Aber die anderen Sitze, die sich mitunter im Auto befinden, können (im absoluten Notfall) auch für den Transport weiterer Humanoiden genutzt werden. Die Idee: Person X und Person Y fahren jeden Tag zur selben Zeit dieselbe Strecke von A nach B. Aber statt jeweils ein separates Kraftfahrzeug dafür anzuwenden, steigen sie beide in ein und dasselbe ein. Potenzielle positive Outcomes: Weniger Geld für Sprit bzw. weniger Geld für die Karre an sich ausgeben, weniger Zeit benötigt, um zur Arbeit zu kommen, weniger Autos auf der Straße, weniger Umweltbelastung. Potenzieller negativer Nebeneffekt: Ein nerviges Gespräch mit einem Fremden (oder schlimmer noch – einem Kollegen!) in der einen Stunde, in der man Ruhe hat am Tag.

Man darf den letzten Faktor nicht unterschätzen. Für einige Menschen, die von der Biologie mit reichlich Nachkommen und vom Schicksal mit einer ausfüllenden Arbeitsstelle beschert wurden, stellen die zwei Stunden im Stau jeden Tag buchstäblich das „Life“ im Work-Life-Balance dar.

Und wer sich schon einmal in der Stoßzeit in einen Pendlerzug von der französischen Grenze gepfercht hat und eine Stunde in Atemnot und Schweiß auf der Abteiltreppe zwischen einer Aktentasche und einer ins Gesicht gequetschten L’essentiel-Zeitung verbracht hat, dem sei erlaubt, von Frieden und Freiheit und Ruhe in einem kleinen Zimmer auf vier Rädern zu träumen.

Die Diskussion über Verkehrsmittel und Gemeinschaftssinn geht aber übers Philosophische hinaus. Denn wie so oft ließ auch die Regierungskommunikation zur A3-Eröffnung so manche Frage offen. Gilt die Mitfahrer-Spur nun für zwei Mitfahrer (+2) oder darf man auch mit einem drauf (2+)? Was ist mit Kindern mit Kindersitz, aber ohne Arbeitsvertrag im Finanzsektor? Gelten Gummipuppen, Omis Urne oder andere Manifestationen einer gespaltenen Persönlichkeit als Teil der Fahrgemeinschaft? Darf ich als Fahrgemeinschaft auch auf den mittleren Spuren im Stau stehen? Ab wann gilt es als fahrlässige Tötung, wenn ich vor dem Gaspericher Kreuz meine Mitfahrer von der linken Fahrgemeinschaftsspur in einem waghalsigen Manöver quer über die beiden mittleren Spuren bugsiere, weil wir die Ausfahrt zur A1 nehmen müssen?

Ja, die Menschen müssen sich halt noch etwas gewöhnen an diese neuen Zeiten. Aber man stelle sich nur vor: Steigen irgendwann tatsächlich mehr von ihnen gemeinsam in ein Auto, wird die A3 auch für alle anderen leerer. Ein Blick von einer Autobahnbrücke offenbart dank der neuen Mitfahrerspuren nämlich eine absolut erschütternde Realität: Die Zahl der Autos, in denen nur ein Mensch sitzt, ist gigantisch.

Phil
8. April 2025 - 9.41

Am beschten mat engem Eemer schwarzer Faarf dei ganz Bunn nei bepinselen... da wär de Problem geléist.

Muller Christian
31. März 2025 - 9.19

@jmk: Frae kënne jo och Frae-Fuergemeinschaften organiséieren. Mä Haaptsaach Fraen als Argument géint eppes benotzen 🤷‍♂️

Nomi
30. März 2025 - 22.07

Dann kommen elo d'Hollaenner mat hiren Roulotten mei' sei'er an hir Vakanz.

Bayrhammer Gust
30. März 2025 - 12.38

Dat war nach eng vun denen Gringen

Jimbo
28. März 2025 - 15.05

Nicht schlimm, es ist doch nur wieder ein neuer Schildbürgerstreich.

Lucilinburhuc
28. März 2025 - 13.06

Nach der Dunkelheit "Man zwingt also die Autofahrer Fahrgemeinschaften zu bilden um diese Spur nutzen zu können,die dann überflüssig wird weil es weniger Autos gibt."wurde es licht : "Moment mal! Das hiesse, wenn die 3. Spur so genutzt würde wie gedacht, dann wäre sie - wegen der sinkenden Autozahl - zwar überflüssig, aber deswegen wiederum zweckmässig und also unentbehrlich." :)

Macheath
28. März 2025 - 11.41

@jmk : ich finde daran nichts Diskriminierendes. Niemand muss, aber jeder der kann, sollte, und darf dann die « staufreie Spur » benutzen. Für die anderen bleiben immerhin noch doppelt soviele Spuren.
Man sollte sie Sache doch positiv sehen, statt gleich zu jammern, dass man nicht mitmachen darf, weil man keine Freunde hat. Vielleicht ergeben sich ja bei solchen freiwilligen - nicht erzwungenen - Gemeinschaften auch angenehme Bekanntschaften.
In meinem Berufsleben habe ich manche solcher Fahrgemeinschaften erlebt, welche sich positiv auf das Arbeitsklima auswirkten, und die sicher gern von diesem zusätzlichen Vorteil profitieren.

Jean-Marie GROBER
28. März 2025 - 11.32

Mir kommt da nur in den Sinn "Was soll das?!". Wir alle haben mit unseren Steuern für diesen Unsinn bezahlt. Vielleicht wäre ein Fahrradweg und eine Spur für Pferdekutschen und Traktoren auch noch sinnvoll gewesen. Und, bitte, nennt das jetzt nicht mehr "Autobahn", denn das klingt nur noch lächerlich.

JJ
28. März 2025 - 9.52

Man zwingt also die Autofahrer Fahrgemeinschaften zu bilden um diese Spur nutzen zu können,die dann überflüssig wird weil es weniger Autos gibt.
Da war doch ein gewisser Baron der auf einer Kanonenkugel unterwegs war und sich mit dem eigenen Haarschopf aus dem Sumpf zog?!

Ehemaliger Esch-Pendler
28. März 2025 - 8.50

Ein neues Assistenzsystem wortwörtlich: automatische aufblasbare Puppen – AAP! Das ist die Lösung für den vielbeschäftigten, aber gehetzten Autofahrer!

jmk
28. März 2025 - 8.34

Es ist diskriminierend... wird eine alleinstehende Frau nun fremde Männer im Auto mitnehmen müssen um eine Autobahnspur benutzen zu dürfen? Oder zu Fremden einsteigen? Und was ist, wenn alle wieder heim müssen? Sich dauernd absprechen müssen? Mit Fremden? Nicht jeder hat Kollegen oder Freunde, die morgens in die gleiche Richtung müssen

John G.
28. März 2025 - 8.22

Moment mal! Das hiesse, wenn die 3. Spur so genutzt würde wie gedacht, dann wäre sie - wegen der sinkenden Autozahl - zwar überflüssig, aber deswegen wiederum zweckmässig und also unentbehrlich.