Ratingagentur nimmt Luxemburg unter die Lupe

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Die Ratingagentur Moody’s verteilt an Luxemburg wieder viel Lob – aber spricht auch eine Warnung.

Die Ratingagentur Moody’s hat diese Woche ihre jährliche Analyse zur Kreditwürdigkeit Luxemburgs veröffentlicht. In der 23 Seiten starken Studie erklärt sie, warum sie Luxemburg in puncto Bonität die Bestnote AAA gegeben hat und was sie als Stärken und Schwächen der Luxemburger Wirtschaft sieht.

Als wichtigste Stärken hebt die Agentur vor allem das „sehr hohe Wohlstandsniveau, das starke Wachstum“ und die Stabilität der Institutionen hervor. Hinzu kommen noch eine solide steuerliche Entwicklung sowie ein „robustes“ Regelwerk im Bereich Finanzen und Steuern.

Eines der wichtigsten Elemente der guten Kreditwürdigkeit sei dabei das solide Haushalten der Regierung, wird Heiko Peters, einer der Co-Autoren des Berichts, in einer Pressemeldung zitiert. Über lange Zeit hinweg habe das Land vorsichtig gehaushaltet, wodurch das Verschuldungsniveau Luxemburgs, verglichen mit der Wirtschaftsleistung, „sehr niedrig“ geblieben sei.

Vermögender Staat

Zudem sei auch der Staat an sich überaus vermögend, etwa durch den Pensionsfonds und durch staatliche Beteiligungen an Unternehmen. Die Verlangsamung des Wachstums, die am Anfang dieses Jahres gemessen wurde, sieht die Ratingagentur als vorübergehend. Moody’s geht davon aus, dass das Wachstum in der zweiten Jahreshälfte wieder steigen und von Quartal zu Quartal um etwa ein Prozent zulegen werde.

Trotzdem habe auch Moody’s die Wachstumsprognosen für Luxemburg – nachdem die Zahlen für das erste Halbjahr vorlagen – deutlich nach unten korrigiert. Mittlerweile rechnet die Agentur somit für 2017 in Luxemburg nicht mehr mit einem Wachstum von 4,3 Prozent, sondern nur noch mit einer Zunahme der Wirtschaftsleistung um 2,8 Prozent. Des Weiteren geht Moody’s davon aus, dass die Staatsverschuldung im Laufe des Jahres leicht, auf 23 Prozent der Wirtschaftsleistung, ansteigen werde.

Als mögliche Herausforderungen für die Kreditwürdigkeit des Landes sieht die Agentur Unsicherheiten, was das mittel- und langfristige Wachstumspotenzial des Landes angeht. Dabei denkt sie vor allem an die vielen Veränderungen, die den Finanzsektor und seine Aufsichtseinrichtungen betreffen. In diesem Zusammenhang könnte sich auch der rezente Fokus von EU-Kommission und OECD („Organisation for Economic Cooperation and Development“) auf eine stärkere steuerliche Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten zu einer Herausforderung entwickeln, warnt die Ratingagentur.

„Sehr geringe“ Risiken

Insgesamt seien die Risiken für Luxemburgs Kreditwürdigkeit jedoch „sehr gering“, schreibt sie. Zudem geht Moody’s davon aus, dass Luxemburgs Behörden die mittel- und langfristigen Herausforderungen zeitig angehen werden.

Mit einer raschen negativen Veränderung des Ratings (der Bonitätsnote) rechnet derzeit jedoch niemand. Der einzige Fall, in dem sich Moody’s eine Herabstufung Luxemburgs vorstellen könnte, wäre: Eine „ernsthafte und lange andauernde Verschlechterung der Haushaltslage des Staates, die zu einem deutlichen Anstieg der Staatsschulden führen würde“, schreibt die Agentur. Dann nämlich hätte das Land nicht mehr genügend Reserven, um auf neue Krisen reagieren zu können.

Marius
25. November 2017 - 22.26

Wo an fast jeder Straßenecke märchenhafte Gewinne, aber auch gigantische Verluste winken, wird man unweigerlich von einer Volkssitte des Gewinnspiels sprechen dürfen. Börsen, Banken und Spielkasinos dieser Welt ködern ihre Kunden vorwiegend mit schnellem Gewinn, wobei die hohe Rendite gegebenenfalls für das eingegangene Risiko entschädigen soll. Bei einer solchen Idealisierung des Neoliberalismus und bei näherer Betrachtung des Luxemburger Milieus, dürfte dem geübten Beobachter sicherlich nicht entgangen sein, dass der Staat dieses kleinen Großherzogtums, als Croupier am Spieltisch des Kasino-Kapitalismus kräftig mitwürfelt und verdient, so als wäre er selbst, eine Agentur des neoliberalen Monopolkapitals. Bei aller Euphorie über die grandiose Erfolgsstory des Luxemburger Finanzplatzes, besteht permanent die Gefahr eines unfallbedingten Absturzes, nach dem Motto, das da lauten dürfte: „Wer übermäßig viel will, scheitert umso heftiger.“ wird

armand
25. November 2017 - 13.29

ok, kann Ihre meinung teilen.. aber was nun?

Serenissima, en Escher Jong
24. November 2017 - 23.53

Genau richtig Marius, im Ernstfall hat Luxemburg weder genügend Bankreserven, noch ausreichende nationale Rücklagen und Garantien, wenn man nur das riesige angehäufte globale Fondsvermögen in Betracht ziehen wollte das ja bei den hiesigen Depotbanken liegt.

Marius
24. November 2017 - 20.33

Genau was ich schon seit Jahren bemängele, dieses Spiel könnte einige Nummern zu groß sein für das kleine Großherzogtum, denn für das nationale Geschäftsmodell gibt es im Ernstfall, weder genügend Bankreserven, noch ausreichende nationale Rücklagen und Garantien. Ich bin nicht Moodys. Wegen des geringen Eigenkapitals der hier ansässigen Banken und weil die Bonität von Staaten und Banken untrennbar miteinander verbunden sind, hängt längst schon das Schwert des Damokles, lebensbedrohlich über dem kleinen Grossherzogtum. Dort wo multinationale Großunternehmen allen Anstand verloren haben, siehe Luxleaks, und wo wirklichkeitsfremde Spekulanten leichtfertig Firmen, Arbeitsplätze und sogar Banken in Gefahr bringen, dank der globalisierten Wirtschaft und der offenen Grenzen in der Europäischen Union, wird die offene Gesellschaft immer mehr bedroht. Der rücksichtslose Gebrauch der Macht von großen Verbänden, Konzernen, Geldinstituten und Medienkomplexen kann zu einer Gefahr für den Bestand der offenen Gesellschaft werden, jedenfalls dann, wenn die gewählten Politiker in Parlament und Regierung die Gefährdungen nicht erkennen, ihnen nicht resolut entgegentreten, oder sich sogar mit dem Missbrauch verbünden.