Nach 3:51 Stunden rund um das österreichische Feldkirch richtete sich Bob Jungels auf. Mit einem Lächeln im Gesicht riss er die Arme nach oben und wurde vom österreichischen Publikum als Etappensieger bejubelt. Vielleicht hatte der 32-Jährige nach seiner Nichtnominierung für die Tour de France etwas Wut im Bauch, denn am Sonntag zeigte er bei der Tour of Austria seine ganze Klasse.
Zusammen mit dem US-Amerikaner Sean Quinn (EF Education), dem Dänen Juul-Jensen Christopher (Jayco AlUla) und dem Italiener Luca Vergallito (Alpecin-Deceuninck) war Jungels Teil der Ausreißergruppe des Tages. Etwa 20 Kilometer nach Rennbeginn hatte sich das Quartett gebildet, das sich dann schnell einen komfortablen Vorsprung auf das Peloton erarbeitete.
Es war eine schwierige Etappe in den Österreicher Alpen – mit dem Furkajoch wartete erst ein Berg der höchsten Kategorie, dann standen mit dem Faschina (zweite Kategorie) und dem Dünserberg (erste Kategorie) zwei weitere schwere Berge an. Auch gegen Ende des Rennens waren immer wieder Steigungen zu überwältigen.
Erinnerungen an die Tour
Jungels schien der stärkste Fahrer der Gruppe zu sein: Immer wieder führte er zu Tempoerhöhungen. Etwa 63 Kilometer vor dem Ziel konnte nur noch Vergallito sein Tempo folgen, doch auch der Italiener musste 40 Kilometer vor Ankunft reißen lassen. Für Jungels begann ein Kampf gegen die Zeit, der an seinen Etappensieg bei der Tour de France 2022 erinnerte. Damals attackierte Jungels 60 Kilometer vor dem Ziel und fuhr dann Solo in Chatel zum Etappensieg.
In Österreich zeigte Jungels am Sonntag, dass seine Form stimmte. Zwar machte hinter ihm das Peloton Tempo, doch der amtierende Landesmeister im Zeitfahren verlor keine Zeit. Im Gegenteil: Er baute alleine seinen Vorsprung auf das Peloton sogar noch aus. Das Peloton hatte den Sieg des Luxemburgers akzeptiert, auch weil er in der Gesamtwertung keine große Rolle mehr spielte. Auf der 4. Etappe am Samstag verlor er 7:21 Minuten auf den Etappensieger Isaac Del Toro (UAE).
Jungels konnte die letzten Kilometer Richtung Ziel genießen. Am Ende feiert er seinen 27. Profi-Sieg und seinen elften Sieg, zieht man die nationalen Titel ab. „Eine Solo-Fahrt ist immer gefährlich“, sagte Jungels im Siegerinterview. „Zum Schluss kann man immer einbrechen. Ich wusste aber, wenn ich den letzten Hügel überstehe, dann wird es schwer, mich einzuholen.“
„Die Kirsche auf dem Kuchen“
Wie also bei der Tour de France 2023 oder aber auch bei Liège-Bastogne-Liège 2018, wo er 20 Kilometer vor dem Ziel alleine attackierte, feiert Jungels seinen nächsten Solo-Sieg. „Für mich ist es schwierig, den Unterschied am Anstieg zu machen. Für mich geht es eher aus einer Spitzengruppe heraus, in der man die anderen weichkochen kann und wo ich dann hinten raus meine Qualitäten ausspielen kann. Ich habe es dann alleine probiert und gesehen, dass Vergallito Probleme hatte. Ich habe meinen Rhythmus durchgezogen und es hat gereicht.“
Zugleich ist es sein erster Sieg im Trikot von Ineos Grenadiers, für die er seit Anfang dieses Jahres fährt. „Vor zwei Wochen gab es schon eine kleine Enttäuschung, als mir mitgeteilt wurde, dass ich nicht zur Tour de France fahre. Ich habe ein paar Tage rausgenommen und bin dann hierhergekommen. Wir hatten viel Spaß hier mit den Jungs. Das ist auch meine Rolle im Team: die Jungs anzulernen. Aber klar: die Etappe hier zu gewinnen, ist die Kirsche auf dem Kuchen.“
Als Zweiter der Etappe fuhr Rui Costa (EF Education) mit 1:45 Minute Rückstand ins Ziel. Del Toro gewann letztendlich die Tour of Austria, Jungels beendete die Rundfahrt als 17.
Giro Women: Longo Borghini siegt
Die Italienerin Elisa Longo Borghini (UAE) hat am Sonntag den Giro d’Italia Women gewonnen. Am Samstag nahm sie Marlen Reusser (Movistar) auf der vorletzten Etappe das Rosa Trikot ab, der Etappensieg ging an Sarah Gigante (AG Insourance-Soudal) aus Australien. Die abschließende Etappe am Sonntag ging an die deutsche Radsportlerin Liane Lippert (Movistar). Nina Berton (EF Education Oatly) beendete die Etappe am Samstag 57., am Sonntag fuhr sie mit Platz 33 ihr bestes Ergebnis heraus. Die Gesamtwertung beendet sie als 48. mit 57:45 Minuten Rückstand auf Longo Borghini.
Tja, bei der Tour hätte Geraint dem Bob mal helfen können. Stimmt die "Chemie" nicht?
Solofahrt wie bei L.B.L vor Jahren und bestes Resultat bis jetzt 2025 !
Hat gestern bewiesen dass noch immer ein Klassefahrer in ihm steckt.
Das stärkste bei seinem Sieg ist dass er mehr als 40 Kilometer der ganzen Meute hinter ihm wiederstehen konnte dank seines Zeitfahrtalent. Gratulation und weiter so !