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Umwelt 314 bis 336 Kilogramm Papier – Luxemburg mit „sehr hohem“ Pro-Kopf-Verbrauch

Umwelt  / 314 bis 336 Kilogramm Papier – Luxemburg mit „sehr hohem“ Pro-Kopf-Verbrauch
Ganz schön viele Seiten: Laut einer Studie wird in Luxemburg trotz Digitalisierung immer noch einiges ausgedruckt Foto: Pixabay

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Laut einer Studie verbraucht jeder Luxemburger zwischen 314 und 336 Kilo Papier im Jahr. Damit könnte Luxemburg weltweit zu den Top-Verbrauchern zählen.

314 und 336 Kilogramm – so viel Papier verbraucht in Luxemburg jeder Einwohner. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die das Umweltministerium am Dienstag veröffentlicht hat. Erstellt wurde das Dokument vom Studienbüro Ecoconseil – das dafür unter anderem auch den Verbrauch von Feuchttüchern, Lebensmittelverpackungen und Getränkeverschlüssen untersucht hat.

Das ist im Vergleich mit anderen EU-Ländern ein sehr hoher Pro-Kopf-Verbrauch. Die Autoren der Studie schreiben: „Der Vergleich mit Angaben aus anderen Ländern der EU zeigt, dass Luxemburg einen Spitzenwert einnimmt.“ Einer dieser Autoren, Steff Schaeler, meint im Gespräch mit dem Tageblatt sogar, dass Luxemburg im internationalen Vergleich „sicher vorne dabei ist – auf allerhöchstem Niveau“.

Die Werte von 314 und 336 Kilogramm kommen zustande, weil die Studienautoren zwei unterschiedliche Datenquellen zu Rate gezogen haben: einmal Erhebungen der Welternährungsorganisation (FAO) – einer Sonderorganisation der Vereinten Nationen. Sie berichtet von einem Verbrauch von 314 Kilogramm pro Kopf in Luxemburg. Und auf der anderen Seite wurden in der Studie auch Zahlen des Verbands deutscher Papierfabriken (VdP) verarbeitet. Der VdP geht von einem Verbrauch von 336 Kilogramm pro Kopf in Luxemburg aus. Was, wenn man die Grenzgänger in diese Rechnungen mit einbezieht? Auch dann erreicht Luxemburg bei den VdP-Zahlen einen im internationalen Vergleich hohen Wert von 248 Kilo pro Kopf.
Laut Studie meldet die VdP für Belgien einen Pro-Kopf-Verbrauch von 308 Kilogramm, in Deutschland sind es 250 Kilogramm. Frankreichs Wert liegt mit 132 Kilo pro Kopf deutlich niedriger.

„Ein Spiegel unseres Lebensstils“

Das meiste Papier wird laut der VdP-Zahlen in der Luxemburger Verwaltung, den Schulen, dem Druck und den Büros verbraucht, umgerechnet 178 Kilo pro Einwohner. Damit sind alle Papiere gemeint, die zur „Übermittlung von Informationen beschrieben und bedruckt“ werden.

An zweiter Stelle stehen Verpackungen aus Papier, Pappe und Karton mit insgesamt 119 Kilo pro Einwohner. Luxemburgs Gesamtpapierverbrauch für das Jahr 2017 liegt laut der Studie zwischen 185.000 (FAO) und 198.000 (VdP) Tonnen.

„Das sind berechnete und nicht empirisch erfasste Zahlen“, erklärt Steff Schaeler. „Weil der Markt so klein ist, mussten wir auf weiter hergeholte Statistiken zurückgreifen.“ Das heißt: Es gibt eigentlich keine genauen Daten über den Papierverbrauch der Luxemburger. Die Autoren der Studie mussten sich die Zahlen demnach selbst aus den Berichten von VdP und FAO ableiten. Schaeler erklärt aber, dass es nicht Sinn und Zweck der Studie ist, herauszufinden, wie viel Gramm Papier genau jeder Luxemburger verbraucht. Es gehe eher darum, allgemeine Tendenzen aufzuzeigen und „die Leute zum Denken anzuregen“. So könne man den Luxemburgern einen „Spiegel des Lebensstils“ vorhalten.

Mögliche „Ultra-Impulse“ während der Corona-Pandemie

Aus den Zahlen der Welternährungsorganisation lässt sich herauslesen, dass der Verbrauch von Druck- und Schreibpapier in Luxemburg zwischen 2007 und 2017 leicht abgenommen hat. Nach 2017 ist Luxemburgs Papierbedarf – laut FAO-Daten – wieder etwas angestiegen. Warum? Diese Frage kann Gerd Winter, der Verantwortliche für die Berechnungen der Nachhaltigkeits-Studie bei Ecoconseil, auch nicht mit Sicherheit beantworten. Er vermutet, dass zumindest die rückläufigen Zahlen auf die verstärkte Nutzung von elektronischen Medien – beispielsweise E-Mails – zurückzuführen sind.

In Sachen Digitalisierung liefern Daten der Post Luxemburg weitere Indizien. Das Volumen des Luxemburger Briefverkehrs hat sich zwischen 2015 und 2019 um 14 Prozent verringert: 2015 wurden insgesamt 146.735.816 Briefe verschickt. 2019 waren es nur noch 125.912.713, erklärt die Pressestelle der Post gegenüber dem Tageblatt. Das Volumen des Paketversands hingegen habe sich in derselben Zeit fast verdoppelt – von 2.095.241 Paketen 2015 auf 4.042.994 Pakete im Jahr 2019.

Zukünftige Studien könnten den Verbrauch der Luxemburger während der Pandemie untersuchen, sagt Ecoconseil-Mann Steff Schaeler. Er spricht von möglichen „Ultra-Impulsen“ während der Corona-Pandemie. Schaeler geht davon aus, dass vor allem der Paketversand in Zeiten von Lockdown und anderen Restriktionen enorm zugenommen hat. Details könne er aber nicht liefern, dafür müsse man sich die Zahlen in etwa zwei Jahren anschauen.

Einkaufsliste auf dem Smartphone

In der Nachhaltigkeitsstudie geht es jedoch nicht nur um Papier. Die Autoren versuchen auch Wege zu einem bewussteren Umgang mit Verpackungsmaterialien und Deckelverschlüssen zu vermitteln. Deswegen zeigen sie beispielsweise, welche Produkte am leichtesten zu recyceln sind und welche man eher – um die Umwelt nicht noch weiter zu belasten – meiden sollte.

Die Autoren raten, verstärkt auf digitale Funktionen zu setzen. Kalender oder Einkaufslisten könne man sich beispielsweise auf dem Smartphone einrichten. Wichtige Dokumente müssten nicht unbedingt ausgedruckt werden, es reiche oft, diese nur auf dem PC abzuspeichern. Zudem solle man beim Einkauf auf Gütesiegel und Materialien achten – und wenn möglich immer recyceltes Material einkaufen.

Laut einer Sprecherin des Umweltministeriums soll „die Studie in erster Linie zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit genutzt“ werden. Die Resultate und Tipps sollen auch über Social Media kommuniziert werden. In einer nächsten Etappe fließe sie dann in politische Diskussionen mit ein.

Die komplette Studie gibt’s bei emwelt.lu zum Download.

423 oder 336 Kilogramm?

Das Begleitschreiben zur Studie, das viele Medien zitiert haben, geht sogar von einem noch höheren Papierverbrauch der Luxemburger aus – bis zu 423 Kilogramm. Laut den Autoren der Studie bezieht sich diese Zahl auf Annahmen der VdP und geht von einem „unrealistisch hohen“ Verbrauch von Hygienepapier in Luxemburg aus. Für ihre eigene Untersuchung haben sie für Luxemburg deshalb den EU-Durchschnittsverbrauch von Hygienepapier angesetzt – und sind damit bei einem Wert von 336 Kilogramm gelandet.

 Foto: Pixabay

Arm
20. Februar 2021 - 18.28

Wat si mir ower schlëm Leit. Mer drenken ze vill, mer fëmmen eis doud, mer verbetzelen (saufen?) ze vill Benzin, an elo verbrauche mer och nach zevill Pabeier. Wou soll dat higoen ... léiwen Emweltministère? Fillt iech emol un de Kap an halt op ons all Dag de Fanger ze machen. :-(

Observer
20. Februar 2021 - 7.39

Maach maer emol e Print dovun! Ooh maer hun kee Papeier mei!

Marc.
19. Februar 2021 - 18.26

Dementsprechend liebes Umweltministerium (und die anderen natürlich auch) verzichten Sie doch bitte auf die Unmengen von Papier ehe Sie der Öffentlichkeit was von Papierverbrauch erzählen wollen. Wir sind im Digitialen Zeitalter wert Herrschaften.

Till Eule vor dem Spiegel
19. Februar 2021 - 16.57

Oh !! Schreck !!Jetzt werden die Grünen nach CO2 Steuer auch noch eine Klopapiersteuer einführen.