Echternacher See22 Tonnen tote Fische: Forscher vermuten Erschöpfung als Todesursache

Echternacher See / 22 Tonnen tote Fische: Forscher vermuten Erschöpfung als Todesursache
Infektiöse Krankheiten als Todesursache konnten nach den Laborbefunden ausgeschlossen werden Foto: Armand Hoffmann

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Anfang März sorgte ein mysteriöses Phänomen im Echternacher See für Schlagzeilen: Die Silberkarpfen schienen plötzlich alle auf einmal zu sterben. Andere im See lebende Fischsorten sind vom Massensterben nicht betroffen. Einige der Kadaver wurden nun im Labor untersucht. Infektiöse Erkrankungen können ausgeschlossen werden. Forscher halten es jedoch für möglich, dass die Silberkarpfen an den Folgen des Energiemangelsyndroms gestorben sind. 

Vom Ufer kann man sie sehen und an manchen Stellen sogar riechen: die Kadaver der toten Silberkarpfen, die mit dem Rücken nach oben auf dem See treiben. „Unsere Mitarbeiter haben bislang mehr als 22 Tonnen tote Silberkarpfen aus dem See geborgen“, sagt Bürgermeister Yves Wengler. Die Kadaver werden in speziellen Behältern für Tierkadaver aufbewahrt und danach fachgerecht von einer spezialisierten Firma entsorgt. 

Der Silberkarpfen ist eine Fischart, die ursprünglich nur in südostasiatischen Fließgewässern vorkam. Weil die Gewässer in Luxemburg zu kalt sind, kann sich der Fisch nicht vermehren. Der Silberkarpfen ernährt sich hauptsächlich von Algen und wird zur Wasserfilterung in Badegewässern eingesetzt. Immer wieder kommt es aus bislang unerklärlichen Gründen in Europa zu Massensterben von Silberkarpfen. Bei einer Talsperre in Thüringen hatten Freiwillige im Jahr 2013 bei einem ähnlich mysteriösen Massensterben rund 37 Tonnen tote Silberkarpfen aus den Gewässern geholt. Andere Fischarten wie der Zander oder der Hecht, die auch im Echternacher See heimisch sind, sind vom Massensterben nicht betroffen. Im Gegenteil: Wie sich herausgestellt hat, sind sie alle gesund.

Rund 22 Tonnen tote Silberkarpfen wurden in den vergangenen Wochen aus dem See geborgen
Rund 22 Tonnen tote Silberkarpfen wurden in den vergangenen Wochen aus dem See geborgen Foto: Armand Hoffmann

Das „Laboratoire Pathologie des poissons“ aus Belgien hat nun einige der Kadaver nach Krankheiten untersucht. Die Mitarbeiter konnten die genaue Todesursache allerdings auch nicht bestimmen, sondern lediglich mehrere Krankheiten ausschließen. Ausgeschlossen konnte das Koi-Herpesvirus (KHV) werden. Beim KHV handelt es sich um ein höchst infektiöses Virus, das virale Infektionskrankheiten bei Karpfen verursacht. Auch die Suche nach dem „Carp Edema Virus“ (CEV), einem für Karpfen infektiösen Pockenvirus, das vor allem die Kiemen befällt, verlief negativ. Die Kadaver wurden ebenfalls negativ auf das „Frühlingsvirämie der Karpfen“ (SVC) getestet.  

Die Forscher haben jedoch einen Verdacht – und zwar, dass die Silberkarpfen an den Folgen des Energiemangelsyndroms gestorben sein könnten. Viele Fische hatten fast keine Nahrungsrückstände im Darm, sondern nur eine gallenartige Flüssigkeit. Außerdem konnte bei manchen Exemplaren eine gereizte Darmschleimhaut festgestellt werden. Bei steigenden Wassertemperaturen erwachen die Karpfen aus ihrer Winterruhe. Sie werden wieder aktiv und nehmen langsam Nahrung auf. Bei einem schnellen Kälteeinbruch stellen sie die Nahrungsaufnahme wieder ein. Wiederholt sich dieser Vorgang mehrmals, können die Fische an Erschöpfung sterben. Die Krankheit eindeutig nachzuweisen, ist allerdings schwierig.

Gute Wasserqualität

Eigentlich sollte ab dieser Sommersaison ein circa zwei Hektar großes Areal des Sees als Schwimmteich genutzt werden. Deshalb ist sich Ben Scheuer, der Erste Schöffe der Abteistadt, sicher, dass das Massensterben nicht auf verschmutztes Wasser zurückzuführen ist. „Die geforderten Analysen des Umweltministeriums, um die Wasserqualität zu überprüfen, fielen positiv aus“, berichtet er.

Der Schwimmteich soll in direkter Nähe zur Jugendherberge angelegt werden. Alle angrenzenden Grünflächen können dann als Badewiesen genutzt werden und erhalten einen direkten Zugang zum Wasser. Der Eintritt zu den Liegewiesen soll kostenlos bleiben. Einen Bademeister, der für die Sicherheit zuständig ist, soll es allerdings nicht geben. Ein Kinderbecken ist ebenfalls nicht vorgesehen. Für die Kleinen ist jedoch ein neuer Abenteuerspielplatz auf der sogenannten Pirateninsel vorgesehen. Allerdings wurde der See in Echternach noch nicht als europäisches Badegewässer ausgewiesen. Nichtsdestotrotz bleibt Scheuer weiterhin optimistisch, dass diesen Sommer die ersten Schwimmer ihre Bahnen im See ziehen können: „Ich hoffe, dass der Schwimmteich ab Juli dieses Jahres genutzt werden kann.“

HTK
5. Mai 2022 - 21.28

Eine nicht endemische Art wird eingesetzt um ...ja wofür auch immer. Und dann kommt die Überraschung. Nicht geeignet für das Biotop. immer wenn wir die Finger im Spiel haben...geht's schief.

Romain C.
5. Mai 2022 - 16.13

Corona war da und sie waren nicht geimpft!