4. Wäistrooss-Regatta18 m lang, 1 Tonne schwer und dennoch schnell …

4. Wäistrooss-Regatta / 18 m lang, 1 Tonne schwer und dennoch schnell …
110 Ruderer waren bei der Regatta im Einsatz Foto: Herbert Becker

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Am Sonntagmorgen, 10.00 Uhr, in der Marina in Schwebsingen: geschäftiges Treiben am Bootsanleger. Dutzende Ruderer lassen ihre Boote zu Wasser und machen sich startbereit zur 4. Auflage der international besetzten „Wäistrooss-Regatta“ unter dem Motto „In Safety“, organisiert vom luxemburgischen Ruderverband FLSA.

„Um an die Quelle zu kommen, muss man gegen den Strom schwimmen“, verheißt ein geflügeltes Wort. Ganz bis zur Quelle des Flusslaufs ging es dann letzten Endes doch nicht. Dennoch lagen 5.000 harte Flussmeter gegen den Strom vor den Bootsbesatzungen, beim Regattastart in Schwebsingen Richtung Zieleinlauf am Dreiländereck in Schengen.

Wir treffen kurz vor dem Start auf Stéphane Cesari, den Präsidenten der FLSA. „Wir sind hocherfreut, nach dem Veranstaltungsausfall im vergangenen Jahr heute 34 Boote der unterschiedlichsten Klassen aus vier Nationen im Großherzogtum begrüßen zu können“, erklärt er uns. „Am Start sind 110 Aktive aus Luxemburg, Deutschland, Belgien und Frankreich, u.a. aus Trier, Saarbrücken, Brüssel, Lüttich, Mittersheim und Sarreguemines. Aus gegebenem Anlass und zur Sicherheit der Sportler verzichten wir allerdings bei der Siegerehrung am Nachmittag auf das ansonsten von uns angebotene Barbeque.“ Zu uns gesellen sich Christiane Bram, Vorstandsmitglied der FLSA, und ihre Kollegin Catherine Baudhuin, die in Schengen, gemeinsam mit der Jury den Zieleinlauf überwachen wird.

Uns interessiert, wie viel Zeit in die Vorbereitungs- und Planungsphase des Events investiert werden muss. „Ein gutes halbes Jahr benötigen wir hierzu schon“, weiß Christiane Bram. „Das beginnt mit der Einholung der erforderlichen Genehmigungen bei den Behörden, z.B. für die zweistündige Sperrung des Schiffsverkehrs auf der Mosel in beiden Fahrtrichtungen, bis zur Organisation der Boote für die Flussüberwachung während der Regatta. Gemäß den aktuell gültigen Corona-Regeln haben wir auch für die gebotene Sicherheit für Aktive und Zuschauer gesorgt. Alle Aktive sind entweder geimpft oder getestet, die Anzahl der zugelassenen Zuschauer ist entsprechend limitiert. Vonseiten des einzigen in Luxemburg ansässigen Ruderclubs LIRC (Luxembourg International Rowing Club) werden sechs Boote mit am Start sein.“

Hightech beim Zieleinlauf

Wie und mit welchen technischen Hilfsmitteln organisiert sich die Jury beim Zieleinlauf, fragen wir noch in Richtung von Catherine Baudhuin. „Die international renommierte Jury wird vom französischen Ruderverband gestellt. Die Zeitnahme und der Zieleinlauf der Boote erfolgt mittels modernster Kamera- und Videotechnik, sodass auch eine exakte Zeitnahme garantiert ist“, so Catherine Baudhuin.

Das Besondere an diesem sogenannten Handicaprennen ist, dass alle Bootsklassen, vom Einer bis zum Achter mit Steuermann/frau, gleichzeitig an den Start gehen. Nach einem von der Jury vorgegebenen, komplizierten Zeitschlüssel werden am Ende die Regattasieger ermittelt. Es gibt hier entsprechende Zeitgutschriften für personell schwächer besetzte Boote, da ein Vierer oder Achter naturgemäß mehr Schub aufs Wasser bringen kann als ein Einer oder Zweier.

Spannendes „Hot Race“

Ehe das Startsignal ertönt, haben wir noch Gelegenheit, bei einer letzten Team- und Renntaktikbesprechung zugegen sein zu dürfen. Der Achter des RV Treviris aus Trier ist von Beginn des Regattareigens in Luxemburg mit am Start und stellt mit fünf Booten und 21 Aktiven das größte Teilnehmerfeld. „Unser Achter ist ausschließlich Ü-50 besetzt“, erzählt uns Steuerfrau Ute Recker-Hamm. „Wir trainieren ganzjährig jeden Sonntag bei Wind und Wetter und nehmen auch an weiteren namhaften Events in London oder Amsterdam teil. Wir bringen schon mächtig Schub aufs Wasser, unser Boot misst 18 m und wiegt mit Crew rund eine Tonne. Wir streben heute eine Zeit um die 22 Minuten an, das wäre unser erklärtes Ziel.“

Gegen 11.30 Uhr fällt der Startschuss und die 110 Aktiven – es sind u.a. auch rein mit Damen besetzte Boote am Start – legen sich mächtig ins Zeug und in die Riemen. Schnell trennt sich die Spreu vom Weizen, die Achter, Vierer und Doppelvierer können sich schnell vom übrigen Feld absetzen. Gemäß dem zuvor beschriebenen Zeitschlüssel ist dem aber noch keine größere Bedeutung beizumessen.

Schlussendlich geht der Vierer des RV Saarbrücken nach entsprechender Zeitgutschrift mit einer Einlaufzeit von 22:30 Minuten als Sieger der 4. Auflage hervor, vor der gleichen Bootsklasse des RV Treviris Trier und dem starken Alexis Trur im Einer vom SR Metz. Als bestes Luxemburger Boot fuhr Jacopo Palma vom LIRC auf einen überraschenden 4. Platz der Competition. Eine Punktlandung lieferte der Achter aus Trier auf Platz 6 mit 22:01 Minuten, der also die angepeilte Zeit erfüllen konnte.

Nach dem Zieleinlauf der favorisierten Boote legen sich die Nachzügler noch einmal kräftig ins Zeug und passieren mit den letzten Ruderschlägen die Ziellinie. Die luxemburgischen Boote haben sich achtbar geschlagen und die Veranstalter zeigen sich mehr als zufrieden über den Verlauf der diesjährigen Regatta.

Verschweigen wir am Ende dennoch nicht, dass alle die 5.000 m noch einmal zurückrudern mussten zur Marina nach Schwebsingen, da sie ihre Gefährte hier wieder verladen mussten. Dieses Mal jedoch mit der Strömung und daher nicht annähernd so anstrengend.